Es ist ein ... Affe! Unsere Reporterin Corinna Würzberger war bei der erfolgreichen Premiere von Rock'n'Heim auf dem Hockenheimring dabei.
Beim Eingang zum Festivalgelände werden Affenmasken verteilt. Im Nacken getragen übrigens ein prima Schutz gegen die stechende Sonne. Die meisten Festivalbesucher wollen sich jedoch nicht zum Affen machen und so pflastern die Primatenfratzen flächendeckend den Weg zur Hauptbühne. Das Festival startet mit Zebrahead schon sehr gut gelaunt. Neben die Affengesichter mischen sich nun auch verkleidete Zebras unter die Menge. Bei dieser Hitze nenne ich das wahre Fanliebe. Von den Ärzten wird das Publikum in gewohnt rotzfrecher Weise mit den Worten "Hallo, ihr Schimpansen!" begrüßt. Wie nicht anders zu erwarten, liefern sie eine superwitzige, stimmungsgeladene Show ab, die bei "Waldspaziergang mit Folgen" mit tausenden in der Luft kreisenden T-Shirts belohnt wird. Aber auch die Klassiker dürfen natürlich nicht fehlen und werden ausgelassen mit mehreren Moshpits, die schnell einem blauen Auge enden, gefeiert. Als kleines Spezial läuft zum Abschluss des Abends auf der Hauptbühne der Film "Planet der Affen: Prevolution" als Open Air. Echt tierisch!
Roughton Reynolds und Liam Clewlow von Enter Shikari reicht die Bühne alleine nicht aus: Sie stürzen sich samt Gitarre (!) in die Menge und genießen das Crowdsurfen sichtlich. Trotz der frühen Spielzeit heizen die Briten dem noch nicht ganz vollen Bühnenbereich ordentlich ein und Reynolds zerschmettert in bester Rock'n'Roll-Manier im Anschluss eine Gitarre. Weniger Freude dürfte Felix Kummer von Kraftklub einen Tag später sein Stage-Diving gemacht haben. Die aufgepeitschte Menge zerrt wie verrückt an dem Sänger und zieht ihn fast bis auf die Unterhose aus. Ohne Schuhe, total erschöpft und spürbar angefressen schafft er es dann doch noch zurück zur Bühne. Ob er das nochmal wagt? Insgesamt liefern aber auch die Chemnitzer eine energiegeladene, ausgelassene Show ab.
Einfach genial, und für mich die Band mit der besten Show überhaupt, waren Tenacious D. Jack Black und Kyle Gass haben extra für diesen Auftritt ein Video in deutscher Sprache gedreht, das zwischendurch abgespielt wird. Zudem "schmückt" den Hintergrund ein gewaltiger Phönix-Penis, der zum Abschluss der Show sogar Konfetti ejakuliert. Die Gags sind natürlich Geschmackssache, aber dass sie nicht nur ironisch sein können, sondern einfach Herzblutmusiker sind, beweisen die Jungs nicht nur bei "Tribute".
System of a Down endlich einmal live sehen, darauf hatte ich mich am meisten gefreut. Tatsächlich liefern die Kalifornier dann auch eine megaintensive und angespannte, wenn auch etwas kurze Show ab. Und auch bei mir stellt sich so langsam eine Art Festivalernüchterung ein: Wenn man nonstop tanzt und dabei die irren Crowdsurfer und die ausufernden Moshpits samt der nervigen Bengalos im Auge behalten muss, dann bleibt die Musik in der Wahrnehmung irgendwann auf der Strecke. Casper verfolge ich danach jedenfalls im Sitzen. Mit einem Stimmungskracher, der nach einem anstrengenden Wochenende mich und die anderen müden Festivalgänger doch wieder zum Tanzen animiert, endet Rock'n'Heim 2013 am Sonntagabend mit Seeed.
Alles in Allem ist die Premiere mit circa 40.000 Zuschauern gut gelungen. Allerdings finde ich die Wege, für ein nicht einmal halb so großes Festival wie Rock am Ring, viiiieeeeel zu lang. Gut gefallen hat mir jedoch die Aufteilung der beiden Bühnen, die tendenziell in Elektro und Rock unterteilt waren und es dadurch zum ersten Mal keine Überschneidungen in meinem persönlichen Spielplan gab. (cw)