Rock- und Metal-Musik beeinflussen seit Jahrzehnten andere Kulturformen. Ob in der Literatur, im Theater oder im Film – Rock-Musik wird zitiert, referenziert, auf sie rekurriert oder einfach gefeiert. Im Film sind Musicals wie Hair oder Rocky Horror Picture Show Kult. Auch heutzutage existieren mit Almost Famous und Rock of Ages genügend Beispiele für Rock-Filme. In der Literatur ist einmal der Rocker Autor – so der Fall wenn Nick Cave Bücher schreibt – ein andermal ist der Rock-Musiker das Sujet wie in Salman Rushdies "Der Boden unter ihren Füßen". So mussten Rock- und Metal-Begeisterte auch nicht lange warten, bis die ersten PC- und Videospiele erscheinen, die sich diesen Genres verschrieben haben. Was sich in dieser Verbindung so Interessantes wiederfindet, hat sich Daniel Kirschey mal angeschaut.
Rock und Videospiele – damit finden zwei Kulturformen zusammen, auf die Mütter der westlichen Hemisphäre gerne die Schuld ihrer vernachlässigten Erziehung schieben. Das dabei etwas Gutes ersteht, ist also vorprogrammiert. Na ja, es gibt leider auch einige schlechte Beispiele. Dann beispielsweise, wenn jemand die Band Iron Maiden auf die Idee bringt, ihr Maskottchen Ed für ein Ballerspiel Pate stehen zu lassen. Bis auf die Musik von Iron Maiden ist an dem Machwerk Ed Hunter nämlich nichts gut. Angelehnt an sogenannte Rail-Shooter aus der Spielhalle, steuert der Spieler lediglich das Fadenkreuz und schießt auf alles, was sich bewegt. Von Abwechslung kann keine Rede sein. Der Vorgang wiederholt sich, bis auch das letzte Quäntchen Spaß beseitigt wurde.
Dass auch ein gelungener Shooter herauskommen kann, wenn sich eine Rock Band und ein Spiele-Entwickler zusammentun, beweisen Kiss. Anstatt einfach nur den Band-Namen auf ein Spiel zu pappen, dessen Spielmechanik zu wünschen übrig lässt, programmiert Third Law Interactive mit Kiss – Psycho Circus – The Nightmare Child einen ansehnlichen Ego-Shooter. Der Spieler schaut aus der der Perspektive der Spielfigur und bekommt von dieser nur die Waffe zu Gesicht. Der Entwickler lässt sich dabei von Todd McFarlanes Comic Kiss – Psycho Circus inspirieren, weswegen es gerade die Gestaltung der Gegner in sich hat.
Aber Rock-Bands stehen nicht nur für Videospiele Pate. Ab und zu lässt es sich ein Musiker nicht nehmen, selbst an einem Spiel mitzuwirken. So unterstützt David Bowie den Entwickler Quantic Dream auf der einen Seite mit Stücken, die er für Omikron – The Nomad Soul schreibt, auf der anderen Seite arbeitet er auch an der Geschichte und am Spiel-Design mit. Bowie übernimmt sogar kleine Rollen im Spiel selbst. Durch die offene Welt, lädt Omikron immer wieder zum Erkunden ein. Auf den Straßen fahren futuristische Autos und an vielen Ecken warten Kämpfe und Rätsel auf den Spieler. Einzelne Gebäude können sogar betreten werden. Und in einem ganz bestimmten Club spielt die Band "The Dreamer", deren Sänger ebenfalls von David Bowie gespielt wird. So hört sich der Spieler in Omikron Lieder des Albums "Hours..." an, bevor es überhaupt veröffentlicht wird.
Schreibt man über Spiele, die Rock-Musik zum Inhalt haben, kommt man schlussendlich an Games wie Rock Band oder Guitar Hero nicht vorbei. Hier müssen die Spieler selbst tätig und zum Musiker werden – mit viel Fantasie jedenfalls. Zwar spielt man auf einem gitarrenförmigen Ding, doch mit einem richtigen Instrument hat das wenig zu tun. Abschnitte der Lieder ertönen nur dann stimmig aus den Boxen, wenn der Spieler den richtigen Knopf zur richtigen Zeit drückt. Spaß macht das auf jeden Fall, wer jedoch wirklich lernen will, eine Gitarre zu spielen, sollte es auch mit einer Gitarre versuchen. Letztendlich sind es es nur Spiele – und was anderes wollen sie wohl auch nicht sein.
Natürlich gibt es noch viel mehr Exempel aus der Spielewelt – beispielsweise tritt in dem deutschen Rollenspiel Gothic die Mittelalter-Rock-Band In Extremo auf und selbst Queen haben mit The Eye ein eigenes Spiel bekommen – aber dazu vielleicht ein andermal mehr. (dk)