"Guten Abend, Frankfurt. It's geil to be back!" Mit diesen Sätzen begrüßte William Fitzsimmons sein Publikum Anfang Juli im Frankfurter Mousonturm. Unsere Autorin Lale Sabchi freute sich auch, den wilden Zausel wieder zu sehen, und wunderte sich daher kaum, als er ankündigte, dass "alle Songs sowieso gleich klingen“ würden. Kurz noch das Tannenzäpfle-Fläschchen vor des Publikums Nasen geschwenkt und schon ging's los mit Fitzsimmons typischem wispernd zischelnden, in Richtung Monolog schwindenden Geplauder, das irgendwie aus dem wirren Bart herausblubbert.
Das nächste Thema? Selbstverständlich das neue Album "Gold in the Shadow". William Fitzsimmons erklärte, dass die Produktion des Albums sich als "eine völlig neue Erfahrung für ihn" herausgestellt hatte. Während der Erarbeitung seines ersten Albums "Until When We Are Ghosts" war er nämlich die ganze Zeit "deeply depressed" und wandelte diesen Zustand offenherzig in autobiografische Songs um. Aktuell dagegen sei er eher "sick and tired of being sick and tired" und daher konsequenterweise "less depressed". Und zu diesem Bewusstseinszustand musste der studierte Psychotherapeut natürlich auch eine Platte zaubern: "Gold in the Shadow".
Die Songauswahl des Abends war jedoch aus all seinen vier Alben bunt zusammengewürfelt. Als Begleitband rekrutierte er die drei Jungs von Slow Runner, die schon das Warm-up übernommen hatten (der eine oder andere mag sie aus dem "Grey's Anatomy" Soundtrack kennen). Mittendrin stand Fitzsimmons völlig unbeeindruckt und entweder mit einer netten roten E-Gitarre oder seiner Akustikklampfe im Arm. Wenn man ihn zum ersten Mal sieht, mag man es gar nicht glauben. Aber sobald er anfängt zu singen, wird es ruhig im Saal und jeder spitzt die Öhrchen, um zu hören, was er mit seiner wunderbar, leisen und eindringlichen Stimme so daher trällert. Der gebürtige Pennsylvanier bringt sein Publikum zum Nachdenken und Träumen, aber auch richtig zum Lachen. Ob man ihn als Entertainer bezeichnen kann, sei dahingestellt, aber eines versteht dieser Mann: auf eine bezaubernde Art zu unterhalten! Irgendwann erklärte er jedenfalls, dass er ja nicht nur zum "Spielen da sei, sondern zum Reden"! Skurrile Storys und kleine Witzeleien in reichlich dunklem Humor ("I'm not ironic and I hate cynism. I can also be very dark sometimes!") dürfen jedenfalls bei keinem William Fitzsimmons-Gig fehlen.
Gespielt hat er natürlich trotzdem eine Menge. Und als er sich nach dem 14. Song Richtung backstage verabschiedete, kündigte er an, noch ein paar weitere Liedchen in petto zu haben. Sechs waren es dann genau genommen noch. Wir dachten schon, er würde nie mehr aufhören ... Dem Bassisten schien ebenfalls reichlich warm geworden zu sein, denn er spielte die Zugaben nur noch mit einer knappen Speedo bekleidet. Wer's tragen kann ... Der quasi krönende Abschluss des "Konzerts mit Überlänge" wurde schließlich mit "Shhh, this is serious!" von William Fitzsimmons eingeleitet – eine außergewöhnliche "Sweet Home Alabama"-Coverversion.
Fazit? Ob man es sich eingestehen möchte oder nicht, niemand kommt unberührt aus einem seiner bitter-süßen Konzerte hinaus. Und mit diesem Gefühl, tauben Beinen, verträumten Gedanken und verwöhnten Ohren wankten wir hinaus in die Nacht. Bis zum nächsten Mal! (ls)