Er liebt eben den großen, exzentrischen Auftritt – dementsprechend schreitet er dann auch mit andächtig vor der Brust gefalteten Händen auf die Bühne, die langen schwarzen Haare im Gesicht, und legt direkt los. Wednesday 13, der bürgerlich Joseph Poole heißt, war gerade mit seiner gleichnamigen Band auf "Spook and Destroy World Tour". Geboten wurde Horrorpunk und Metal, gepaart mit morbidem schwarzen Humor und einem schrillen Auftritt. Unsere Reporterin Corinna Würzberger hat sich den extravaganten Künstler und sein Spektakel im "Das Rind" in Rüsselsheim angesehen.
Die EP "Spook and Destroy" kam pünktlich zum Tourstart Anfang Oktober auf den Markt und schließt laut eigener Aussage die härtere und rauere Phase ab, die mit den letzten beiden Alben "Skeletons" (2008) und "Calling All Corpses" (2011) eingeläutet wurde. Ein völlig neues Kapitel soll dann im Jubiläumsjahr 2013 mit der neuen LP "The Dixie Dead" aufgeschlagen werden. Doch das ist nicht alles, was Wednesday 13 für das kommende Jahr plant: Wie seine Musikerkollegen Rob Zombie, Marilyn Manson und Shawn Crahan (Slipknot) plant auch er, unter die Filmemacher zu gehen. Die Dreharbeiten zu dem Film, der ebenfalls "The Dixie Dead" heißen wird, sollen im Januar beginnen, das Ergebnis voraussichtlich Halloween 2013 erscheinen. Da der Sänger und Songwriter seine Inspiration aus Horrorfilmen zieht und sein Pseudonym wie auch die meisten seiner Texte von populären Horrorfilmen geprägt sind, erscheint dies nur als logische Konsequenz. Sein Künstlername leitet sich übrigens von den beiden bekanntesten Horrorfamilien der 1960er Jahre ab, The Addams Family und The Munsters: Zum einen von Tochter Wednesday Addams und zum anderen von der Adresse der Munsters, 1313 Mockingbird Lane. Wednesday 13 ist zudem auch noch Frontsänger der Supergroup Murderdolls, die er mit Joey Jordison von Slipknot gegründet hat. Das letzte Album der Band "Women And Children Last" liegt nun schon zwei Jahre zurück und die andauernde Slipknot-Pause würde sich eigentlich prima eignen, um an dem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Doch zurzeit liegt der Fokus für Poole ganz klar auf der Solokarriere, so dass sich die Murderdolls-Fans wohl noch eine Zeitlang werden gedulden müssen.
Während des Konzerts beweist der 36-Jährige allerdings auch, dass neben all diesen Engagements und Projekten auch das Touren und die Liveauftritte nicht zu kurz kommen werden. Dafür genießt er die Inszenierung und das Performen auf der Bühne zu sehr. Und das wiederum ist ansteckend. Öfter ertappe ich mich beim Lachen und Schmunzeln, so skurril sind die Texte und auch der Auftritt der gesamten Band. Ein bisschen unangenehm ist mir das zuerst, doch genau das ist laut Wednesday 13s Aussage im Interview von 2006 mit dem ox-fanzine Magazin gewollt: "Ich liebe das Übertriebene und den Humor. Nimm eine Band wie AFI, die ich sehr schätze, aber bei denen fehlt mir immer der Humor. Sogar bei den MISFITS vermisste ich immer den Witz [...].Meine Songs sollen eben abgedreht und verrückt sein, so dass man auch über die skurrilen Texte lachen kann." Und das passiert einfach bei Zeilen wie "Morgue Than Words" (sicherlich kein Zufall, dass man eher "More Than Words" versteht) oder "I Walked With A Zombie", unterlegt mit einem fröhlich-punkigen Rhythmus, als wäre es das Normalste der Welt. Ironie, Wortspiele, Sarkasmus und schwarzer Humor sind vorherrschend bei den meisten Liedtexten und erzielen mit der kompletten Inszenierung die gewünschte Wirkung: Man muss unwillkürlich schmunzeln. Gruselig wirkt es trotz mit Spinnweben umwickeltem Mikrofon, schauriger Schminke und Fratzen aller fünf Musiker deshalb irgendwie nie ganz.
Bei seiner Zugabe legt er sogar noch eins drauf: Der Star Wars Imperial March wird eingespielt, und mit einem Zylinder und einem Laser-Maschinengewehr bewaffnet stolziert er unter Grölen auf die Bühne zurück und beginnt mit dem Song "Rambo", während er zwischendurch immer mal wieder auf Fans zielt. Auch musikalisch macht das Konzert viel Laune. Wednesday 13s etwas rauchige, aber dennoch melodische Stimme gefällt, und auch die Instrumente hauen ordentlich rein. Die Mischung aus Punk und Metall ist ausgewogen und lädt zweifellos zum Abfeiern ein. Wednesday 13s letzte Worte an diesem Abend: "I want bad things to happen to you" – standesgemäßer kann eine Verabschiedung kaum ausfallen. (cw)