Letzten Mai fand mit TUIs Full Metal Cruise das erste Metaller-Festival auf einem (europäischen) Schiff statt. Unsere Reporterin Laura Fiegenschuh hat sich mit Björn Heinemann unterhalten, der als Crewmitglied auf der "Mein Schiff 1" dabei war.
SdR: Kreuzfahrtschiffe sind für gewöhnlich Orte der Entspannung, auf denen man die Seele baumeln lassen kann – also praktisch das maximale Gegenteil von einer sumpfigen Festivalwiese. Welche Vorkehrungen waren nötig, um das Schiff für knapp 2000 Rocker bereit zu machen?
Björn: Am 5. Mai war schon alles ein wenig anders, als die Mein Schiff 1 in den frühen Morgenstunden in den Hamburger Hafen einfuhr. Am Kreuzfahrtterminal in der Hafencity warteten nicht nur ca. 2000 festivalgestimmte Metal-Fans sondern auch etliche Tonnen Licht- und Tontechnik, die in nur wenigen Stunden an Bord gebracht und installiert werden wollten. Zwei Kräne hievten das Equipment an Bord, ca. 40 Kilometer Kabel wurden verlegt und auf dem Pooldeck wurde eine 50.000 Watt starke Soundanlage eingebaut. Und so wurde aus dem "Wohlfühlschiff" der Ort für die größte Heavy-Metal-Kreuzfahrt Europas. Jeder Platz wurde genutzt für festivalreife Bühnen im Theater und auf dem Pooldeck. Die Kunstgalerie wich einem Merchandise-Shop und der Konferenzraum wurde zum Pressezentrum. Man passte sich an. Natürlich wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt – Steaks, Würstchen und literweise Bier wurden an Bord gebracht!
SdR: Wie muss man sich das Ganze dann mit den Fans vorstellen? Schnappsleichen im Pool?
Björn: Bier wurde getrunken. Schnaps auch. Und das nicht wenig. Denn schließlich war bei der Metal-Kreuzfahrt fast alles inklusive – auch die meisten Getränke. Insgesamt gingen ca. 32.000 Liter Bier über die Theke. Natürlich wurde gefeiert und das auch bis in die frühen Morgenstunden – eben wie auf jedem anderen Festival auch. Trotzdem ging die Atmosphäre einer Kreuzfahrt nicht verloren. Die Metalheads probierten sich durch die verschiedenen Restaurants und Bars, ließen es sich im Spa mit ganz besonderen Angeboten gutgehen (Wackenschlamm!) und relaxten an Seetagen – ausreichend eingedeckt mit Kaltgetränken – am Pooldeck.
SdR: Auf der Fahrt konnte man sich sogar tätowieren lassen, somit stand die FMC einem echten Festival in nichts nach. Außer dem Aufenthalt auf dem Wasser, was ist in deinen Augen das besondere an diesem Festival?
Björn: Die familiäre Atmosphäre, die das Festival an Bord bietet. Bei rund 2000 Metalheads sieht man sich immer wieder und ist so natürlich viel privater unterwegs. Außerdem sind ja nicht nur die Fans an Bord, auch rund 120 Künstler reisen mit. Und so kann es schon mal vorkommen, dass man morgens gemeinsam mit Frontsängern und Gitarristen am Frühstücksbuffet steht oder am Nachbartisch die Band vom Vorabend sitzt.
Natürlich darf man die Unterkunft nicht vergessen. Die Gedanken um Zelt, Gummistiefel und Grillgut kommen gar nicht erst auf – denn an Bord hat jeder seine eigene Dusche, ein Bett in das man abends fällt. Und wenn die Kabine täglich geputzt und aufgeräumt wird möchte man nicht an schlammige Zeltplätze zurückdenken.
SdR: Was war dein persönliches Highlight?
Björn: Die Rückkehr in den Hamburger Hafen, denn pünktlich zum 824. Hafengeburtstag fuhr die Mein Schiff 1 gegen 22 Uhr vorbei an den Landungsbrücken. Die Full-Metal-All-Stars spielten gemeinsam die eigens komponierte Hymne "Hard on the wind" und beschallten damit das gesamte Hafengebiet. Quer über die Elbe wurde den Besuchern des Hamburger Hafengeburtstags gezeigt, was sich die letzten sieben Tage an Bord abspielte – dazu Scheinwerferlicht überall und ein großes Feuerwerk: Gänsehautfeeling pur. Genau der richtige Abschluss für eine einzigartige Woche.
SdR: Wie sah das ganze außerhalb des Schiffes aus? Wollten die Metaller auch kulturell was erleben?
Björn: Wir bereisten die Metropolen Nordeuropas entlang des Ärmelkanals. Nicht jeder besuchte die zusätzlichen Landkonzerte in Southampton, Le Havre und Amsterdam und so fand man den ein oder anderen Metaller auch bei den Steinkreisen von Stonehenge, auf Streifzügen durch die Normandie oder bei einer Grachtenfahrt durch Amsterdams Häuserschluchten wieder. Natürlich wurde das Ausflugsangebot angepasst und so gestaltet, dass man auch wichtige Orte der Musikgeschichte besuchen konnte. Die nächste Full Metal Cruise bricht nächstes Jahr in Richtung Spanien auf und nimmt auf Kurs auf Ibiza und Barcelona – denn auch hier gibt es viel zu entdecken!
Wer jetzt neugierig geworden ist und das alles mal am eigenen Leibe miterleben will, kann sich ab 5. Februar seine Kabine auf dem Schiff sichern! Man sollte allerdings schnell sein, denn es gibt nur ein Kontingent von 2000 Plätzen! Als Vorgeschmack gibt’s jetzt noch ein Video – und wer davon nicht begeistert ist, dem kann ich auch nicht mehr helfen! (lf)