Unsere Reporterin Katharina Montada mischte sich auf dem diesjährigen Rocco del Schlacko unters Festivalvolk auf der Püttlinger Sauwasen. Im Blog beleuchtete sie schon die Organisation und das Festivalgelände. Hier gibt’s ihren Eindruck zu den Gigs und außerdem ein kleines Abschlussfazit mit Punktevergabe für die einzelnen Kategorien:
Die Stimmung während der Konzerte war von Donnerstag bis Samstag durchweg ausgelassen, was an der guten Qualität der Bands lag, aber auch an einem sehr offenen Publikum. Den Donnerstag eröffneten Karamelo Santo gefolgt von Callejon und SDP. Danach verließen viele das Festivalgelände mit lauten "SDP, SDP!"-Rufen. Sie befürchteten wohl, die rockige Phase des ersten Tages wäre nun vorbei. Wer jedoch für SKA-P und Casper geblieben ist, weiß: die haben was verpasst! Die spanische Skapunk-Band SKA-P ließ dank der abgedrehten Bühnenshow von Sänger Pulpul das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute tanzen. Es folgte Rapper Casper der seit seinen letzten zwei Alben als eher melancholisch gilt. Doch seine Bühnenshow ist alles andere als das! Mit einer klasse Live-Band und viel Bewegung, war Casper genau der richtige Headliner, um den Donnerstagabend perfekt abzuschließen.
Am Freitag ging es mit Kill It Kid und Kakkmaddafakka los. Nach zwei Britrock Bands folgten mit Boysetsfire und Enter Shikari zwei echte Post-Hardcore-Brocken. Stimmung kam bei den beiden leider eher weniger auf. Besonders Enter Shikari hatten viele neue Songs in ihrer Setlist, die einem großen Teil des Publikums unbekannt waren, sodass die Atmosphäre abfiel. Dass das auch anders geht, bewiesen The Subways, die direkt danach auf dem Programm standen. Viele kennen nur wenige Lieder der Band und konnten sich nicht so richtig vorstellen, wie das Bühnenprogramm so aussehen würde. Es war großartig! Von Anfang bis Ende herrschte ausgelassene Partystimmung. Ihre neuen Songs verkaufte die Band dem Publikum so gut, dass die Atmosphäre brodelte. Die Headliner Seeed bildeten schließlich einen gechillten Abschluss dieses bunt gemischten Tages!
Den letzten Tag eröffneten Blingpoint, gefolgt von Eskimo Callboy. Einen musikalischen Bruch lieferten Anti-Flag, die klassischen Skatepunk machen, der zwar dem Publikum einheizte, aber wegen des wenig abwechslungsreichen Sounds nicht durchgängig für eine gute Stimmung sorgte. Ganz anders dagegen Jennifer Rostock. Die Band, die für lustige und freizügige Liveshows bekannt ist, enttäuschte auch diesmal nicht. Sie zogen mit ihrer sympathischen Ausstrahlung und fetziger Mucke die Atmosphäre wieder hoch. Auch der nächste Act kam aus Deutschland: Guano Apes. Viele Fans waren nach den letzten zwei Alben enttäuscht, da die Lieder zu poppig klingen. Und das war auch während der Show zu spüren. Die neuen Songs regten zwar zum Mitwippen an, aber der Moshpit wurde dann doch erst mit dem ersten Klassiker "Open Your Eyes" gestartet. Für Jimmy Eat World und Biffy Clyro leerte sich das Gelände überraschenderweise ein wenig. Viele hatten sich entschlossen, wegen des angekündigten Regens schon früher alle Zelte abzubrechen. Bei Jimmy Eat World kam trotz guter Musik nicht sonderlich viel rüber. Biffy Clyro legten zwar eine gute Bühnenshow hin, wurden aber den Anforderungen für einen Festivalheadliner wegen ihres geringen Bekanntheitsgrades in Deutschland nicht ganz gerecht.
Bewertung: Angesichts der schlechten Organisation von Anfahrt und Bändchenvergabe bekommt das Rocco del Schlacko in der Kategorie Anfahrt, Organisation und Campingplatz 2 von 5 Punkten. Das Festivalgelände kann durch einen guten Aufbau, die abwechslungsreiche Verpflegung und die Rocco Coins Punkte gut machen und holt 5 von 5 Punkten in der Kategorie Festivalgelände und Gastronomie. Die Zusatzfeatures Dusch-Shuttle und Globus Drive bringen dem Saarlandfestival 3 von 5 Punkten in der Kategorie Rund ums Festival ein. Abzüge in der Kategorie Bands und Atmosphäre gibt es für den manchmal arg krassen Genre-Mix und den nicht ganz optimal gewählten Abschlussheadliner: 3 von 5 Punkten. So kommt das Rocco del Schlacko 2014 auf 3 von 5 möglichen Punkten auf der Festivalskala.
Konzerttechnisch muss das Festival nicht viel ändern, um noch besser zu werden. In der Orga gibt es aber noch Nachholbedarf! Zu empfehlen ist das Festival trotzdem. Wo sonst bekommt man international bekannte Bands für einen 3-Tagespreis unter 100 €? (km)