In der Szene ist die Frankfurter Metalcore-Band Cold Skin Burning schon ein echter Begriff. Sie gilt als "einer der hellsten neuen Sterne am Metalcore-Himmel" (FFM-Rock). Unsere Reporterin Corinna Würzberger hat sich in den eiskalten Probenraum der Band gewagt und dort mit Christian (Gitarre), Babak (Gitarre) und Martin (Schlagzeug) über die Entstehung der Band, überstandene Krisen, das aktuelle Album "Anvil’s Core" und ihre Zukunftspläne geplaudert:
SdR: Zuerst eine Frage an Christian: Du hast Gitarre auch mit den Lehrbüchern von "Schule der Rockgitarre" gelernt, wie du mir erzählt hast. Wie ist dein Feedback?
Christian: Ich fand die wirklich gut und habe sie später auch weiterempfohlen, als ich selbst Gitarrenunterricht gegeben habe. Sehr lustig, dass wir jetzt von SdR interviewt werden.
SdR: Fangen wir doch direkt beim Anfang an: Wie sind Cold Skin Burning entstanden?
Christian: Ich hatte einen Kumpel beim Studium kennen gelernt, der sich als Schlagzeuger entpuppt hat. Wir haben dann überlegt, wieder eine Band zu gründen. Wir waren beide schon früher aktiv. Auf eine Internetanzeige hin hatte sich Babak gemeldet. Endgültig standen für die Aufnahmen unserer ersten Demo-EP 2008 dann Babak, Manni am Schlagzeug, der ehemalige Bassist, Patrick als Sänger und ich fest. Kurz nach der Aufnahme ersetzte Martin Manni am Schlagzeug und auch Patrick verließ die Band, weil er Vater geworden war. Für ihn kam dann Flo ins Boot. Aktuell ist wieder Patrick dabei und Marc ist neu am Bass dazu gestoßen.
SdR: Im Frühjahr letzten Jahres gab es ja einen ziemlichen Knall bei euch. Was genau ist passiert und wie ging es wieder weiter?
Martin: Auslöser war, dass ich bei meiner Urlaubsplanung verpeilt hatte, einen Gig mit einzuplanen. Dann hat sich jeder über den anderen ausgelassen und keiner hatte mehr Bock. Aber nach zwei Monaten haben wir drei uns dann schon wieder zusammengesetzt, einfach, weil keiner so recht ohne Musik leben wollte und wir auch den Ruf, den wir uns erarbeitet hatten, nicht verlieren wollten.
SdR: Hat euch vielleicht auch das Feedback eurer Fans angespornt?
Babak: Ja, auf jeden Fall. Ich war richtig baff, als ich von Leuten gehört habe, dass die richtig überrascht, fast schon geschockt waren. Das ging so in die Richtung: "Ey Leute, seid ihr bescheuert? Ihr seid grade in aller Munde, ihr könnt nicht aufhören!" So was zu hören, ist schon fett!
Christian: Uns haben auch jüngere Bands total geschockt angeschrieben und wollten wissen, was denn los sei. Die haben uns dann erzählt, dass sie unter anderem eben auch wegen uns Musik machten und dass wir ihre Vorbilder seien. Das war schon schön zu sehen, was da für Feedback kam. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet!
Babak: Ja. Ich glaube, ich habe erst damals so richtig realisiert, was für einen Namen Cold Skin Burning bis dato schon hatte.
SdR: Was ist denn eigentlich generell eure Motivation Musik zu machen? Was bedeutet euch das Banddasein?
Christian: Es ist hauptsächlich Hobby und der Spaß an der Sache. Auch um so ein bisschen einen Ausgleich zum Alltag zu haben. Aber wenn mehr dabei rumkommt, dann ist das schon 'ne geile Sache!
Babak: Am meisten hat man es gespürt in den zwei Monaten, als es die Band nicht mehr gab. Da hat etwas gefehlt. Und, auch wenn es jetzt überzogen klingt, es ist auch ein Lebensgefühl, in einer Band zu spielen. Es ist halt das ganze Drumherum, einfach zusammen rumhängen, Songs schreiben, Spaß haben. Und wenn man es dann sogar noch schafft, mit seinen Songs die Leute zu erreichen, dann ist das das Größte überhaupt.
