"I'm John Peel and here is some of my music." Mit dieser Anmoderation auf BBC Radio 1 hat sich der wohl bekannteste On-Air-DJ der Insel ins kollektive Bewusstsein der ganzen Nation gebrannt. Warum das so ist, hat Daniel Kirschey für euch herausgefunden:
Nachdem der legendäre Piratensender Radio London dichtmachen musste, heuerte John Peel beim brandneuen Sender BBC Radio 1 an. Hier legte er ab 1967 in der Show "Top Gear" auf und präsentierte seinen Hörern Jimi Hendrix und damals noch unbekanntere Bands und Musiker wie Pink Floyd und David Bowie. Peels erste Berührung mit Punk-Rock fällt in das Jahr 1976. Er hat mittlerweile eine eigene Show und dadurch mehr Kontrolle in der Musikauswahl. Es ist die Zeit, in der sich sein Programm plötzlich veränderte – und alles fing mit einem einzigen Album an.
John Peel hatte einen kleinen Deal mit einem Mitarbeiter bei Virgin Records, wie er in einem Interview berichtet: "Every week, sometimes a couple of times a week, I used to go down to Virgin Records at Marble Arch, and the chap who was the manager of the place at the time used to, I’m sure without the approval of head office, allow me to take records out on approval."
Dort nahm er auch das Debüt von den Ramones mit. Die Platte war gerade erst herausgekommen und sie muss ihn umgehauen haben: Anstatt der geplanten Playlist, änderte er kurzfristig das Programm des Abends und spielte die meiste Zeit die Ramones. In seinen zukünftigen Shows nahm der Anteil an Punk-Bands immer mehr zu. Dass er diese Freiheit bei seiner Musikauswahl hatte, lag aber auch an seinem Produzenten John Walters, der seinem Schützling den Rücken freihielt. So erzählt Peel in einem Interview mit Simon Garfield: "Once Derek Chinnery [der damalige Leiter] called Walters into his office after he had read something in the papers about singers with spiky hair who were spat on by their adoring audience. He said something like, 'We’re not playing any of this punk rock are we?' and Walters gleefully replied that the last four programmes had consisted of nothing but."
John Peel war einer der Ersten, der Punk im öffentlichen Radio spielte und es dauerte lange bis andere DJs und Sender folgten. Dadurch verschaffte er dem Punk-Rock auch im Mainstream Aufmerksamkeit, die dieser Musikstil sonst wahrscheinlich so nicht bekommen hätte. Es blieb zudem nicht bei den Ramones. Peel schaute sich nach Punk-Bands in England um und spielte "Anarchy in the U.K." von den Sex Pistols eine Woche bevor das Album auf dem Markt war.
Die ersten Punk-Gruppen, die er zu seinen legendären Sessions einlud, waren The Vibrators und The Damned. Beide wurden bei einem großen Punk-Special am 10. Dezember 1976 gespielt. The Damned waren übrigens die erste Punk-Band, die ein vollständiges Album in England veröffentlichte und es über den großen See nach Amerika schaffte.
Bis in die '80ger spielte Peel Punk in seiner Radiosendung und produzierte Sessions mit The Undertones, Siouxies and the Banshees, The Buzzcocks, Killing Joke und vielen mehr. Er holte den Punk aus dem Untergrund und sendete ihn direkt in die Zimmer vieler Jugendlicher. Punk wäre wohl auch ohne Peel groß geworden, doch war für viele Hörer die John Peel-Show oft die erste Begegnung mit noch unbekannten Bands. Außerdem war es die einzige Möglichkeit, Punk im Radio zu hören, denn wie bei allem Neuen hagelte es zuerst von allen Seiten Kritik – vor allem von Musikkritikern, selbsternannten Sittenwächtern und Eltern, die alles Schlechte in der Welt auf die laute und wilde Musik zurückführten.
Einen großen Einfluss hatten die Punk-Sessions auf Napalm Death, die selbst als Teenager vor dem Radio saßen und die "First Wave of Punk" mitverfolgten. Dass sie später einmal selbst von Peel gespielt werden würden, hätten sie wahrscheinlich nie gedacht, denn sie kreierten für viele Mütter die nächste Stufe der Apokalypse des Sittenverfalls. Aber dazu nächstes Mal mehr! (dk)