JBO fanden es sei ein guter Tag zum Sterben, die Jungs von Itchy Poopzkid hatten die Zeit ihres Lebens und für die Heiner war es wie alle Jahre wieder: Vier Tage voller Musik, Fressbuden und Menschenmassen. Ganz klar, sie alle waren zu Gast auf dem 12. Schlossgrabenfest in Darmstadt, dem größten Musikfestival in Hessen. Um "groß" einmal in Zahlen auszudrücken: 90 Bands tummelten sich auf vier Live-Bühnen, verteilt auf einem 20.000 qm messenden Gelände. Auch Franka Langer hat sich für euch zwei Tage ins Getümmel gestürzt und Stimmung und Bands auf Herz und Nieren geprüft.
Von 0 auf 100 in nicht einmal 4 Sekunden das schafft nicht nur der Porsche 911 Turbo, sondern auch die Band Itchy Poopzkid, die am Freitagabend eine bilderbuchtaugliche Rockshow lieferte. Schließlich handelte es sich bei dem Auftritt sozusagen um die Generalprobe für den Auftritt bei Rock am Ring im Anschluss an KISS. "Das war unser schönster Auftritt dieses Jahr", so das Resümee der Band "...bis jetzt!"
Im Anschluß daran präsentierte sich JBO gewohnt niveaulos und partywütig. Gecovert wurde über Nicoles "Ein bisschen Frieden" bis zu Udo Jürgens "Griechischer Wein" alles, was im Original schon schwer zu ertragen ist. Dem Ganzen hauchten die Comedy-Rocker natürlich ihren ganz eigenen Charme ein: Wer will schon griechischen Wein, wenn er fränkisches Bier haben kann, das so ziemlich genau wie Muttermilch schmeckt? Ja, ja ... Mit im Gepäck waren auch die eigenen Hitnummern aus glorreichen Zeiten wie "Ich liebe dir" oder "Verteidiger des wahren Blödsinns" und obendrauf drei ganz neue Songs der bald erscheinenden Platte.
Am Samstagnachmittag gab es feinsten Deutschpop von der Band Fertig, los! aus München. Trotz eher mauer Publikumsbeteiligung präsentierte sich das Quartett bestens gelaunt und in Animationsversuchen kein bisschen ermüdend. Zum krönenden Abschluss feuerte Frontsänger Philipp (den man übrigens mühelos mit dem Placebo-Sänger Brian Molko nach einem Kopfsprung in den Jungbrunnen verwechseln könnte) eine Ladung goldenen Konfettiregen aus seiner Spielzeug-Kalaschnikoff, Modell AK 47.
Auf den Goldregen folgte 2Raumwohnung ein Hauptact des Wochenendes. Wobei zu klären bleibt, wie genau diese Band berühmt werden konnte: Inga Humpe, Frontsängerin und Attraktion der Band wirkt wie eine in die Jahre gekommene Sextelefonistin ohne jegliches Taktgefühl oder Tanzvermögen. Die Songs sind grottig – aber leider mit sehr eingängigen Melodien im Gepäck.
Wer die ungenießbaren Ohrwürmern nicht so leicht verdaut bekam, konnte zu The Picturebooks Reißaus nehmen, die Rock in seiner ursprünglichen, wunderbaren Form servierten und trotzdem überraschend viel Experimentierfreude auf der Karte hatten. Weitere Highlights waren das Elektrorock-Duo Urlaub in Polen, das das tanzwütige Volk ordentlich in Bewegung setzte, und die K-Rings, drei Brüdern aus dem Odenwald, die mit roten Hosen und einem energiegeladenem Mix aus Reggae und Soul einen Hilfe-Ruf an das Publikum richteten, der da lautete "SOS – Save Our Souls".
Kurz, das Schlossgrabenfest 2010, das waren vier Tage voller guter, mittelmäßiger und schlechter Musik. Und genauso soll es auch sein! (fl)