Metalheads sind ein weltweites Phänomen, und dem einzigartigen Nimbus huldigt der dicke Bildband "Metalheads – The Global Brotherhood" von Jörg Brüggemann. Der geneigte Bildungsbürger bekommt frischen Diskussionsstoff und kann sich den Kopf zermartern, was das alles soll. Unser Grafiker Patrick Dietl hat sich den großformatigen Fotoschinken genauer angesehen:
Jetzt also auch noch die Metalheads für den Kaffeetisch? Das Format ist nicht überdimensioniert, etwas größer als DIN A4 quer – aufgeklappt sieht es aber schon wuchtig aus. Die Bilder sind farbig – und das ist auch gut so, wie Tante Wowi sagen würde. Wem die Zeitschrift Vice ein Begriff ist, der wird den Style der Bilder lieben. Und schätzen wird er auch die feucht abwischbare Umschlagoberfläche. Da kennt wohl jemand seine Zielgruppe ganz genau ... Wir genießen derweil die Fotos. Die sind aber nicht das Einzige, was wir für 39,90 (immerhin!) serviert bekommen: Verschiedene Interviews u.a. mit Kreator Sänger Hein Blöd und eine beigelegte CD vom Metal Label Nuclear Blast sollen wahrscheinlich das Feeling verstärken, das die Bilder in uns auslösen.
Es sieht nicht so aus, als ob hier nur die schicksten oder reißerischsten Bilder ausgesucht wurden, sondern tatsächlich Authentizität das Ziel war. Besonders spannend aufgemacht ist es aber nicht, was daran liegen könnte, dass der Fokus der Bilder und das Licht meist ähnlich sind. Der Fotograf Jörg Brüggemann fühlte sich übrigens nach eigener Aussage von "You Could Be Mine" von den Gunners inspiriert. Er porträtiert in "Metalheads" all das, was den echten Fan sicher nicht, den Kaffeetischbesitzer aber umso mehr überraschen wird: Eine Tour startet auf dem Parkplatz vor dem Getränkemarkt – auch in Indonesien gibt es Genossen, die auf starke Riffs stehen – Mädchen in kurzen Röckchen trinken Bier aus Dosen – wenn Oldschool-Metaller sich kloppen, ziehen sie auch an den Haaren – auch bei einer Band wie Sabaton gibt es Jungs, die auf ihren Stühlen sitzen bleiben – die meisten Metalshirts sind schwarz – dünne Jungs dürfen auch rein – eine Horde Gleichgesinnter sieht gleich ein wenig radikal aus und ab 14 Leuten fängt die Band zu spielen an... Immerhin: Gesehen habe ich solche Bilder derart gesammelt bisher noch nicht! Und es ist ganz sicher nett, so eine Kladde im Schrank stehen zu haben, um auch in Tagen mit niedrigerem Pegel (Krankenhaus, Zelle oder Altersheim) andächtig darin blättern zu können.
Nicht nur die Bilder, es sind vor allem auch die Interviews, die das Buch ausmachen. Es ist ein Gruß aus dem Jahr 2012, eine Momentaufnahme. Heavy Metal ist keine Spaßkultur und auch kein von der Industrie gehypter Trend, sondern ein natürlich gewachsenes Massenphänomen, das über Grenzen, Kulturen und Generationen einfach hinweggefegt ist. Würde mich interessieren wie so ein Buch im Jahre 2205 aussehen würde...
Wenn Ihr auch mal den ein oder anderen Metalhead vor die Linse locken konntet, dann schickt uns eure Fotos. Die originellsten veröffentlichen wir als Hommage an diesen gelungenen Bildband bei uns im Blog. (pd)