2012 hat sich in vielen Aspekten wahrlich nicht von seiner besten Seite präsentiert. Von der allgemeinen Krisenstimmung ließ sich aber wenigstens die Rockbranche nicht anstecken und beglückte uns im letzten Jahr mit einer ganzen Reihe richtig guter Releases. Viele Major-Acts brachten ihre neusten Werke auf den Markt, wie beispielsweise Green Day mit ihrer Trilogie "Uno!", "Dos!" und "Tres!" (der dritte Teil erscheint erst in diesem Jahr), Iron Maidens zehntes Live Album "En Vivo!" oder die Pop-Rock-Platte "Battle Born" von The Killers. Doch Lili Werner wollte sich nicht nur mit den ganz großen Namen begnügen, sondern hat ihre Aufmerksamkeit auch auf weniger etablierte Künstler gelenkt:
Eine wirklich besondere Platte lieferten uns im Mai die kanadischen Noise-Rocker Japandroids. Mit ihrem zweiten Studioalbum "Celebration Rock" vereinnahmten sie Fans wie Musik-Kritiker gleichermaßen. Von den Medien wurde ihr purer, zelebrierter Rock in höchsten Tönen gelobt. Völlig zu Recht, denn bereits die Single "The House That Heaven Built" bestach mit unverfälschter Lebensfreude. Genau diese Lebensfreude zieht sich durch das ganze Album und lässt "Celebration Rock" zu einer Platte für die Ewigkeit werden.
An das fünfte Album "Infinity Overheads" der Indie-Rocker Minus The Bear waren die Erwartungen schon vor dem Erscheinen im September groß. Was vielen Bands nicht gelingt, haben die Jungs aus Seattle wunderbar hingekriegt: Sie konnten nahtlos an die Qualität der Vorgänger anknüpfen. Zwar haben sie sich musikalisch mehr in Richtung Indie entwickelt und kommen nicht mehr ganz so hart daher, allerdings ohne an ihrer Kreativität Abstriche zu machen. Mit "Infinity Overhead" haben Minus The Bear etwas sehr Besonderes geschaffen, denn jeder Song besitzt eine ganz eigene Stimmung.
Nach der geglückten Reunion der 80er-Grunge-Band Soundgarden im Jahre 2010 kam im November das lang ersehnte Album "King Animal". Getrennt hatte sich die Gruppe 1997, weil sich die einzelnen Mitglieder auch mal solo ausprobieren wollten. Nun können wir froh sein, dass sie sich wieder zusammengerauft haben, denn mit "King Animal" haben uns Soundgarden ein wahres Geschenk gemacht. Und das Beste: Musikalisch klingen sie noch genauso grungig und rau wie in den guten alten Zeiten.
Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten, und leider gilt das auch für Musiker. So konnte uns 2012 Billy Talent mit ihrer Scheibe "Dead Silence" leider nicht wirklich begeistern. Die Fans hatten sich von dem fünften Studioalbum viel erhofft – doch wurden sie enttäuscht. Schon bei den vorherigen Alben war eine deutliche Steigerung des Pop-Faktors zu vernehmen und auch "Dead Silence" bekam davon eine Menge ab. Auch wenn die Songs zunächst wieder etwas härter erscheinen, klingen sie teilweise ziemlich ähnlich und haben, bis auf die Stimme des Fronters Benjamin Kowalewicz, wenig Wiedererkennungswert. Die Medien sind geteilter Meinung, aber für uns klingt "Dead Silence" einfach zu sehr weichgespült.
Und was erwartet uns 2013? Wir freuen uns beispielsweise auf "Wonderful, Glorious" von den Eels, das im Februar herauskommt und viel fröhlicher als ihre bisherigen Platten klingen wird. Bei der Produktion des Albums wollte der Kopf der Band, Mark Oliver Everett alias E, etwas Neues schaffen: "Wenn irgendjemand im Raum eine Idee hatte, habe ich immer gesagt: 'Lasst es uns ausprobieren!'". Na, da können wir gespannt sein.
Gespannt sind wir auch auf das neue Foals-Album "Holy Fire". Frühere Werke der Band versprechen, dass "Holy Fire" wie eine Granate einschlägt. Die britische Band erzählt mit ihrer Musik gerne Geschichten. Gerade die aktuelle Single-Auskopplung "Inhaler" klingt vielversprechend und lässt uns bis zum Release-Termin Mitte Februar die Hände kribbeln.
Hoffen wir, dass es auch in 2013 viele Platten mit Wow-Faktor geben wird! Wir freuen uns jedenfalls auf viele kleine Überraschungen und vielleicht die ein oder andere bombastische Entdeckung! (lw)