Sind drei Punkrockbands dreimal so gut wie eine? Am 10. März 2012 ist unsere Reporterin Corinna Würzberger nach Würzburg gefahren, um in der Posthalle eine Antwort auf diese Frage zu finden. Das durchaus vielversprechende Line-up kam aus Berlin, Kalifornien und Stuttgart und nennt sich 5Bugs, Zebrahead und Itchy Poopzkid.
Haben hier heute morgen noch fleißige Postboten die Briefe für die 133.000 Einwohner der Frankenmetropole am Main sortiert? Die gelben Markierungen und Beschriftungen auf dem Boden erwecken zumindest diesen Eindruck. Sie sind auch noch ziemlich gut zu sehen, denn trotz fast 1000 junger Konzertbesucher gibt es in der riesigen Posthalle noch genügend Platz vor der Bühne – gut so, denn das Drei-Punkte-Punkrock-Programm verspricht recht hitzig zu werden.
Schon um 19:45 Uhr starten die Berliner von 5Bugs als Opener in den Abend, schließlich will ein straffes Programm eingehalten werden – und das räumt ihnen auch nur 35 Minuten für einige Titel aus dem aktuellen Album "Vora City" ein. Doch die Band weiß diese Zeit sinnvoll und effektiv zu nutzen: Die Stimmung ist optimal angeheizt, alles wartet auf die Amis von Zebrahead. Blöd ist nur diese nervige Unterbrechung zwecks Umbauphase. Doch die meisten Fans gönnen sich währenddessen ein Bier und eine Kippe in der kalten Märzluft.
So erfrischt stehen sie nur wenig später den fünf Musikern von Zebrahead gegenüber, die nahtlos an die Stimmung ihrer Vorgänger anknüpfen können. Der Umbau hat sich übrigens gelohnt: Aus ihrer Heimat Kalifornien haben die Zebraköpfe einen Funken Sommer- und Strandfeeling mitgebracht, der die Stimmung in der kalten Posthalle noch weiter anheizt. Ihr Übriges tut dabei die extra hervorgehobene Strandbar samt Barkeeper auf der linken Seite der Bühne, an welcher Frontmann Ali Tabatabaee mitten während des Auftritts zwei glückliche Konzertbesucher auf einen frisch gemixten Cocktail einlädt. Die Superstimmung lässt auch ihn nicht kalt, so dass er den zweiten Teil der Show zur Freude der zahlreichen weiblichen Fans oben ohne performt.
Dabei werden Zebrahead ihrem Ruf gerecht, eine der besten Livebands des Genres zu sein – weil sie nicht nur klasse Musiker, sondern auch wirklich talentierte Entertainer sind. Die Jungs haben einfach Spaß auf der Bühne und rocken von der ersten bis zur letzten Minute. Das steckt an, wenn auch die Zutaten zur Show teilweise reichlich hochprozentig sind: Bassist Ben Osmundson spuckt unverhohlen mit Alkohol um sich und verschont auch das Publikum nicht, Leadgitarristen Greg Bergdorf spielt unbeeindruckt sowohl hüpfend als auch kniend und mit Whiskyflasche in der Hand weiter.
Dann kommt die nächste Umbaupause. Ach ja, da war ja noch was – eine Band wartet noch ungeduldig auf ihren Auftritt. Als letzter Act des Abends betreten also die drei Musiker von Itchy Poopzkid die Bühne. Das Publikum wirkt nicht mehr ganz so spritzig wie am Anfang, aber es war ja auch schon ein langer und punkiger Abend. Sibbi und Panzer bemängeln trotzdem augenzwinkernd diese offensichtlichen Konsequenzen. Kommt davon, wenn man den Zebras den Vortritt lässt ... Den Stuttgartern gelingt es dann aber trotz allem, ebenfalls zum Publikum durchzudringen und eine energiegeladene und mit viel Spielfreude versehene Show abzuliefern. Allerdings scheitert das Publikum kläglich bei ihrem Pfeif-Experiment, das die Jungs seit neuestem bei mehreren Konzerten ausprobieren. Macht nichts. Stattdessen überzeugt die Menge durch ihre gesanglichen Fähigkeiten und nutzt zudem fast die komplette Breite der Posthalle für einen gigantischen Circle Pit. Das stimmt Itchy Poopzkid endgültig versöhnlich, und sie holen zum Abschied auch ihre amerikanischen Freunde von Zebrahead noch einmal auf die Bühne.
Am Ende ist die Rechnung also aufgegangen: drei Punkrockbands machen nicht nur dreifach Lärm, sondern auch dreimal gute Laune! (cw)