Normalerweise drängt sich eine Band erst dann ins allgemeine Bewusstsein, wenn sie bereits existiert – und idealerweise auch ein paar eigene Songs vorweisen kann. Doch eine Handvoll Mainzer Musiker verfolgt ein anderes Konzept. Die Jungs erklären im Gespräch mit Carin Müller die Bandwerdung von WeSay:
SdR: Es gibt ja diesen geflügelten Satz "A Star is Born" – Ihr verfolgt einen anderen Weg: Eure Fans sollen schon vor der Geburt mitfiebern dürfen. In Eurem Blog schreibt ihr viel von Schwangerschaft und Kreißsaal. Wie seid Ihr denn auf diese abgefahrene Idee gekommen?
WeSay: Die Idee mit dem Kreißsaal war tatsächlich nur ein Schnellschuss. Wir sind alle recht humorvoll, und da passiert sowas schon mal. Hat aber bis auf den Zusammenhang mit der Geburtsstunde der Band keine tiefere Bedeutung.
Wollt Ihr Euch mal kurz vorstellen? Wer sind die Eltern (Mitglieder) von "WeSay" und wie habt Ihr Euch gefunden?
WeSay sind Sascha Draheim und Ugl Fišer an der Gitarre, Stefan Priebe am Bass und Simon Wölfl an den Drums. Der Ursprungsgedanke zu der Band WeSay entstand bereit vor über einem Jahr. Tofa aka Sascha Draheim hatte die Idee, ein NOFX-Coverband mit Simon zu gründen. Allerdings war das damals zeitlich unmöglich, da die ehemalige Band von Simon (Pinksnotred) keine Zeitresourcen übrig ließ. Als sich PNR dann Anfang 2011 in Freundschaft trennten, war der Weg quasi frei. Allerdings war schnell klar, dass wir doch lieber eigene Songs schreiben wollen.
Bei Neugeboren wird ja zuallererst mal nachgezählt, ob Finger und Zehen in der richtigen Anzahl vorhanden sind. Seid Ihr schon komplett, oder fehlt noch eine Zehe?
Anfangs waren wir nur zu zweit – Simon und Tofa. Doch recht schnell meldete sich Ex-Pinksnotred-Bassist Stefan, und Ugl wollte auch schon immer mal in einer Band spielen. Und da die Chemie stimmte und gute Freunde immer willkommen sind, war er gleich fest mit dabei.
Ein Sänger muss noch ausgelost werden. Wir versuchen das erstmal unter uns auszumachen, da vier Personen einfacher gemeinsame Probentermine finden als fünf oder sechs. Aber dieser Posten ist noch in der Findungsphase.
Und jetzt die Frage, die alle werdenden Eltern am meisten beschäftigt: Junge oder Mädchen? Ok, in diesem Fall: Was für einen Musikstil habt Ihr?
Da wir ursprünglich ja die Idee mit der NOFX-Coverband hatten, war auch schnell klar, welche Musikrichtung wir mit eigenen Songs verfolgen: Melodiösen, schnellen Punkrock, den die Musikerpolizei auch Melodycore schimpft.
Wir wollen das Rad nicht neu erfinden, und machen keinen Hehl daraus, dass wir recht nah an unseren Inspirationquellen arbeiten. Bands wie NOFX, No Use for a Name, Rise Against, Mute oder Millencollin spielen bereits seit unserer Kindheit Songs, die wir lieben. Und man darf davon ausgehen, dass wir uns auf dem gleichen musikalischen Feld bewegen werden. Wir wollen uns aber auch nicht zu sehr einschränken, insofern wird es sicher ein bunter Mix aus Punkrocksongs werden.
War künstliche Befruchtung mit im Spiel oder habt Ihr alles selbst gemacht? (Cover oder nur eigene Kompositionen?)
Wir überlegen derzeit, welchen Song wir als Cover mit ins Set aufnehmen wollen. Unser Hauptziel ist, wieder auf der Bühne zu stehen, und da kann man sich schon mal auf einen Coversong einlassen, um die Setliste aufzustocken. Aber hauptsächlich wird es bei Eigenkompositionen bleiben.
Für wann ist der Geburtstermin geplant? Und was passiert danach? (Konzerte, CD-Aufnahmen, Geld, Ruhm, Ehre, Weltherrschaft?)
Irgendwann 2012. Mal sehen, wie schnell wir voran kommen. Wir sind alle berufstätig und daher oft nur zu zweit oder zu dritt im Proberaum. Aber mit der heutigen Aufnahmetechnik ist es auch kein Problem, Demos aufzunehmen und über einen Mailverteiler zu verschicken. Wir sind schon fast eine halbe Cyber-Band – im übertragenen Sinne natürlich. Unser Ziel ist es, eine stimmige Setlist zu haben und ab und zu an den Wochenenden quer durch Deutschland Konzerte zu spielen. Durch die Gegend fahren, eine gute Zeit haben – das reicht erst einmal. Es geht uns gar nicht um das Ziel Plattenvertrag. Das wäre – im Moment jedenfalls – utopisch. Vielleicht ein bisschen Merchandise, um den ganzen Aufwand auch zu finanzieren, und vielleicht mal eine selbstproduzierte CD für die Anlage im Wohnzimmer. Aber erstmal den Bass flach halten!
Danke für Eure Zeit! Wir werden die Geburtsvorbereitungen selbstverständlich mit Spannung weiterverfolgen und dann natürlich über das Baby berichten! Viel Glück und Erfolg! (cm)