War das ein tolles Sportfest in London? Emotionale Momente im Minutentakt, atemberaubende Körperbeherrschung, verstörende Rekorde – und all das untermalt von "Survival". Die Hymne der Sommerspiele 2012 hat die britische Rockband Muse praktisch über Nacht auf den musikalischen Olymp katapultiert. Selbst jetzt, wo die Spiele Vergangenheit sind (von den nachträglich aufgeflogenen Doping-Sündern mal zu schweigen), ist der Song noch in jedermanns Ohr. Abgesehen davon, dass es ohnehin schon eine Ehre ist, den Soundtrack zu einem sportlichen Großereignis liefern zu dürfen, ist die ganze Sache für Muse auch ziemlich praktisch. Denn für ihr neues Album "The 2nd Law", das am 28. September erscheinen wird, müssen sie nicht mehr groß die Werbetrommel rühren. Und sorgenvolle Gedanken an die musikalische Zukunft dürften wohl auch passé sein.
Ähnlich wie die Herren von Muse, haben auch Linkin Park in diesem Jahr das große Los gezogen – zumindest im Kreise der bundesrepublikanischen ZDF-Gucker. "Burn it Down" war die Erkennungsmelodie der Mainzer EM-Berichterstattung. Das bescherte der amerikanischen Rockcombo auch noch einen Nummer-Eins-Hit und eine gleich zweifache Nominierung bei den diesjährigen MTV Music Video Awards. In den Kategorien "Best Rock Video" und "Best Visual Effects" haben sie demnächst also auch noch die Chance, eine Goldmedaille abzustauben. Auch das Album "Living Things" (erschienen am 22. Juni 2012) hält sich nach wie vor auf dem dritten Platz der internationalen Albumcharts und wird in den Kritiken hoch gelobt. Für Linkin Park also ein Erfolg auf der ganzen Linie.
Die Publicity, die so ein Sportereignis mit sich bringt, sorgte für die bereits bekannten Bands Muse und Linkin Park für einen enormen Erfolgsaufschwung und katapultierte sie pünktlich zur Albumveröffentlichung in aller Munde. Doch auch relativ unbekannte Künstler können Glück haben. Für den somalisch-kanadischen Hip-Hop-Musiker K'naan etwa brachte "Wavin' Flags" den internationalen Durchbruch. Die offizielle Fußball-WM-Hymne in Südafrika bescherte dem Künstler weltweite Nummer-Eins-Notierungen – und großartige Angebote. So erschien kürzlich die neue Single "Is Anybody Out There", die der ehemalige Straßen-Rapper mit Nelly Furtado aufgenommen hat.
Lässt man den garantierten Karrierebooster einmal beiseite, so hat die Ernennung eines Songs zur offiziellen Sporthymne für die Künstler selbst natürlich noch eine ganz besondere Bedeutung. Die überschwänglichen Gefühle, die so ein Megaevent bei Zuschauern und Teilnehmern hervorbringt, werden auch noch Wochen später durch den Song wieder wachgerufen. Es gibt wohl schlimmere Schicksale. (lg)