Er wagte zu träumen und weckte die ganze Welt. John Lennon ist eine Legende, vielleicht sogar die größte der Popmusik. Über seine Zeit mit den Beatles und danach mit Yoko Ono gibt es unzählige Bücher und Dokumentationen. Der Film Nowhere Boy erzählt nun die Geschichte des Jungen hinter der Legende. Franka Langer hat ihn sich für euch angesehen.
John Lennon (Aaron Johnson) wächst im konservativen Liverpool der 1950er Jahre auf, und zwar bei seiner Tante Mimi (Kristin Scott Thomas), einem Prototypen der biederen Zeit. Er selbst passt einfach nicht in das perfekte Bild. Der Schuldirektor prophezeit ihm: "Wenn du so weitermachst, landest du im Nirgendwo!" Und John entgegnet: "Im Nirgendwo wohnen die Genies, Sir! Also gehör' ich da wahrscheinlich hin!"
Als sein geliebter Onkel plötzlich stirbt, bekommt John das Gefühl, endlich fliehen zu müssen aus der Umgebung, in der er keine Luft mehr bekommt. Und genau dann erfährt er, dass seine Mutter Julia (Anne-Marie Duff) die ganzen Jahre nur wenige Blocks entfernt gewohnt hat. Er lernt sie kennen, und mit ihr den Rock'n'Roll – seine Möglichkeit, dem Spießbürgertum zu entfliehen. "Warum hat Gott mich nicht zu Elvis gemacht?", fragt er Julia. "Weil er dich für John Lennon aufgespart hat!"
John gründet die Skiffle-Band "The Quarryman", zu der bald auch Paul McCartney stößt. Paul der Streber, John der Rebell – das war der Anfang der unglaublichen Songwriter-Partnerschaft Lennon/McCartney.
Würde man eine Grundschullehrerin auffordern, die filmische Leistung zu bewerten, würde sie höchstwahrscheinlich schreiben: "Die Regisseurin Sam Taylor-Wood hat sich sehr viel Mühe gegeben." Bei der Produktion wurden keine Kosten gescheut, um die biedere 1950er Jahre Atmosphäre aufkommen zu lassen, aus der John so dringend ausbrechen wollte. Taylor-Wood achtete so akribisch darauf, alles richtig zu machen, dass es eigentlich nur schief gehen konnte. Was fehlt, ist der Nervenkitzel – und damit sind nicht Action-Stunts und dämliche Special Effects gemeint – sondern einfach nur ein bisschen Unerwartetes, ein kurzer Aha-Moment.
Wenn schon nicht wegen der Story, so lohnt sich der Film auf alle Fälle wegen des genialen Rock'n'Roll-Soundtracks und der überzeugenden Leistung der Schauspieler. Gerade Aaron Johnson schafft es, sich in die einzigartige Aura Lennons zu hüllen, und zeigt einen pubertierenden Rebellen, der geplagt von Großspurigkeit und Unsicherheit seinen Weg sucht.
Es ist ein Film über einen Beatle, in dem die Beatles nicht einmal beim Namen genannt werden. Er endet mit der Verabschiedung von John und Mimi:
"Ich geh’ nach Hamburg!"
"Etwa mit deiner neuen Band, oh wie heißt die noch mal?"
"Interessiert‘s dich?"
"Omph..."
... und der Rest ist Musikgeschichte!