Alin Coen – who? Diese Frage hat sich auch Andreas Babiak gestellt, und ist trotzdem zu ihrem Konzert ins Stuttgarter Universum gegangen. Er erlebte? Einen Abend mit viel Gefühl, vielen neuen Liedern und einer zauberhaften Sängerin, die nach dem Konzert mit ihren Fans feierte.
Dass Stuttgart eine besondere Location für Rocker ist, hatten wir erst kürzlich verraten. Daher standen die Chancen gut, dass die Schwaben auch Alin Coen mit offenen Armen und Ohren begrüßen würden. Doch los ging's um 20 Uhr zunächst mit "Miss Emily Brown & Band". Mit ihren Gitarren spielten die drei Frauen und der Schlagzeuger fröhliche und rockende Akustik-Songs. Das sehr gemischte Publikum belohnte es mit begeistertem Beifall. Zum Ende des Sets wurden die kanadischen Singer-Songwriter allerdings ein wenig ruhiger und melancholischer, die beiden Sängerinnen und der Schlagzeuger überzeugten aber immer noch mit ihren Power-Stimmen.
Doch dann kommt sie. Als Alin Coen mit ihrer Band die kleine Bühne im Untergrund-Club Universum betritt, kann das Publikum fühlen, wie sehr sie sich freut. Sie lächelt und strahlt einfach gute Stimmung aus. Die ersten Lieder sind eher ruhig, ein wenig mystisch, sie knüpften dort an, wo die Vorband aufgehört hat. "Heute war so ein schöner Tag, wir waren lange draußen an der Sonne", leitet sie den Wechsel zu ihren bekannteren Liedern ein. Als die in Hamburg geborene Weltenbummlerin, die unter anderem in Indien und Schweden gelebt und danach Umweltschutz studiert hatte, ihr Lied "Wolken" anstimmte, gehen die Fans langsam mit.
Es ist ruhig, kein nerviges Gequatsche, alle scheinen gefesselt zu sein von dieser einzigartig warmen Atmosphäre. Vereinzelt wird mitgesungen, mach einer bewegt sich sogar. Immerhin, denn das Stuttgarter Publikum ist reserviert, hier haben sich schon einige Künstler die Zähne ausgebissen. Überraschend frisch ist das neue Lied "Chasing Answers", das vor allem durch die Gitarren überzeugt und mit einem großen Instrumentalteil überrascht. Auch ihr bekannter rockiger Popsong "Ich war hier" kommt sehr gut an. Jetzt hat sie es geschafft: Das Publikum singt laut mit, bewegt sich immer mehr und applaudiert schließlich heftig. Alin Coen präsentiert viel Neues, direkt aus dem Proberaum. Sie erzählt kleine Anekdoten zwischen den Liedern und fordert ihren Bassisten und Gitarristen auf, die Rampensau zu geben. Mit Hilfe des Publikums schafft sie es sogar, die beiden zu einer Robo-Dance-Nummer zu überreden. Absolute Ruhe herrscht während ihres Hits "Festhalten", der das Publikum berührt und fesselt – und bei den zahlreich erschienen Pärchen Kuschelalarm auslöst.
Alles in allem ein buntes Programm an Musik, mal Folk und Pop, mal Rock und Jazz. Die Band spielt als Zugabe zwei weitere Songs, der letzte heißt passend "Das letzte Lied". Die meisten verlassen das Konzert mit einem Lächeln auf den Lippen, einige kaufen sich die Platte. Und auch Alin Coen schaut gleich nach dem Konzert runter, kommt zu denen, die noch da sind, und nimmt sich für jeden Zeit. Ein schöner und gemütvoller Abend in Stuttgart geht zu Ende, und jeder ist auf seine Kosten gekommen. Zwar ist Alin Coen mehr Pop als Rock, doch überzeugt sie wie keine andere an der Gitarre. Und jeder, der in den lauen Stuttgarter Samstagabend zog, hatte das "Ich war hier"-Gefühl in sich. (ab)