MIA., das sind die polarisierende Sängerin Mieze Katz, Gitarrist Andy Penn, Allrounder Ingo Puls, Bassist Robert Schütze und Schlagzeuger Gunnar Spieß, den Andreas Babiak zum Interview getroffen hat.
Es ist Samstag, die Sonne scheint und das Leben pulsiert, als Gunnar auf seinem Rad vorbeigefahren kommt. Ich will heute mit ihm über die Entstehung einiger Lieder, über die Rolle Berlins in der Musik und über die Unterschiede zu anderen Bands sprechen. Gunnars erste Worte sind: "Komm, wir gehen in den Park!"
Gunnar, wie kann man MIA. erklären?
MIA. sind leidenschaftlich, neugierig und schizophren, denn wir haben mehrere Gesichter, wir sind immer auf der Suche nach Neuem, wir sind auf einem Weg, aber wir sind nicht angekommen. Wir sind nimmersatt, rastlos und leben unsere Musik aus. Wir probieren gerne aus und wir sind auf einem Pfad der Entwicklung, aber werden das Ziel wohl auch nie erreichen, denn es gibt immer neue Wege, die wir gehen wollen.
Was unterscheidet MIA. von anderen Bands?
MIA. vereint die verschiedensten Menschen. Bei uns hat jeder seinen ganz eigenen Musikgeschmack, das ist bei den meisten Bands anders, die alle denselben haben und so gemeinsam ihre Idee von Musik umsetzen. Aber dennoch finden wir eine gemeinsame Sprache, die dann auch die Hörer verstehen. Bei uns hat jeder seine eigene Meinung, die wir auch alle leidenschaftlich vertreten. Das ist wohl der Grund, wieso wir immer ein wenig länger für Entscheidungen brauchen. Bei uns wird alles gemeinsam abgestimmt. Andererseits nehmen wir uns in manchen Situationen aber auch selbst nicht ernst. Für mich ist es wichtig, dass man über sich selber lachen kann. Wir hatten schon sehr viel Blödsinn im Kopf, z.B. das Video von "Zirkus", als wir alle auf der Erde lagen. Meistens hat Andy die verrücktesten Ideen.
MIA. sind für minimalistische Klänge, für Elektropop und -punk, für Eingängigkeit und glockenhellen Gesang von Mieze bekannt, doch wie entstehen die Lieder eigentlich?
In der Regel ist es so, dass jeder für sich – oder auch mal zu zweit – an Ideen arbeitet und dann wird alles gebündelt. Bei mir ist das unterschiedlich, manchmal spiele ich an Tasten herum und versuche, meine Gedanken und Ideen in Töne umzusetzen. Zwar spiele ich weder Klavier, Gitarre oder Bass einwandfrei, aber ich kann von jedem ein wenig. Und wenn kein Instrument in der Nähe ist, dann singe ich mir die Ideen auf mein Handy. Unser Hit "Hungriges Herz" entstand relativ schnell: Mieze hatte eine Idee und wir haben die Grundstruktur und die Melodie ruckzuck eingespielt.
Bei dem Lied "Tanz der Moleküle" hat Nhoah mitgewirkt. Manchmal muss einfach der Idee von außen Struktur verschafft werden, und dann kann das entweder ein Hit werden oder eben nicht, aber das weiß man vorher nie. Außerdem nehmen wir für ein Album immer mehr Lieder auf als dann letztlich draufkommen. Wir probieren sehr viel aus und testen auch mit verschiedenen Instrumenten. Wir sind uns bewusst, dass wir sehr vielfältig sind und das auch unabhängig von dem, was wir machen. Wir wollen alles zulassen, hinter dem wir stehen.
Welchen Einfluss hat Berlin in eurer Musik?
Berlin spielt auch eine Rolle in der Musik, zwar nicht direkt, aber ausschließen können wir die Einflüsse der Stadt nicht. Wir wollen nicht nach Berlin klingen, aber die Effekte sind sicher unvermeidbar. Auch die Reisen wirken sich darauf aus, aber eher unterbewusst. Es ist wichtig, dass jeder aus der Band Sachen für sich erlebt, denn man sollte seinen eigenen Pfad finden um sich weiterzuentwickeln.
Ist die Band wie eine zweite Familie?
Die Band ist eher eine Gruppe von Freunden, nicht unbedingt die allerbesten Kumpels, da wir ja auch alle verschieden sind. Aber doch, wir sind gute Freunde. Wir wissen, wie wir alle ticken, weil wir uns wirklich gut kennen. Jeder kennt die besonderen Eigenschaften und Eigenarten der anderen – vielleicht sind das doch Ansätze einer familiären Gemeinschaft? Aber dennoch macht jeder auch gerne sein eigenes Ding. Andy zum Beispiel bringt als TimTim Musik heraus und Mieze arbeitet mit Fettes Brot zusammen.
Bist du bei Konzerten immer noch aufgeregt?
Auch nach dem vierten Album bin ich, besonders bei kleineren Festivals, auf denen man Hauptact ist, immer noch aufgeregt, denn man will endlich auf die Bühne. Vor allem, wenn man den ganzen Tag darauf wartet. Aber natürlich bin ich auch bei großen Konzerten wie zum Beispiel "Rock am Ring" sehr angespannt. Ich bin dann immer still und konzentriert.
Ist eigentlich dein Privatleben durch euren Erfolg sehr beeinträchtigt?
Anders als Mieze und Andy werde ich nicht erkannt. Ich lebe ein ganz normales Leben in Berlin. In meiner Freizeit kümmere ich mich um meinen Sohn, wir verstecken uns auch nicht; wir leben ein ganz normales Leben.
Ein außergewöhnliches Interview geht zu Ende, Gunnar steigt auf sein Rad und verschwindet im Berliner Leben. Wenn ihr mehr über die Band erfahren wollt, dann schaut einfach mal auf ihre Homepage. (ab)