Was wünscht man sich mehr als gute Rockmusik und fantastische Videospiele! Vorausgesetzt natürlich, man kann mit beiden Kulturformen etwas anfangen. Dass aus der Verbindung jedoch auch Grausiges entstehen kann, zeigt beispielsweise Ed Hunter von Iron Maiden – nachzulesen im ersten Teil von Rock und Spiele. Daniel Kirschey hat sich noch einmal auf die Suche nach Games begeben, in denen Rock eine Rolle spielt. Bei einigen wäre er jedoch froh, er hätte sie nicht entdeckt...
So zum Beispiel Journey. Das Spiel erschien 1983. Einige würde es wahrscheinlich nicht wundern, wenn Journey neben dem berüchtigten E.T. - The Extra-Terrestrial mit für den großen Videospiel-Crash in den Vereinigten Staaten verantwortlich gewesen wäre. Denn was hier im Namen der Band Journey abgefeiert wird, ist harter Tobak. Hersteller Midway versuchte mit dem Machwerk auf der Erfolgswelle der Alben "Escape" und "Frontiers" mitzureiten, platschte aber gehörig ins Wasser.
Die Spielmechanik beschränkt sich auf tumbe Geschicklichkeitseinlagen, in der der Spiele versucht, die Instrumente der einzelnen Band-Mitglieder einzusammeln. Die wurden nämlich von Aliens stibitzt. Für die Heimkonsole Atari 2600 gab es schon 1982 ein Journey-Spiel namens Journey Escape von Data Age. Die Besonderheit des Automatenspiels sind jedoch die digitalisierten Fotos von den Gesichtern der Band, die auf die "cartoonigen" Körper geklebt wurden.
Ungefähr zehn Jahre später will es Midway noch einmal wissen und veröffentlicht einen weiteren Spieleautomat, der sich einer Rockgruppe angenommen hat: Revolution X. Für das Spiel haben Aerosmith ihren Namen hergegeben. Herausgekommen ist ein solider "Rail-Shooter" im Stile von T2 – The Arcade Game, das ebenfalls Midway veröffentlichte.
Hier ballert man wieder auf alle möglichen Feinde, die auf dem Bildschirm erscheinen. Warum? Weil das Regime New Order Nation die Band Aerosmith entführt hat. Irgendwie musste die Gruppe ja ins Spiel, damit Midway den Namen auf die Packung pappen konnte.
Die damaligen Umsetzungen des Spieleautomaten auf Super Nintendo, Sega Mega Drive und später auf Sega Satrun und Playtsation konnten die Spielepresse jedoch nicht überzeugen. Das amerikanische Magazin IGN strafte die Playstation-Version mit der unterirdischen Wertung 1 von 10 ab.
Wie das unsägliche Spiel E.T. beweist, ist die Tradition von verhunzten Videospielen, die eine Film adaptieren, eine lange und gehütete Tradition der Spieleindustrie. Auch aus dem geringsten Film-Enthusiasten ist damit wohl ab und zu noch etwas Geld herauszupressen. So schwemmte Anfang der Neunziger Titus Software den Markt mit Kopien des The Blues Brothers-Videospiels.
Angefangen auf dem PC, ließ der Strom an Fassungen bis 1994 nicht ab. Da erschien das Spiel zum (vorerst) letzten Mal auf dem Game Boy. Auch NES, Super NES, Amiga, Armstrad CPC, Commodore 64 und Atari bekommen im Laufe der Zeit ihre Versionen. Ganz so schlimm wie E.T. ist das Spiel dann jedoch zum Glück nicht. Herausgekommen ist ein annehmbares Jump 'n' Run, in dem man als Elwood oder Jake Schallplatten einsammelt und das Ende des Levels erreichen muss.
Zwei Jahre vor dem Millennium, also kurz bevor die Welt durch den Y2K-Bug nicht zu Grunde ging, bringt dann Electronic Arts noch das Spiel Queen – The Eye heraus. Der Entwickler Destination Design schickt den Spieler in eine dystopische Welt, in der eine alles sehende Maschine namens "The Eye" sämtliche Stricke in der Hand hält. Ja, bislang hat das noch nichts mit der Rockband Queen zu tun – bitte noch ein wenig Geduld. Der Spieler übernimmt die Rolle von Dubrok, einem Agenten des Auges. Dessen Aufgabe ist es, die Richtlinien des Auges zu überwachen. Die besagen nämlich, dass aller Ausdruck von Kreativität verboten gehört.
Besagter Dubrok begeht jedoch einen schwerwiegenden Fehler: Er entdeckt alte Rockmusik! Also verurteilt ihn das Auge zum Tode durch ... eine live übertragene Spielshow. Dubrok kämpft sich nun also durch Arenen voller Gegner in einer 3D-Welt, und alles ist unterlegt mit neu gemischten Instrumentalversionen bekannter Queen-Lieder. Schon ist der Bezug zu Queen wiederhergestellt. Obwohl das Spiel bis auf die krude Hintergrundgeschichte nicht zum schlechtesten gehört, was Electronic Arts so publiziert hat, verkauft sich Queen – The Eye unglaublich schlecht. Da hilft dann auch der prominente Name nicht. (dk)