Martin: Wobei ich mir nicht die Arbeit machen würde, wenn wir keine Liveauftritte hätten, wenn wir keine Leute erreichen wollten. Das Feedback nach oder auch während einem Liveauftritt, wenn die Leute ein Lächeln auf dem Gesicht haben und das geil finden, das spornt eigentlich am meisten an.
SdR: Für die Aufnahme eures aktuellen Albums "Anvil’s Core" konntet ihr von Patricks eigenem, neugegründeten Studio Bandmember Recordings profitieren und habt auch alte Songs noch einmal neu aufgenommen. Sollte das nach der Beinahe-Trennung im letzten April einen Neubeginn symbolisieren?
Christian: Der Hintergrund war schon, einen Neustart zu machen und auch dieses ganze Technikzeugs vom Patrick auszunutzen.
Martin: Vor allem sollte der neue, alte Sänger präsentiert werden.
SdR: Wie läuft das bei euch mit dem Songs schreiben?
Christian: Die Texte schreibt Patrick. Das ist so sein Ding, da reden wir nicht viel rein, weil er oft sehr persönliche Dinge verarbeitet. Die Musik selbst machen wir meist zu dritt hier zusammen im Probenraum. Wir bringen Ideen mit der Gitarre an, Martin spielt dazu was auf dem Schlagzeug und dann versuchen wir, das alles zusammenzubringen.
SdR: Jetzt zum aktuellen 2011 erschienen Album Anvil’s Core: Was ist euer Lieblingssong?
Alle drei: Die beiden neuen (Dog Tag & Try Me Now)!
Babak: Die sind einfach anders. Wir hatten extrem viel Spaß, sie zu schreiben. Und mir machen die beiden Songs auch am meisten Spaß zu spielen. Die sind halt neu und knistern irgendwie.
Christian: Man merkt an den Songs, dass wir voller Energie und Spaß waren. Wir waren befreit und haben nicht krampfhaft versucht, irgendwas reinzupressen. Und das hört man auch. Jedes Riff ist aus Spaß und spontan entstanden. Das Beste, was uns in den zwei Monaten Arbeitszeit eingefallen ist, ist dort hinein geflossen. Außerdem hört man die Weiterentwicklung der drei anderen Songs, die ja teilweise schon drei Jahre alt sind.
Martin: Richtig, diese Weiterentwicklung ist mir auch sehr wichtig. Dieses Mal konnte ich kreativer sein, was ich davor einfach aus technischen Gründen noch nicht konnte. Es hat einfach JEDER etwas zu diesen Songs beigetragen.
SdR: Woran arbeitet ihr ganz aktuell und welche Zukunftspläne habt ihr? Gibt es auch konkrete Bemühungen um einen Plattenvertrag?
Babak: Aktuell arbeiten wir bereits wieder an neuen Songs. Diesmal soll es aber ein richtiges Album werden, mit so 10, 11, 12 Songs. Allerdings können wir noch gar nicht abschätzen wie viel Zeit das in Anspruch nehmen wird. Der Vorteil ist aber, dass wir eben keine Plattenfirma im Nacken haben, die uns Stress macht, sondern wir uns jede Zeit der Welt nehmen können.
Martin: Was natürlich nicht heißen soll, dass wir keinen Plattenvertrag wollen.
Babak: Wenn man die Gelegenheit hätte, wäre es ja grob fahrlässig, so etwas abzulehnen.
Christian: Mit den letzten beiden EPs haben wir uns auch bei mehreren Plattenfirmen beworben. Es gab sogar positive Reaktionen, aber das war dann leider genau zu dem Zeitpunkt, als wir uns aufgelöst hatten, und das war's dann.
Babak: Das heißt, sobald wir wieder etwas in der Hand haben, sprich das Album fertig ist, werden wir es auch wieder versuchen.
Christian: Somit stehen aktuell erst einmal der Videodreh zu "Try Me Now", neue Songs schreiben und mehrere Konzerte ab März an. Am 07. April sind wir in der Kreativfabrik in Wiesbaden selbst Veranstalter und haben einige sehr gute Bands aus der Szene eingeladen. (cw)