Die Frankfurter Musikmesse ist immer auch ein Panoptikum an bizarren Skurrilitäten. Und der selbsternannte "Anarcho-Däne" Iso Herquist war 2010 ganz sicher eine davon. Zusammen mit zwei Kumpanen trat er am Stand der Josef Weinberger Musikverlage auf und hatte – wie Franka Langer beobachten konnte – neben seiner Ukulele jede Menge dänische Weisheiten im Gepäck.
Drei seltsame Herren, eine winzige E-Ukulele, ein monströser Kontrabass und ein eigenartiges Ensemble aus Umzugskarton, Holzkohlegrill und Nachttischlämpchen – als Ukulelenguru Iso Herquist auf der Musikmesse loslegt, bleibt kein Auge vor Lachen trocken. Voller Emotion besingt er teuflische Bratwürste, dänische Supermärkte, Pilsbier und Heringsbrötchen. Und das Ganze auch noch dreisprachig. Zwischen den Liedern preist Iso die Ukulelen dieser Welt und ruft zum Mitgröhlen und Mittrinken auf. So bringt er selbst die anfangs eher steifen Messegäste in Schlips und Kragen schließlich zum Kniewippen und Taktklatschen.
Und dann plaudert der Lümmeldäne ganz bereitwillig und mit schelmischen Grinsen über sich selbst. Iso kommt aus dem dänischen Dorf Ristinge, das ist der Schnippel ganz unten auf der langen aber schmalen Insel Langeland. Sein Urzeitfreund Olaf Grindholm, der Mann am Kontrabass, kommt ebenfalls von eben jenem Schnippel. Der dritte im Bunde ist Herr Dr. Geo Køhler, ein wahrer Virtuose auf Holzkohlengrill und Umzugskarton. Ob er das Drummen schon von den Russen lernte? Iso ist nämlich der festen Überzeugung, dass Dr. Køhler in einem geheimen Russen U-Boot die Insel erreichte. Oder so ähnlich.
Aber Iso kann auch anders. Und so lässt er während des Auftritts auch einmal ganz kurz ein wenig Schwermut durchscheinen. Iso hatte nämlich – wie sich das für einen Superstar des 21. Jahrhunderts gehört – eine harte Kindheit. Gefangen in der Tristesse der Insel, war für den 16-jährigen Pickelknaben der Superbrugsen (zu deutsch: Supermarkt) der einzige Ort der nächtlichen Feierei. Und selbst dieser war eine nicht zu unterschätzende Shetlandpony-Reise entfernt von Ristinge in Tullebölle gelegen. So stimmt er noch heute erwartungsfroh an: "Komm wir fahrn nach Tullebölle, denn da ist echt was los!"
Irgendwann zog es die Jungs in die große weite Welt, denn der Kiosk bei ihnen zu Hause hatte schon zu. So landeten sie in Frankfurt am Main und verbreiten inzwischen seit "mittellange" dänische Volksweisheiten unter den lernwilligen Deutschen. Auf der Musikmesse wurden sie jedenfalls ordnungsgemäß gefeiert und der Auftritt abschließend gebührend mit Bier begossen. Denn egal was Iso und seine Mannen anfassen, eigentlich geht es ja sowieso nur um eins: Die Dänenbuben haben einfach unglaublich viel Spaß beim Musizieren. Und falls doch mal was schiefgeht: Blame it on the Pilsbier!
Iso zum Anfassen
Wer nun auch ein bisschen Iso will, der kann ja mal beim Ukulelen-Stammtisch in Frankfurt vorbeischauen, an einem Ukulelen-Workshop teilnehmen oder Iso ganz einfach für seine private Fete buchen. Seit Anfang des Jahres gibt es Iso auch auf CD gepresst: Die erste Platte von der Band mit dem eingängigen Namen "Iso Herquist og Fiskecore med Hr. Dr. Geo Køhler på grillen" trägt den Titel "In D-Moll (and don‘t make the duck angry!)".