Ira Antea, Trancecoreband aus Frankfurt, sind die diesjährigen Gewinner des Emergenza-Hessenfinales. Das ist seit sieben Jahren keiner anderen Core-Band gelungen. Als Belohnung geht's am 26. Juli zum Bundesfinale nach Berlin, wo sich die fünf besten regionalen Gewinner messen werden. In der heißen Vorbereitungsphase hat unsere Reporterin Corinna Würzberger die Frankfurter während der Probe besucht.
SdR: Hey Jungs! Gratulation noch einmal zum Sieg im Hessenfinale! Seid ihr denn jetzt schon aufgeregt für Berlin?
Mattias: Nööö!
Arne: Auf jeden Fall!
Mattias: Das ist eigentlich immer sehr unterschiedlich bei uns, und Arne und ich stellen so die beiden Extreme dar. Er ist schon 'ne Woche vorher total fertig, bei mir geht es dann erst 'ne halbe Stunde vorher los.
Marvin (grinst): Aber dann ist das Klo ununterbrochen von uns allen besetzt!
SdR: 2011 gegründet, 2012 bei Emergenza teilgenommen und jetzt direkt im Bundesfinale, das lässt sich auf jeden Fall schon mal sehen. Wie kam es zu Ira Antea und wie hat sich die Band seither entwickelt?
Arne: Timo und ich haben schon bei A Day in Reverse zusammen gespielt, mit der wir letztes Jahr auch schon ins Hessenfinale von Emergenza gekommen sind. Danach ist die Band jedoch auseinander gebrochen, und ich wollte mich sowieso musikalisch umorientieren, weil ich aus dieser typischen Metalcore-Szene raus wollte. Dann habe ich Matthias angesprochen, ob er nicht singen möchte, und zusammen haben wir an ersten, sehr trancelastigen Songs herumgebastelt.
Timo: Anfangs war die Idee aber auch noch eine ganz andere. Wir wollten eigentlich komplett ohne Drummer spielen, weil das ewige Leutesuchen einfach nervig ist. Stattdessen haben wir halt alles gesamplet und wir hatten durchgängig Synthesizer, die komplett durchgelaufen sind.
Arne: Ein Jahr lang haben wir so geprobt, ein Jahr!
Mattias: Das sah dann immer lustig aus, weil die Leute sich immer gewundert und den Drummer gesucht haben.
Timo: Leider sind wir aktuell auch wieder auf der Suche nach einem neuen Drummer, weil Erasmus, der ja auch heute leider erst später dazu stoßen kann, es zeitlich leider nicht mehr schafft. Wenn ihr also Interesse habt, meldet euch bei uns!!!
Mattias: Im Sommer 2011 kam dann Marvin dazu, der eine Anzeige gestellt hatte.
Marvin: Ich hatte selbst kurz vorher erst mit dem Screamen angefangen, dementsprechend unerfahren war ich noch. Später habe ich Erb, mit dem ich zusammen in der Berufsschule war, dazu geholt zum samplen.
Kevin: Anfangs hatten wir nicht einmal einen Laptop, da musste ich noch alles vom Handy aus starten.
Mattias: Leider haben wir so ein bisschen den Gitarristenfluch, weil bisher kein zweiter Gitarrist länger dabei geblieben ist. Außer Sammy jetzt, die gerade aber in Slowenien ist.
SdR: Mattias, du wohnst gar nicht in Frankfurt, oder? Wie läuft das denn dann mit dem Proben oder dem Texten?
Mattias: Timo und Arne schreiben die Songs am PC und schicken mir die MP3s zu. Dann weiß ich ziemlich gut, wie der Song gespielt wird, kann mir die Texte dazu schreiben, spreche mich mit Marvin über Skype ab und übe das dann zu Hause. Und das nächste Mal, wenn ich in Frankfurt bin, probe ich das dann mit den Jungs und Mädels.
Marvin: Der Rest der Band probt zweimal die Woche.
Timo: Marvin übernimmt dann Matthias‘ Parts.
Kevin (lacht): Oder auch mal ich aus Spaß.
SdR: Laut eurer Beschreibung auf Facebook scheint es euch ja schon sehr wichtig zu sein, mit euren Songs auch eine Message zu übermitteln. Geht die denn nicht beim Core unter?
