"Es war als ob wir die Christen waren und alle anderen Sünder." Mit diesen Worten beschreibt Jared Followill, Bassist und jüngstes Mitglied der vierköpfigen Band Kings of Leon, seine Kindheit. Diese Zeiten sind glücklicherweise schon ein Weilchen vergangen, heute folgen die Jungs nur noch den Regeln des Rock'n'Roll! Elvan Akyüz hat sich auf Spurensuche der Südstaatenband begeben und weiß, wie alles anfing:
Die drei Söhne eines Wanderpredigers aus Nashville, Tennessee hatten ein eher einfaches Leben, bevor sie mit ihrer Musik durchstarteten. Verzicht, Moral und Religion bestimmten den Alltag der Jungen, deren Leben von Geburt an stark vom christlichen Glauben geprägt war. Fernsehen galt als Satanswerk und war strengstens verboten – genau wie Rockmusik und Alkohol. Außerdem waren sie aufgrund der ständigen Wanderschaften mit ihrem Vater recht gründlich von sämtlichen externen Beziehungen isoliert. Da blieb nur die Familie, die nach wie vor bei den Followills ganz großgeschrieben wird. Und so ist es wohl auch kein Zufall, dass die Brüder Nathan, Caleb und Jared und ihr Cousin Matthew ihre Band nach Großvater Leon Followill benannten.
Dennoch gleicht es bei dieser Vorgeschichte nahezu einem Wunder, dass die Pastorensöhne überhaupt den Zugang zum "teuflischen" Rock gefunden haben. Den ersten Kontakt mit dieser "unchristlichen Musik" bekamen die Jugendlichen unweigerlich über Schulkameraden und aus dem Radio. Caleb berichtet, dass die Entscheidung, Musiker werden zu wollen, an seinem 18. Geburtstag fiel. An diesem Abend stand er mit dem älteren Nathan zum ersten Mal auf einer Karaokebühne und sang Wild Cherrys "Play That Funky Music". Ihren Eltern zum Trotz entschieden sich die vier Südstaatler gegen eine Zukunft in Nashville und stürzten sich in das wilde Leben des Rock'n'Rolls.
Produzent Angelo Petraglia, der an allen Alben der Kings of Leon mitarbeitete, erkannte sofort das Talent der Brüder und riet ihnen, eine Band zu gründen. Schnell wurde dem damals 14-jährigen Jared ein Bass in die Hand gedrückt und der zwei Jahre ältere Matthew wurde zum Leadgitarristen. Der erste Longplayer "Youth an Young Manhood" erschien 2003. Ihren internationalen Durchbruch hatten sie jedoch mit ihrer grammyprämierten Platte "Only by the Night", auf der sich die Hits "Sex on Fire" und "Use Somebody" finden.
Zuletzt veröffentlichten sie diesen Sommer ihr sechstes Studioalbum "Mechanical Bull", nachdem sie 2011 eine Zwangspause eingelegt hatten. Zehn Jahre lang waren die Brüder nahezu ununterbrochen getourt oder arbeiteten im Studio. Nach eigenen Angaben fand dies stets unter dem Motto "Sex, Drugs and Rock'n'Roll" statt, was schließlich dazu führte, dass Sänger Caleb im Juli des besagten Jahres betrunken die Bühne verließ und nicht wiederkam. Der Frontmann litt damals jedoch an einer ernsten Stimmbanderkrankung, die ihm fast seine Karriere gekostet hätte. Doch es war nicht nur das Körperliche, das an ihm nagte. Caleb fühlte sich einsam und überfordert, weshalb er seinen Kummer im Alkohol ertrank – wie man in "On the Chin" nachhören kann.
Mittlerweile scheint es dem 31-jährigen besser zu gehen. Wie sein Bruder Nathan wurde auch Caleb im vergangenen Jahr stolzer Vater einer Tochter. Und die Begriffe Familie und Herkunft sind nach wie vor das wichtigste Fundament der Followills. Wie ein roter Faden führen sie auch durch ihr Werk. In "Talihina Sky", einem Hidden Track aus dem Debüt, geht es um die Sehnsucht nach dem Ausbruch aus der gewohnten Umgebung. "Radioactive" aus dem Album "Come around Sundown" dreht sich um die Rückkehr zu den Wurzeln und "Family Tree" auf der aktuellen Platte schließlich um die Bedeutung der Familie. Die nächste Single soll "Beautiful War" heißen, ein Song, der angeblich in derselben Nacht geschrieben wurde, in dem auch der grammygekürte Track "Use Somebody" entstand. Vielleicht wird’s ja der nächste große Hit?! (ea)