Mit ihrem dritten Studioalbum "Thin Walls" will die belgische Indie-Rock-Band Balthazar nun endlich auch in Deutschland richtig durchstarten. Unser Reporter Artur Weigandt ist Fan der ersten Stunde und war beim Gig in Münster mit dabei, wo die fünf Bandmitglieder auch dicke Wände zum Beben gebracht haben.
Seit Monaten fieberte ich diesem Tag entgegen – ich wollte Bathazar endlich live sehen. Doch die Verkehrsgötter waren mir nicht gnädig. Der Fernbus nach Münster hatte dicke Verspätung. Am dortigen Bahnhof angekommen ging jedoch alles ganz schnell: Bus zum Veranstaltungsort geortet, eingestiegen, ausgestiegen. Mein Blick traf sogleich die Sputnik Halle in Münster. Sputnik? Hieß so nicht dieser sowjetische Satellit? Nein, es ist kein Satellit, doch die Halle, die äußerlich ein schlichtes Fabrikgebäude ist, wirkt im Inneren doch ziemlich spacig.
Dank der Busverspätung habe ich die Vorband The Champs verpasst, insofern kann ich hier nichts zu ihrer Qualität sagen. Doch wären sie schlecht gewesen, hätte das Publikum wohl nicht so sagenhaft gute Laune gehabt. Dann ging's los. Zum Auftakt spielten Balthazar direkt mein persönliches Lieblingslied „Do not Claim Them Anymore“, das live noch viel besser klingt als auf der Platte. Die Reaktionen des Publikums waren entsprechend emphatisch: Jubel, Freude, beinahe Tränen waren zu sehen. Dieses Gefühl, Live-Musik spüren zu können war unbeschreiblich.
Überhaupt sind Balthazars Live-Qualitäten eindrucksvoll. Während sie performten, fühlte man wie ihre Musik, das Rascheln und Nuscheln, Singen und Spielen die Mauern des Konzerthauses immer weiter erschütterte und dann wieder sanft von ihnen abließ. Sachte und doch mit dem Gefühl, dass es jederzeit wieder von diesem undeutlichen Murmeln zu einem starken mächtigen Sprechgesang springen könnte. Dabei wirkte das Licht unterstützend und machte die gesamte Atmosphäre besonders. Kalt-blau, wenn es leise und traurig war. Gelb-rötlich, wenn die Gitarren, die Violine und das Schlagzeug in Ekstase fielen und das Publikum zu einem rauschenden Mob werden ließen.
Im Verlauf der Show gab das Quintett perfekt alte und neue Lieder wieder. Als irgendwann in der Mitte des Abends „Decency“ gespielt wurde, kam dabei regelrecht das Gefühl auf, man wäre auf der Straße und spüre leichte Regentropfen auf die Haut fallen. Der ganze Saal wurde ruhig und erst am Ende wurde das blaue Licht durch ein Gelbes ersetzt, das wahrscheinlich eine erhitzte Stimmung verdeutlichen soll. Denn abschließend spielten die Fünf unter gelben Schein „Fifteen Floors“ – und das Publikum war auch stimmlich wieder voll dabei. So ging die Show unter Zugaberufen dem vermuteten Ende entgegen. Doch Maarten Devoldere, Jinte Deprez, Patricia Vanneste, Simon Casier, und Michiel Balcaen ließen sich von den „Claim“-Rufen des Publikums mitreißen und spielten uns noch einmal „Do not Claim Anymore“.
Allen, die auf guten Indie-Rock stehen, kann man diese Band nur empfehlen. Sie kommen unter anderen noch zu einem Gig am 6. Juni nach Lüneburg in Deutschland. Lasst es euch nicht entgehen! Die Wände werden wackeln! (aw)