Sie sind laut, wild und ungeschliffen. Sie haben einen ungewöhnlichen Namen und sind nur zu zweit. Sie kommen aus Vancouver und werden von Pitchfork Media als "Best New Music" hochgelobt. Brian King (Gitarre, Lead-Gesang) und David Prowse (Schlagzeug, Gesang) sind Japandroids und gerade dabei, nach Nordamerika auch Europa zu erobern. Unsere Reporterin Lili Werner hat sie vor ihrem Gig im Frankfurter Zoom Club getroffen und mit Brian über ihre Musik, ihre Einflüsse und ihr neues Album "Celebration Rock" gesprochen:
Was ist neu auf "Celebration Rock", wie würdest du euer zweites Album beschreiben?
Das neue Album war das Schwerste, was wir jemals gemacht haben. Es gibt dieses Klischee, dass das zweite Album immer schlechter wird als das erste. Da wir so große Musikfans sind, war uns das sehr bewusst und hat einen starken Druck auf uns ausgeübt. Nach der ersten Tour sind wir nach Nashville gezogen. Einfach, weil wir zu Hause in Vancouver keine Ruhe für das Songschreiben gehabt hätten. Nashville ist eine riesige Musikstadt, es ist ein sehr inspirierender Ort. Dort haben wir dann auch unser komplettes neues Album geschrieben. Es war unsere Art, mit diesem Druck umzugehen.
Auf welche Weise habt ihr euch seit dem ersten Album "Post-Nothing" entwickelt oder verändert?
Wir haben jetzt einfach viel mehr Erfahrung und Selbstbewusstsein. Als wir unser erstes Album aufnahmen, waren wir nur eine lokale Band in Vancouver, kaum jemand kannte uns. Daher haben wir das Album quasi nur für uns selbst aufgenommen. Dann waren wir zwei Jahre lang auf Tour für "Post-Nothing", und plötzlich kamen Menschen zu unseren Konzerten, wir hatten Fans und mussten Interviews geben. Wir hatten nun ein Publikum. Dadurch haben wir unseren Sound weiterentwickelt und sind noch weiter gegangen. Das neue Album hat viel mehr Text und es hört sich viel stimmiger an, wir wollen uns nicht mehr verstecken.
Gefällt euch eure Musik, genauso wie sie ist? Was sind eure Einflüsse?
Klar, es ist genau die Art von Musik, die wir auch privat hören. Es ist eine Mischung aus all den Genres, die uns gefallen: Punk, Classic Rock, Garage Rock, Blues und Indie. In unserer Musik steckt von alledem etwas drin. Besonders beeinflusst haben uns sicher die Rolling Stones, Nirvana, The Ramones, The Cure und auch unpopulärere Bands wie The Replacements oder The Gun Club. Auf Tour hören wir auch gerne Nick Cave and the Bad Seeds. Wir würden sicher auch etwas andere Musik machen, wenn wir mehr Instrumente hätten. Als Duo haben wir aber sicher so viel rausgeholt, wie wir nur konnten.
Woher holt ihr die Ideen für eure Songs, eure Inspiration?
Wenn wir schreiben, beeinflusst uns oft unser eigenes Fan-Dasein. Wir wollen auch etwas Großes erschaffen. Dabei ist uns immer bewusst, dass wir diesen Song womöglich 200-300 Mal im nächsten Jahr spielen müssen, daher muss uns die Nummer wirklich gefallen und uns Spaß machen. Wir sind erst fertig, wenn wir sagen können "Ja, das wird ein toller Song, den wir für die nächsten Jahre spielen wollen!". Dann haben wir aber auch etwas geschaffen, mit dem wir sehr zufrieden sind und auf das wir stolz sein können.
Wie gefällt euch denn das Touren? Habt ihr es euch so vorgestellt?
Ja, auf jeden Fall. Das ist der Hauptgrund für die Existenz von Japandroids. Wenn du als großer Star auf Tour bist und eine Crew hast, die alles für dich erledigt und du bloß Champagner trinken musst, dann ist eine Tournee sehr einfach. Doch eine Band wie wir, die über Monate in einem Van lebt, jeden Abend das Equipment die Clubs hoch und runter trägt und nicht viel schläft, dann ist das Tourleben sehr schwer. Aber wir machen Musik, um touren zu können! Wir lieben es und wir wissen, dass wir genau das machen möchten.
Ist Musik eine Art und Weise, mit der ihr euch ausdrücken möchtet?
Da sind wir eigentliche eine merkwürdige Band, weil wir nicht sehr ausdrucksfähige Menschen sind. Als Lead-Sänger muss ich vor all diesen Leuten spielen, aber eigentlich bin ich eher zurückgezogen und finde das alles nicht natürlich und sehr fremd. Manche Leute sieht man und weiß, die wurden als Rockstars geboren. Sie haben dazu die richtige Persönlichkeit und lieben es, vor Tausenden zu stehen. Es hat seine Zeit gebraucht, bis wir auf der Bühne sicherer waren. Wir mögen es sehr, uns auf musikalische Weise auszudrücken, aber ich denke nicht, dass wir schon alles von uns gezeigt haben. Das kommt mit der Zeit, wir haben noch viel zu zeigen.
Zum Abschluss: Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Wir machen eigentlich keine Pläne für einen längeren Zeitraum, so verantwortlich sind wir gar nicht. Wir planen immer sehr kurzfristig, das macht alles viel spannender. Das macht uns auch viel motivierter, da wir z.B. nicht wissen können, ob wir jemals wieder in Frankfurt spielen werden. Daher denken wir uns: "Wir liefern heute lieber mal ein verdammt gutes Konzert, es könnte das letzte hier sein!". Unsere Philosophie ist: Lebe für den Moment. (lw)