Arne: Ja, das ist uns auf jeden Fall wichtig. Deswegen arbeiten wir ja auch cleane Gesangs- und Sprechpassagen ein. Vor allem wollten wir nicht wie alle anderen in jedem Genre immer nur über Liebe sprechen.
Mattias: Wobei wir oft missverstanden werden. Wir sind keine politische Band, sondern gesellschaftskritisch. Die Themen besprechen wir gemeinsam im Plenum via Skype, diskutieren sie und lesen uns ein.
Kevin: Aber darum geht es ja auch. Wenn es einen interessiert, dann klemmt man sich dahinter, informiert sich und versucht, den Text bewusst zu verstehen.
Arne: Leute, denen der Text vollkommen egal ist, gibt es überall. Das ist bei Fans von Rihanna nicht anders.
SdR: Wieso habt ihr euch für Emergenza entschieden? Wie sind eure Erfahrungen?
Mattias: Emergenza bietet eine super Chance, auch überregional und über die Grenzen der Core-Szene hinaus bekannt zu werden, nette Leute kennen zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Auch, dass man in Locations wie der Batschkapp spielt, wo unsere Idole schon gespielt haben, ist hammer.
Arne: Im Hessenfinale haben wir gar nicht mit dem Weiterkommen gerechnet, weil wir ja als letzte gestartet sind. Wir wollten eigentlich sogar den sechsten Song noch spielen und überziehen, weil wir davon ausgingen, dass es sowieso aussichtslos ist.
Timo: Allerdings gab es durchaus auch einige Kommunikations- und Organisationsprobleme. Beispielsweise wirkte es sehr willkürlich wer wie lange einen Soundcheck machen durfte. Generell war der Sound oft schlecht eingestellt, da könnte Emergenza seinen Einfluss besser nutzen und bessere Arbeit von den Locations fordern. Dafür war die Jurykritik sehr konstruktiv und hilfreich. Vieles davon haben wir aufgenommen und arbeiten aktuell daran.
SdR: Ihr wart im Hessenfinale schon letzte Metalband, nun seid ihr es, wie erhofft, im Bundesfinale auch. Glaubt ihr, dass ist Vor- oder Nachteil für euch?
Arne: Ich denke, das ist ein Vorteil. Viele der anderen Bands klingen schon sehr ähnlich, da stechen wir auf jeden Fall heraus.
Timo: Und für die Jury ist es hoffentlich auch angenehmer, mal etwas anderes zu hören.
SdR: Zukunftspläne?
Timo: Mittelfristig wollen wir definitiv mehr Konzerte spielen, das ist eben aber im Moment noch schwierig, weil der jetzige Drummer leider einfach nicht die Zeit dafür hat.
Mattias: Was das Merchandise betrifft, habe ich schon ein bisschen rumgezeichnet, und auch da gibt es einige Ideen, aber das wird wohl noch etwas dauern.
Marvin: Nach Emergenza wollen wir dann auch erst einmal ins Studio gehen und eine LP aufnehmen.
SdR: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, und für Freitag beim Bundesfinale natürlich viel Erfolg!!!
Nachtrag:
Die Gewinner des Emergenza-Bundesfinale heißen: Finalstair (Alternative Rock, Berlin),
Goldmouth (Stonerrock, Hamburg) und Flowers In Syrup (Alternative Rock, Stuttgart)! Sie dürfen im August auf dem Taubertal Festival auftreten. Für die Jungs und Mädels von Ira Antea hat es leider nur für den 6. Platz gereicht. Marvin beschreibt das so: "Enttäuscht sind wir definitiv, aber es war in erster Linie ein hammergeiler Auftritt! Geile Stage, geiles Publikum! Und das gesamte Wochenende hat uns als Band ein gutes Stück näher zusammengeschweißt. Im Endeffekt waren es Kleinigkeiten, die uns das Genick gebrochen haben. Die Choreo und die Tightness waren leider nicht immer ganz synchron. Die Gewinnerbands haben schon verdient gesiegt! Aber hey, wir haben es trotz unseres Musikstils ins Deutschlandfinale geschafft! Als Band sagen wir immer: YOLO! (= you only live once; Anmerkung der Redaktion)!"
Gratulation an die Gewinner auch von Schule der Rockgitarre! (cw)