Man kennt das ja: Manchmal kommt man von Hütchen auf Stöckchen. Nur mal kurz einen Clip auf Youtube anschauen und zack hat man sich drei Stunden lang mit sämtlichen musikalischen Artverwandten seiner Lieblingsband verlustiert. Manche solcher ungeplanten Schnitzeljagden fördern dabei wahre Perlen zu Tage. Jan Schütz hat eine dieser kostbaren, funkelnden Dinger aufgetan: die brasilianische Grungeband The Sub.
Curitiba, Brasilien. Wer denkt bei diesem Klang nicht an eisgekühlte Caipirinhas und weiße Sandstrände? Doch weit gefehlt! Um so seinen Feierabend zu genießen müsste man in der 1,7 Mio. Einwohner zählenden Metropole ganz schön gut zu Fuß sein. Aber selbst ohne Meer, an Grungerock würde hier wohl trotzdem kaum einer einen Gedanken verschwenden. Vier Jungs, die sich schlicht The Sub nennen, wehren sich seit mittlerweile 16 Jahren gegen das Klischee, dass dieser von Schwermut getragene Sound nur unter wolkenverhangenem Himmel funktioniert.
Ohmar Tacla (Gesang & Gitarre), Caue Serur (Gitarre), Diego Gonzalez (Bass) und Felipe Akel (Schlagzeug) fühlen sich seit ihrer Gründung 1996 dem Genre verpflichtet, das Sänger wie Eddie Vedder, Layne Staley, Kurt Cobain und Chris Cornell unsterblich (oder leider auch nicht) gemacht hat. So listet der brasilianische Vierer unter seinen Einflüssen auch brav Pearl Jam, Alice in Chains und Soundgarden auf. Aber auch spätere Vertreter des Genres, wie beispielsweise (die frühen, Anm. d. Red.) Bush tauchen dort auf. Und auch wenn die erst genannte Troika unverkennbar stilgebend für den Sound von The Sub ist (mehr als beispielsweise Nirvana), ganz persönlich erinnert mich vor allem der Sänger an eine heisere Variante von Bush-Sänger Gavin Rossdale. So wie der noch auf dem Debut "Sixteen Stone" ins Mikro röhrte, bevor er sich mit seinen Bandkollegen immer weiter von den eigenen Wurzeln entfernte und sich jahrelang in elektronischem Gehampel verlor.
Meine ersten beiden Anspieltipps vom einfach "The Sub" betitelten Debüt sind der catchy Opener "Belong" und das ebenfalls flotte "Fear". Beide rocken gewaltig und klingen schon fast zu fröhlich für diese Stilrichtung. Aber manchmal tut es ja auch gut, es mit den Schubladen nicht allzu eng zu sehen. Da bahnt sich dann einfach auch mal das brasilianische Gemüt seinen Weg, doch keine Sorge, das genretypische Leiden kommt nicht zu kurz auf dem Album! Sehr gute Beispiele hierfür sind die eher balladesk daherkommenden Stücke "Disappear", "When You Say" und "As Long As You're Waiting". Alle drei lassen auf ein ziemlich großes Stimmpotential des Sängers schließen, der hier in seinem Wehklagen dem Meister dieser Disziplin – Staind-Frontmann Aaron Lewis – in nichts nachsteht. Wer mehr Wert legt auf harte, tiefer gestimmte Gitarren, der sollte vor allem bei "So Real" reinhören. Dass Taclas Gesang generell mitunter ein wenig ausgefranst und die Instrumente seiner drei Companheiros verwaschen klingen, dürfte zumindest teilweise der semi-professionellen Aufnahme geschuldet sein und ist sicherlich auch ein wenig gewollt.
Die Band hat bisher noch keinen Vertrag und vertreibt ihren Erstling seit Erscheinen über Myspace und einen eigenen Youtube-Channel im Netz. Leider gestaltet es sich ziemlich schwierig, mehr über das Quartett aus Curitiba herauszufinden. Anfragen per Email wurden nicht beantwortet, der letzte Youtube-Eintrag mit dem Hinweis auf ein neues Video ist bereits ein Jahr alt, und EIN Album in 16 Jahren lässt auch nicht gerade auf Arbeitseifer schließen... Googelt man die einzelnen Mitglieder, so scheinen sie alle eher anderen Projekten, wie z.B. als Elektro-DJ (Caue Serur) nachzugehen. Zumindest, wenn man meinen ausbaufähigen Portugiesischkenntnissen trauen darf. Bleibt zu hoffen, dass The Sub am Ball bleiben und sich nicht doch endgültig an den 90 km entfernten Strand verzogen haben. (js)