An einem kalten Novembertag in Reutlingen trifft unser Autor Andreas Babiak Alin Coen und ihre Band. Bekannt ist die gebürtige Hamburgerin von Auftritten bei Inas Nacht oder bei TVnoir. Fällt ihr Name, ist auch Philipp Poisel nicht weit. Beide machen gefühlvolle Musik, meist auf Deutsch, beide an Gitarren, und sie sind Freunde. Ab da beginnen die Unterschiede: "Das ist eine Stimme, in deren poetischen Intensität man sich verlieren kann" (Weser-Kurier). Das schafft Poisel nicht. Aber was hinter der in Weimar lebenden Studentin wirklich steckt, hat sie mir selbst erzählt.
"Weißt du, wo der nächste Postbriefkasten für meine Karten ist?", fragt Alin mich und klappt den Laptop zu. Sie rückt einige Stühle zurecht und nimmt neben ihrer Band Platz. Die Band freut sich schon auf das Konzert später, aber noch ein wenig mehr auf das Essen, das es im Anschluss an das Interview gibt.
Euer Auftritt beim Bundesvision Song Contest war ja nicht der Beste...
Wir würden auch lieber in der Sesamstraße auftreten. Beim Bundesvision Song Contest gab es nicht das richtige Publikum für uns. Wir hatten starke Gegner mit Jupiter Jones und Tim Bendzko, dem späteren Sieger. Die sind gerade alle erfolgreich in den Charts unterwegs. Unser Ziel war nur, nicht Letzter zu werden, und das haben wir ja auch geschafft.
War das oberste Ziel nicht insgeheim der Sieg?
Uns war klar, dass wir nicht gewinnen werden. Unsere Ziele sind realistisch: Wir wollen eine Australien-Tour machen, die bekommen wir auch organisiert. Das sind unsere Träume. Klar würden wir auch gerne auf einigen Festivals spielen, vielleicht klappt das ja bald.
Eure neue EP hört sich so an, als ob ihr den Zuhörer direkt mit in den Proberaum nimmt.
Die neue EP entstand in sehr kurzer Zeit, sie sollte weniger ausgetüftelt sein. Bei unserem Debütalbum Wer bist du? war das genau anders. Diesmal hatten wir uns selbst Druck gemacht, wollten alles in ein paar wenigen Tagen aufgenommen haben. Es hat geklappt und es war eine tolle Erfahrung, frischer und intensiver.
Und wie soll es bei eurer neuen Platte sein?
Momentan arbeiten wir schon an unserem neuen Album. Dort wollen wir einen Mittelweg gehen. Klar ist, dass wir an einer Weiterentwicklung interessiert sind und uns entwickeln wollen. Momentan sind wir aber noch viel unterwegs, das tut uns allen sehr gut.
Wie hat sich euer Leben denn verändert? Von Student zur Rampensau?
Unser Leben hat sich in der Hinsicht verändert, dass wir nun weniger Zeit haben. Der Terminplan ist enger geworden. Manchmal haben wir jetzt gar keine Zeit mehr, die Städte, in denen wir auftreten, anzusehen. Es macht aber sehr viel Spaß, unterwegs zu sein und es ist toll, Feedback vom Publikum zu bekommen. Es ist schön zu sehen, dass unsere Lieder auch als Instrument bzw. Werkzeug genutzt werden. Manchmal erzählen uns die Zuhörer, dass sie ein Lied für manche Situation in ihrem Leben nutzen können, zum Beispiel um Gefühle zu erklären. Das ist das schönste Gefühl für uns.
Wie habt ihr zusammengefunden?
Jan hat Konzerte gegeben, ich hab von ihm gehört und ihn einfach mal angerufen, um zu fragen, ob ich seine Vorband sein darf. Dann war irgendwann klar, dass wir auch etwas zusammen machen könnten. Philipp habe ich dann durch eine gemeinsame Freundin kennengelernt und wir haben direkt zusammen gejamt. Fabian war zu der Zeit einer meiner WG-Mitbewohner.
In diesem Jahr hast du den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie Newcomer erhalten. Von welcher Auszeichnung träumst du?
Den Grammy würden wir schon gern noch gewinnen. Nein, wir setzten uns das nicht als Ziel. Es ist eine Bestätigung, wenn ich positive Kritiken lese, weil ich beim Liedtextschreiben oft jedes Wort auf die Goldwaage lege und nie ganz zufrieden bin. Wenn ich dann höre, dass es gut ankommt, dann ist es ermutigend und zeigt mir, dass meine Zweifel und Gedanken nicht umsonst waren.
Eure EP heißt Einer will immer mehr – wovon wollt ihr denn mehr?
Alin: Schokobons!
Fabian: Mehr Standtoms (da ihm seine abhanden gekommen ist).
Jan & Philipp: Mehr Klarheit.
Den Konzertbericht findet Ihr übrigens in unserem Blog! (ab)