Jan Schütz hat das Münsterland-Festival Area4 mit seiner Anwesenheit beehrt und während die Freitag und Samstags-Gigs wohl eher ein Warmup für ihn waren, drohte am Sonntag offenbar knapp der Herzstillstand:
Auch wenn der Tag bereits ein fettes Lob verdient hatte, bei dem was am Sonntag Abend als Headliner in den Ring geschickt wurde, hätte selbst eine Combo aus Rocky, Rambo und Arnie nix mehr reißen können. Meine Damen und Herren, Jungs und Mädels, darf ich vorstellen: FAITH NO MORE!
Naja, eigentlich sollte dieses Quintett aus dem idyllischen US-Küstenstädtchen San Francisco keiner Vorstellung mehr bedürfen. Jedenfalls nicht für diejenigen, die vor 1985 geboren wurden. Und eigentlich auch für Niemanden sonst, der auch nur halbwegs in Sachen Stromgitarre unterwegs ist oder war. K.o. auf ganzer Linie, würde ich sagen, und dass schon in der ersten Runde! Die durchaus ansehnliche Bühne mit rotem Samt verhangen und davor ein leicht in die Jahre gekommener Herr namens Mike Patton mit Gehstock, rotem Anzug und Sonnenbrille. "I was a fool to ever leave your side, me minus you is such a lonely ride...", die ersten Zeilen vom Peaches & Herb Soul-Klassiker Reunited klingen durch die Abendluft. Soul? "Wat hat dat auf 'nem Rockfestival zu suchen?" You got a fair point there! BUT: Leudde, hört mal auf den Text. Mike will uns damit etwas sagen: Wir sind wieder da! Und ich für meinen Teil muss sagen, das Warten hat sich mehr als gelohnt. Nach den dann folgenden 90 Minuten, in denen so ziemlich alle Klassiker von Epic, über Midlife Crisis, Ashes to Ashes bis hin zu Easy, ihrem bekanntesten (Cover)-Song, jeden Zweifler an Mikes grandioser Stimmkunst verstummen lassen, war ich nicht nur um knapp 18 Jahre verjüngt, sondern davon überzeugt, eines der besten Live-Konzerte erlebt zu haben!
Eure Frage: Und, was war sonst noch los außer ein bisschen Nostalgie? Meine Antwort: Ooch, nur noch so 'n paar no-names wie Anti-Flag, Deftones, die ebenfalls wiedervereinigten ORIGINAL-Life of Agony, die PETA-Punk-Prediger von Rise Against und als Vertreter unserer heimatlichen Gefilde Campino & Co und FURT. Steht für "Farin Urlaub Racing Team", für die, die wie ich erstmal ratlos auf die T-Shirts am Merch-Stand gestarrt haben. Ach ja, und die Eagles. Nein, net die Hippies, die uns ein Bett in ihrer kalifornischen Herberge anbieten wollen, sondern die von der dunklen Seite - die "Eagles of Death Metal". Ihre durchaus spaßige Mischung aus Southern Rock, Seventies-Biker-Pathos und Blues war genau das Richtige für einen lauen August-Abend. Das fand wohl auch der- oder diejenige (war nicht auszumachen), der/die als SAW verkleidet bierselig durch die Menge tanzte. Apropos, Verkleidungen: So manche Begegnung während der 3 Tage ließ mich doch ein wenig grübeln. Da gab es einen Werder-Fan in kompletter Montur samt Gummipuppe (aber bitte jetzt keine falschen Schlüsse ziehen, wir sind nicht alle so!), eine Truppe Fans des "Dude" in stilechter Bademantel-Kluft, Katheter-tragende Intensivpatienten und so manche Skurrilität mehr. Und mein persönliches Highlight: Ein Metal-Fan mit waschechtem Stahlhelm! Also entweder gab es den einen oder anderen Militaria-Fan unter den 200 Securities oder die Tarnfarbe hat besser funktioniert als gedacht. Wie dem auch sei, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Und ohne solche Freaks wär's ja auch langweilig, oder?!