Was machen die Stuttgarter eigentlich, wenn sie nicht gerade demonstrieren? Mit dieser wichtigen Fragen hat sich Andreas Babiak beschäftigt. Wo gehen sie zum Feiern hin, wo rockt ihre Stadt und was machen sie, wenn sie sich nicht gerade mit Maultaschen bewerfen? Die Antwort ist überraschend einfach: Sie genießen das Leben!
Der Otto-Normal-Stuttgarter braucht nicht viel, um glücklich zu sein: gutes Essen, ein Gläschen Wein, gerne auch ein Bier. Und besonders happy ist er, wenn der VfB die Spiele gewinnt. Auch wenn ihm nach Musik ist, muss er sein Städtle nicht verlassen, denn neben alten Hasen wie den Fantastischen Vier, die Massiven Töne oder der Gruppe Freundeskreis, bringt Stuttgart laufend neue und frische Gesichter hervor. Der zurzeit wohl erfolgreichste ist Philipp Poisel, der momentan auf Tour durch ganz Deutschland ist.
Während Touristen ihren Kaffee stilvoll im Café Schlossblick auf der Königsstraße schlürfen, holt sich das Jungvolk seinen Koffeein-Kick gerne im Insider-Café im Kleidershop von "Kauf dich glücklich" in der Lange Straße. Das hat außerdem den Vorteil, dass man mit überraschender Mucke beschallt wird und coole Klamotten aus Skandinavien und Berlin shoppen kann.
Wenn sich das Rockerherz leer fühlt, dann braucht es etwas auf den Magen. Im rustikal gehaltenen Classic Rock Café in der Eberhardstraße gibt es das passende Original American Food. Am Wochenende steigen hier auch legendäre Partys, allerdings ist der Eintritt dann erst ab 21 Jahren gestattet.
Aber nicht immer ist dem Stuttgarter nach einem Kaffee zumute, nicht immer ist er hungrig. Manchmal soll es einfach nur ein kühles Bier in einem richtigen Rockschuppen sein, gerne garniert mit einer guten und unbekannten Band; am liebsten aus der Region – Bio eben:
Das Schocken bietet zwei verschiedene Tanzbereiche, einen rockigen und einen mit Elektromusik. Dort trifft man am ehesten auf Studenten in den fortgeschrittenen Semestern – also kein Kindergeburtstag. Das Schocken zeichnet sich durch die gute Stimmung und die Tanzbereitschaft der Besucher aus.
Rockkonzerte und Mottopartys finden im LKA-Longhorn statt. Die Rock-Location bietet den Besuchern vor allem Classic Rock, aber auch 70er und 80er Abende. Auf den beiden Stockwerken wird neben zwei Bars, Tanzflächen und Bühnen auch ein Billardbereich angeboten.
Am Rotebühlplatz befindet sich der Kellerklub, der zu den eher alternativen Clubs gehört. In diesem Club gibt es oft kleinere Konzerte, die sehr günstig sind. Besonders gelungen ist die Wandgestaltung, die gut zu dem Musikstil passt.
In der Hirschstraße gibt es eine neuere, aber gut versteckte Kneipe, in der sich Weltenbummler besonders wohlfühlen dürften – dank der massenhaften Globen. Hier im Kap Tormentoso rocken aber auch ab und zu Hartrocker ordentlich die Bude.
Wer auf Motto-Partys steht. ist im Lehmann in der Seidenstraße gut aufgehoben. Der Club erinnert an eine Höhle und hat einen tollen Underground Charakter. Darauf stehen vor allem Indie-Rockfans, die es lieben, auf dem kleinen Floor zu tanzen.
Junge Talente aus ganz Deutschland zieht es in das Zwölfzehn. Die Mischung aus Club und Bar fällt besonders durch die gemütliche Beleuchtung auf. Diese Location bietet die optimale Plattform für Künstler in ihren Anfängen.
Modern eingerichtet bietet sich das Universum in der Nähe vom Charlottenplatz zum Rocken an. Neben der Bar hat der Club einen Main Floor und einen Kickerbereich, und von Zeit zu Zeit finden auch hier Konzerte statt.
Eine ebenso interessante Adresse ist die Musikinitiative Rock e.V., ein Verein, der sich seit vielen Jahren für den Nachwuchs stark macht. Die Mitglieder sind meist Musiker, die in allen Formen der Rockmusik aktiv sind. Jungbands werden unter anderem durch Städteaustausch gefördert, aber auch durch Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit.
Das Vorurteil gegen den Stuttgarter als geizigen Schwaben, der gerne schafft und sonst ein ruhiges Leben genießt, ist nicht erst seit Stuttgart 21 nicht mehr zu halten. Stuttgart rockt. Zwar auch eher im Untergrund, aber dort lebt der Rock zurzeit mehr auf denn je. Und nach einer durchzechten Nacht in den Stuttgarter Clubs lässt es sich wieder viel gemütlicher demonstrieren. (ab)