Rein aus Spaß an der Musik alleine machen die vier Jungs von Heavy Pleasure ihren "Job" schon lange nicht mehr. Ihnen geht es auch darum, handgemachte, echte Musik bei der jüngeren Generation wieder beliebter zu machen. Unsere Reporterin Corinna Würzberger hat Heavy Pleasure bei klirrender Kälte in ihrem Proberaum im hessischen Griesheim bei Darmstadt besucht.
Heavy Pleasure, das sind Ari (19, Drums), Manu (20, Bass), Niko (19, Gitarre) und Tommy (19, Gitarre und Vocals). Seit 2009 spielen sie nun in dieser Formation und können schon auf einige Erfolge zurückschauen: Teilnahme beim Bundesfinale des Bandcontests Your Gig in Köln, im Dezember kamen das erste Musikvideo und die erste EP raus – und nun der Einzug in das Emergenza-Stadtfinale in der Frankfurter Batschkapp im Mai 2013.
Mir gegenüber sitzen Ari mit Gipsfuß (Sportunfall), ein zitternder Tommy mit wärmender Teetasse und ein etwas müde wirkender Niko. Viel Platz ist in dem kleinen Probenraum nicht. Fast die Hälfte füllt allein schon das Schlagzeug von Nikos Vater aus, das die Jungs zum Proben nutzen. An den Wänden hängen verschiedene Plakate, unter anderem auch eines von Agitation Free, der ehemaligen Band von Aris Vater, die in Szenekreisen durchaus bekannt sein dürfte.
SdR: Hallo Jungs, vielen Dank erst einmal, dass es geklappt hat! Ihr seht ja alle nicht so fit aus. Was ist denn aus dem guten alten Sex, Drugs & Rock'n'Roll geworden?
Ari (zwinkernd): So sieht man eben aus, wenn man mit vollem Einsatz für die Band lebt.
Niko: Unsere einzige Droge heute ist Nasenspray.
SdR: Das ist vermutlich auch besser so! Gut, dann kommen wir doch am besten direkt zum Wesentlichen: Wie ist Heavy Pleasure entstanden?
Tommy: Ich hatte die Idee mit Manu, unserem Bassisten, zuerst. Unsere Väter haben schon zusammen in einer Band gespielt, und dadurch sind wir ins Gespräch gekommen. Ari und Niko kenne ich schon ewig. Wir sind halt alle Griesheimer.
SdR: Und der Name? Wie kam's dazu?
Ari: Das war eigentlich ein Versehen: Tommy hatte die Idee, uns "Happy Pleasure" zu nennen. Ich habe aber "Heavy Pleasure" verstanden, und das gefiel uns direkt. So ist es dann dabei geblieben.
SdR: Ihr habt es ja schon angesprochen: Eure Väter sind selbst musikalisch und spielen in verschiedenen Bands. Wie ist das für euch? Profitiert ihr von den Erfahrungen eurer Väter? Werdet ihr manchmal verglichen?
Tommy: Klar, zum einen profitieren wir durch alte Kontakte, aber auch musikalisch. Da unsere Väter alle selbst Instrumente spielen, können sie uns natürlich Tipps geben und weiterhelfen.
Niko: Ralf, der auch die Band Booze von Manus und Tommys Vater managt, hat beispielsweise auch unser Management übernommen.
Ari: Die Musik wurde uns quasi „in die Wiege“ gelegt“. Es ist immer praktisch, jemanden zu haben, der Erfahrung hat und helfen kann. Das fängt zum Teil schon bei banalen Dingen an: Wie funktioniert eine Band? Wie baue ich einen Song zusammen?
Tommy: Deshalb möchten wir uns auch bei all diesen Unterstützern herzlich bedanken, besonders aber bei Ralf Gerhard, Moritz Bechtold und der Jugendförderung Griesheim. So ein Netzwerk ist jedenfalls total wichtig!
Ari: Verglichen wurden wir bisher noch nicht. Zum Glück!
SdR: Das heißt, trotz all der Vorteile ist es euch wichtig, euer eigenes Ding durchzuziehen, unabhängig von euren Vätern?
Ari: Ja klar, auf jeden Fall. Das ist unsere Band, wir wollen keine Kopie unserer Väter sein.
