Die dänischen Rockabilly-Metaller Volbeat haben wieder zugeschlagen! Ihre vierte Scheibe hört auf den interessanten Namen "Beyond Hell/Above Heaven". Jan Schütz hat sich in das skandinavische Himmel-Hölle-Spektakel reingehört:
Das Kopenhagener Quartett, aktuell bestehend aus Sänger Michael Poulsen, Thomas Bredahl (Gitarre), Anders Kjolholm (Bass) und Jon Larsen (Schlagzeug) musiziert jetzt fast genau neun Jahre zusammen und hat seit 2005 vier CDs und zwei DVDs herausgebracht. Ihr Stil wird gern als "Elvis-Metal" bezeichnet – eine nicht ganz unzutreffende Umschreibung ihrer Mixtur aus klassischem Rock'n'Roll der 50er und 60er, Punk, Rock und Metal. Namensgebend dürfte dabei vor allem der Gesang des Frontmanns gewesen sein, der teilweise tatsächlich sehr an den King erinnert. Als weitere Einflüsse neben der Schmalzlocke aus Memphis nennt die Band Legenden jener Epoche wie Chuck Berry oder Johnny Cash. Für Metal- und Punk-Verwandtschaft sind, neben Poulsens ehemaliger eigener Death-Metal Band Diabolus, Namen wie Metallica oder die 80er Punkrock-Ikonen Social Distortion verantwortlich.
Apropos Punk: Das erste Stück auf dem Album heißt "The Mirror And The Ripper" und fetzt gleich mal gewaltig los. Da rockt und punkt es gewaltig im Gebälk, und man verspürt Drang zum Pogen – und so wird dann halt der Nachbar unter einem von der Feierabend-Couch gestampft. Sorry, Frau D.! Stücke wie "A Better Believer" oder "Heaven Nor Hell" schlagen in die gleiche Bresche. Und bei letzterem holt der Sänger auch mal ganz gerne seine Mundharmonika raus. Cash lässt grüßen.
"Who They Are", der erste Krachmacher des Albums, eröffnet mit fettem Gitarrensolo und Bassdrums, begleitet von Stakkatogesang à la James Hetfield. Der Refrain übernimmt den melodiösen Tempo-Break und kommt im Vergleich zum Rest fast schon poppig daher. Funktioniert prächtig! Wem es gefällt, der wird "A Warrior's Call" ebenso mögen. "Fallen" sorgt dann erst mal für eine kleine Verschnaufpause und beweist im Intro, dass Poulsens Organ auch für Balladen gut ist. Aber ganz ohne Wums geht's bei Volbeat dann doch nicht, und so legen die Jungs im Laufe des Songs doch noch ein, zwei Schippen drauf. Eine schöne Midtempo-Nummer mit Melodie, die mich persönlich zeitweise an den Stil von Bands wie Dashboard Confessional oder Jimmy Eat World erinnert.
Anhänger des klassischen 80er-Jahre-Metal dürften bei "7 Shots" auf ihre Kosten kommen. Nicht nur, aber auch weil hier Mille Petrozza von Kreator mitmischt. Doch bevor es waschechte Metalsaiten auf die Ohren gibt, werden die ersten 45 Sekunden von Countrytönen beherrscht. "A New Day" und auch "Magic Zone" legen den Schwerpunkt eher auf ein locker-flockiges Punk-Ska-Gemisch, begleitet von gelegentlichen Trommeleinlagen. Freunde der Beatsteaks und Green Day werden es lieben! Da wippt der Fuß, und der Kopf nickt im Takt.
Und jetzt, Mädels (und wirklich nur ihr!), kramt den Petticoat eurer Oma aus dem Schrank: "16 Dollars" ist ein fröhlicher Mischmasch aus klassischem Rock'n'Roll und Punksong – Fingergeschnipse inklusive. Eine richtige Gute-Laune-Wachmach-Nummer mit Hüftkreisen-Garantie!
"Evelyn" ist wohl der krasseste Ausreißer der Platte. Bis zum ersten Einsetzen des gewohnten Poulsen-Timbres fragt man sich, ob nicht heimlich jemand die CD ausgetauscht hat. Oder wird sie gar gerade rückwärts abgespielt? Man weiß es nicht. Die Stimme jedenfalls klingt in weiten Teilen als käme sie von gaaaanz weit unten! Kein Wunder, gehört sie in diesem Falle doch dem Fronter von Napalm Death! Begleitet wird das ganze von Brachial-Geschrammel und Fullspeed-Getrommel.
Zum Schluss bedanken sich die Kopenhagener noch artig bei ihren Zuhörern. "Thanks" ist im Stil von California-Punk-Kapellen wie "No Use For A Name" gemacht und bildet den Abschluss eines von Mal zu Mal besser werdenden Albums. Allein der "We sing it out loud, we sing it out proud"-Choral hat mich dann doch ein wenig zu sehr an die Dropkick Murphys erinnert. Aber sei's drum!
Fazit: Eine unrunde Sache, was die Dänen da machen. Aber sie funktioniert kurioserweise trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen! Nach anfänglicher Skepsis und einem ersten holprigen Durchlauf hat sich nach viermaliger Wiederholung bereits der eine oder andere Song festgesetzt. Hier kommt irgendwie so ziemlich jeder auf seine Kosten. Bleibt nur noch die Frage: Wie darf man sich eigentlich das Publikum auf Volbeat-Konzerten vorstellen? Ihr wart da? Dann schreibt uns! (js)