Der Regensburger Mathias Kellner machte aus seiner Not eine richtige Karriere: vom Arbeitslosen zum Musiker. Mit Kinda Wild ist nun sein viertes Album herausgekommen. Waren die Vorgänger noch Singer/Songwriter-Musik mit Indiepop-Melodien, hat sich Kellner dieses Mal zu lupenreinem Rock weiterentwickelt. Andreas Babiak hat reingehört.
"Kinda Wild" heißt der Titelsong der Platte, und so hört sich das Ganze auch an: getriebene Gitarren, ein bassiger Beat und eine schroffe Stimme. Gegen Ende des Stückes wird nicht mehr gesungen – die Gitarren sprechen! Zum Abgehen.
Kellners Geschichte klingt wie ein Märchen: Nach seiner Schreinerlehre findet der Bayer keinen Job. Doch bevor er von Hartz IV lebt, überrascht er den Mann auf dem Arbeitsamt mit seinem Business-Plan. Kellner gründet seine eigene Singer/Songwriter-Ich-AG. Der bisherige Hobbygitarrist muss nun aber ordentlich loslegen. Er spielt in jedem Club des Landes, um an seinem Durchbruch zu arbeiten. "Harte Zeiten können für einen Songwriter sehr inspirierend sein".
Sehr gut abgestimmt ist der Song "Heartland" – Kellners Stimme passt perfekt zu den Country-angehauchten Riffs. Er setzt seine Stimme kraftvoll ein, das klingt rau und kämpferisch. "It feels like coming home." Er singt sich frei, ist froh, dass er es jetzt wirklich geschafft hat.
Er begleitet die Songwriterin Claudia Koreck auf ihrer Tour und wird von Südpolrecords entdeckt, einem Plattenlabel, bei dem auch Katie Melua unter Vertrag ist. So kommt es, dass er ihre Tour supportet. Ihr Kompliment, dass sein "Rich Man" ein großartiges Lied sei, kontert er mit der wunderbar verlegenen Antwort "Danke Katie, aber deine Songs sind auch toll." Kurz darauf erscheint sein erstes Album This Ocean Life.
Der Track "Fair" ist ein ruhiger, typisch britischer Indierocksong. Die Gitarrenriffs erinnern an Franz Ferdinands "Do you want to". Kellners Musik ist wirklich vielschichtig, jede Nummer hat andere Einflüsse, aber seine Handschrift ist unverkennbar. "British" ist ein treibender Song, der sich wie eine Welle immer wieder aufbaut, um dann zu brechen. Der Sound klingt ehrlich und wie in der Garage um die Ecke aufgenommen, mit einem marschierenden Beat, einer rockenden und einer akustischen Gitarre und einem Sänger voller Leidenschaft. Kinda Wild ist eine gut abgestimmte Platte, und Kellner ein rockender Singer/Songwriter mit viel Gefühl in der Stimme und großem Gespür für gute Lieder. Es gibt die fetzigen Songs und zahlreiche E-Gitarren-Soli. Und alles ist geprägt durch das mal raue, mal sanfte Organ des Regenburger Rockers. Dass das Album rockiger wurde als seine Vorgänger, war laut Kellner eine unbewusste Entwicklung, die während des Schreibens einfach passiert ist. Kurt Ebelhäuser, der Produzent der Donots und von Blackmail, hat es produziert.
Mit seiner Band tourt Mathias Kellner nun durch das ganze Land – damit seine Ich-AG weiter Bestand hat. Wir empfehlen unbedingt, ihn dabei zu unterstützen! (ab)