Tommy: Obwohl wir auch schon Lieder von unseren Vätern gecovert haben.
SdR: Es wird ja immer mal wieder darüber diskutiert, ob die aktuell herrschenden Voraussetzungen in Bezug auf Social Media oder rückläufigen CD-Verkäufen eher schlechter oder besser sind für junge Bands. Wenn ihr die Erfahrungen eurer Väter und eure ganz aktuellen miteinander vergleicht: Was ist euer Eindruck, ist es schwieriger oder einfacher für junge Bands, erfolgreich bzw. bekannt zu werden?
Ari: Ich glaube, es ist schwieriger aus der Masse hervorzustechen. Es gibt so viele gute junge Bands. Und einen eigenen, neuen Stil zu entwickeln, der sich davon abhebt, das ist schon wirklich schwierig. Klar, wir haben das Internet auf unserer Seite, aber es arbeitet auch gegen uns. Illegale Downloads: geht. CDs brennen: geht. Pro und contra sind also recht ausgewogen.
Niko: Ja, und der Musikgeschmack der jungen Generation hat sich ja auch geändert, man fährt da zurzeit mehr die Elektroschiene. Aber zum Glück gibt es dann doch noch einige junge Leute, die trotz allem richtige, handgemachte Musik – Rockmusik! – hören.
SdR: Ihr habt euch ganz speziell von dem Rock eurer Eltern aus den 60ern/70ern inspirieren lassen. Werdet ihr da manchmal komisch angeschaut und gefragt: "Häh, was hört ihr denn da?"
Niko: Ja, das passiert schon. Solche Namen wie die Beatles oder die Rolling Stones, die kennt man einfach, selbst wenn man keinen Rock hört. Aber meistens eben nur die Namen.
Tommy (zwinkernd): Aber dann stellen wir halt die gleiche Frage bei deren Musik zurück!
SdR: 2011 habt ihr an verschiedenen Bandcontests teilgenommen und wart direkt beim Bandcontest Your Gig in Köln sehr erfolgreich. Auch bei Emergenza habt ihr es direkt in das Stadtfinale geschafft. Seid ihr von dem Konzept Bandcontest überzeugt?
Niko: Seit Your Gig eigentlich nicht mehr.
Ari: Es war einfach schlecht organisiert. Uns wurde zu viel versprochen, man begibt sich total in die Hände der Organisatoren, und dann läuft es schlecht.
Niko: Überteuerte Eintrittspreise, und am Ende zahlt man noch aus der eigenen Tasche drauf. Aber Emergenza wirkte einfach seriöser auf uns, allein schon, weil es ein internationaler, sehr bekannter Wettbewerb ist. Deswegen wollten wir dem Ganzen noch einmal eine Chance geben.
SdR: Da ihr noch recht jung seid, passiert es euch, dass andere Bands euch belächeln oder nicht ernst nehmen?
Ari: Ja, das passiert schon oft, dass man uns unterschätzt.
Tommy: Aber das ist auch unser Vorteil. Gerade weil wir noch so jung sind, haben wir noch Luft nach oben. Wir arbeiten schließlich noch an uns und lernen ständig dazu. Wenn uns also ältere Bands belächeln, dann schießen die sich damit selbst ins Bein.
SdR: Was plant ihr aktuell, und was sind eure Ziele für die Zukunft?
Niko: Gerade arbeiten wir an einem Merch Stand, eventuell auch mit Onlineshop.
Tommy: Nach dem Abi geht's erst richtig los. Was Konkretes haben wir noch nicht in der Hinterhand, aber da wird auf jeden Fall was kommen. Etwas, das die Welt verändern wird! (lacht)
Ari: Wir nehmen das mit der Band schon sehr ernst, und dann ist es normal, dass man bekannt werden will. Wir machen das nicht mehr nur aus Spaß.
Niko: Aber Spaß macht es schon auch.
Tommy: Die Band steht zumindest an erster Stelle, und wir wissen auch, dass es verdammt anstrengend werden wird. Und selbst wenn es dann irgendwann keinen Spaß mehr macht und nur noch anstrengend ist, wir müssen das machen. Wir machen das im Auftrag des Rock! (lacht)
SdR: Dann wünschen wir euch auf eurem Weg ganz viel Erfolg! Vielen Dank für das Interview! (cw)