Was ARTE kann, können wir schon lange! Und deshalb setzen wir die Serie "Summer of Rebels" des Kulturkanals im Herbst hier fort. Für unseren Autor Jan Schütz heißt der Rebell des Monats September: Bon Scott!
Als waschechter Schotte am 9. Juli1946 in dem Nest Forfar geboren, zog Ronald Belford Scott schon als sechsjähriger Knirps mit seinen Eltern aus den verregneten Lowlands ins australische Melbourne. Nach weiteren vier Jahren ließ sich die Familie dann schließlich im kleinen westaustralischen Küstenort Fremantle nieder. Dort lernte er schon früh in der Fremantle Scots Pipe Band (Schotte bleibt eben Schotte) die hohe Kunst des Trommelns. Und damit war der Pflichtteil für eine saubere Rock'n'Roll-Karriere schon einmal erledigt. Die Kür absolvierte Bon, wie er seit Kindertagen genannt wurde, ebenfalls mit Bravour. Er schmiss mit 15 die Schule und landete unter anderem wegen unerlaubten Geschlechtsverkehrs im nahegelegenen Jugendknast. Von der Army wegen seiner Aufmüpfigkeit abgelehnt, schlug er sich anschließend mit Gelegenheitsjobs als Barkeeper und Postbote durch. Mit 18 gründete er dann seine erste eigene Band, The Spektors. Daraus wurden The Valentines, wo er mit einem Mann zusammen sang, der schließlich zusammenbrachte, was zusammengehört. Vince Lovegrove war nämlich derjenige, der Jahre später seinem alten Kumpel Bon nach einem schweren Motorradunfall wieder auf die Beine half und ihn im Oktober 1974 der Band vorstellte, die mit ihm am Mikro für die nächsten sechs Jahre den Hardrock auf links drehen sollte: AC/DC
Auch wenn Scott dort nur sechs Jahre als Sänger aktiv sein sollte, während sein Nachfolger Brian Johnson jetzt schon seit über drei Jahrzehnten die Lyrics zum Gitarrenspiel der ebenfalls schottischstämmigen Zwergenbrüder Angus & Malcolm Young kreischt – der Name Bon Scott wird für Fans jeden Alters immer fest mit der australischen Hardrockinstitution verbunden sein. Das belegen unzählige Fanclubs und AC/DC-Coverbands, die seinen Namen tragen. Zurecht, denn die Kombi aus Scott und AC/DC hat in kurzer Zeit einige der größten Mitgröhl-Kracher aller Zeiten hervorgebracht: "TNT", "It's a Long Way To the Top" und natürlich "Highway To Hell" stammen ebenso aus dieser extrem fruchtbaren Zusammenarbeit wie Teile des Albums "Back in Black", das heute Platz drei der meistverkauften Alben aller Zeiten belegt.
Bekanntlich konnte Bon Scott diese Arbeit nicht mehr abschließen. Aber immerhin verweigerte er konsequent die Aufnahme in den obligatorischen "Club der 27", indem er es wagte, fast 34 Jahre alt zu werden. Das nennt man wohl wahres Querulantentum! Sein Abgang war dafür mehr als stilecht. Erstickt an seinem eigenen Erbrochenen fand man Bon Scott am 20. Februar 1980 nach einer durchzechten Nacht tot im Auto vor dem Haus eines Freundes in London.
Das zugegebenermaßen recht unspektakuläre Grab mit seiner Asche auf dem Friedhof von Fremantle wurde ähnlich wie Graceland oder Jim Morrisons Pariser Ruhestätte zum Wallfahrtsort und wird regelmäßig zum Geburts- und Todestag des Sängers mit Kronkorken und leeren Whiskyflaschen verziert. Und nicht nur das. Vor kurzem wurde es sogar offiziell zum australischen Kulturdenkmal ernannt, und der Friedhof bekam einen eigenen, kleinen Nebeneingang, über dem in bronzenen Lettern Scotts Name prangt. Ebenfalls in Edelmetall gegossen steht seit 2008 ein lebensgroßer (also eher kleiner), auf einem Marshall-Verstärker thronender Bon Scott im Hafen seiner Heimatstadt Fremantle. All dies wird dann wohl auch in dem Dokudrama (http://www.classicrockmagazine.com/news/bon-scott-movie-will-stay-true-to-acdc/) zu sehen sein, das eine (amerikanische!) Produktionsfirma zurzeit auf die Beine stellt. Wir werden uns den Film sicherlich ansehen und euch darüber berichten, wenn es soweit ist. Bis dahin schütteln wir weiterhin unser Haupt zu der Hymne, die sich für Bon Scott leider viel zu früh bewahrheitet hat. Wir sehen uns in der Hölle, Bon. (js)