Bring Me The Horizon haben im September ihr hochgelobtes fünftes Album "That's The Spirit" rausgebracht. Unsere Redakteurin Laura Fiegenschuh ist zwar entgegen aller Meinungen vom Album gar nicht begeistert, hat sich aber trotzdem ein Konzert der Jungs aus Sheffield angeschaut.
Wenn ich von allen poppigen Geschmacksverirrungen absehe, die ich als Teenager hatte (die Spice Girls, Blue, die Backstreet Boys...), dann ist wohl Bring Me The Horizon meine erste große Metalcore Liebe. Wie könnte man der Band auch nicht verfallen, beim Anblick von Vocalist Oliver Sykes? Abgesehen von gutaussehenden Bandmitgliedern haben Bring Me The Horizon aber auch immer gute Musik gemacht – vor allem "Suicide Season" (2008), mein liebstes Album von ihnen. Eine Platte, die einen nicht loslässt und die dem Hörer keine 30 Sekunden Verschnaufpause gönnt.
Als dann schon letztes Jahr der neue Song "Drown" und mit ihm das neue Album "That's The Spirit" angekündigt wurde, war ich zunächst überrascht: Wie kommt man dazu, von nahezu erbarmungslosem Metalcore, plötzlich so poppige, eingängige und vor allem so einfach mitzusingende Musik zu machen? Leider hat das ganze Album meinen Eindruck dann bestätigt, Bring Me The Horizon wollen jetzt massentauglich werden, die Charts stürmen und in die Rotationen der großen Radiostationen aufgenommen kommen. Selbstverständlich wünscht man der Band als Fan den größtmöglichen Erfolg, aber eine so krasse Veränderung? Natürlich bin ich mir darüber im klaren, dass Bands sich weiterentwickeln und neue Dinge ausprobieren wollen, damit bin ich auch völlig einverstanden. Und "That's The Spirit" ist musikalisch gesehen auf keinen Fall schlecht – aber eben nicht mehr wirklich Metalcore.
Allerdings war ich trotz meiner Skepsis ziemlich gespannt darauf, die Band Anfang November in der TonHalle in München live zu sehen. Immerhin machte dieses Video vom Reading Festival trotz des poppigen "Happy Song" (mit Kinderchor...graus.) mächtig Bock auf ein Konzert.
Und was soll ich sagen? BMTH sind immer noch eine der energetischsten und geilsten Live-Bands, die ich kenne. Mein Fan-Girl Herz hat trotz der Vorbehalte am neuen Album laut geschlagen und ich habe vor allem bei den alten Songs laut mitgegröhlt. Was mir aber besonders aufgefallen ist, war die Veränderung der Fans. Der Altersdurchschnitt betrug in etwa 14 Jahre und zu 70 Prozent waren weibliche "Fans" anwesend, die ohne Ende gekreischt und sogar vor der Halle übernachtet haben. Leute, das sind Bring Me The Horizon, in der ersten Reihe wollt ihr eh nicht stehen, sondern so wie es sich gehört im Moshpit. Warum also der Stress!?
Obwohl das Konzert wirklich sehenswert war und ich es nie bereuen werde, die Jungs live zu sehen, hat sich doch ein bisschen Enttäuschung breit gemacht. Vor allem, weil die ersten beiden Songs "Doomed" und "Happy Song" halbplayback gespielt wurden. Angeblich ist das anders nicht möglich, weil sie zu viele elektronische Elemente enthalten. Auch das permanente Gekreische der kleinen Mädchen im Publikum hat mich eher an ein Konzert von Justin Bieber erinnert. Die haben dann nach dem Gig den Merchandise Stand komplett überrannt und das Taschengeld des ganzen Monats auf den Kopf gehauen.
Und was ist jetzt mein Fazit nach dem ganzen Gerede? Bring Me The Horizon sind eine fantastische Live-Band, die mich jedoch ausschließlich mit ihren alten Songs überzeugt. (lf)