Die erste Liebe vergisst man nicht, heißt es. Also meine erste Liebe hieß Alex und war mein Tanzkurspartner. Aber außer Walzer, Cha Cha Cha und ein bisschen verschämtes Knutschen im Kino lief nichts. Er machte gerne Karate, aber ansonsten kann ich mich an nichts mehr erinnern. Nicht einmal an seinen Nachnamen. Meine erste musikalische Liebe ist dagegen erheblich nachhaltiger – ABBA! Und auch wenn es Stimmen gibt, die die vier angejahrten Popschweden noch peinlicher finden als Karate-Kid Alex, ich liebe sie noch immer! Seit Anfang Mai haben sie sogar ihr eigenes Museum. Ehrensache, dass ich bereits da war.
Und ich war auch nicht alleine in Stockholm, sondern habe mir Verstärkung mitgenommen. Eine meiner besten Freundinnen, die als Einzige ebenfalls diese merkwürdige frühpubertäre Vernarrtheit zu ABBA teilte. Und weil Tanja während unseres Stockholm-Aufenthalts auch noch Geburtstag hatte, fand unser Museumsbesuch auch just an jenem Tag statt: Nach einer ziemlich kurzen Nacht (Midsommar nahte, und außerdem musste in den Ehrentag hineingefeiert werden) machen wir uns ziemlich früh mit der Fähre auf den Weg zur Insel Djurgården. Dort ist neben dem Dauer-Rummelplatz "Gröna Lund" und dem "Skansen", einem riesigen Freilichtmuseum mit Zoo, seit Anfang Mai das ABBA-Museum untergebracht. Weil das aber erst um zehn Uhr seine Pforten öffnet und unser Besichtigungsslot erst um elf ist, frühstücken wir im Restaurant des Hotels "Melody", das sich mit dem Museum das Grundstück teilt. Wir sitzen draußen und beobachten, wie sich die herbeiströmenden Fans und Museumsbesucher hinter die ABBA-Plakatwand stellen und als Annifrid, Benny, Björn oder Agnetha posieren. Das haben wir selbstverständlich ebenfalls schon gemacht – was sich im Nachhinein als großer Vorteil herausstellt. Vor dem Museumsbesuch sitzt das Make-up noch tadellos. Danach: eher nicht mehr!
Wir haben nämlich Tickets mit Audio-Guide gebucht und lassen uns von den vier Mitgliedern der Kultband auf sehr persönliche Weise (und auf englisch!) durch die üppige Ausstellung führen. Da bleiben wirklich nicht viele Augen trocken vor Rührung. Ich beobachte, wie bei fast allen Besuchern früher oder später Tränen über die Wangen kullern. Die versiegen allerdings bei den vielen interaktiven Spielereien. Man kann sich als Produzent versuchen, singen, tanzen und als fünftes ABBA-Mitglied auf der Bühne performen. Für einen echten Fan gibt’s wenig Größeres. Und zuhause kann man sich alles mit einem persönlichen Code von der Museumswebsite downloaden. Sehr hübsch! Natürlich ist getreu dem Hit "Money, Money, Money" auch der Shop nicht sicher vor uns. Aber manche Dinge MÜSSEN einfach sein.
Ja, ich weiß, ABBA sind nicht gerade eine lupenreine Rockband und haben eigentlich auf dieser Seite nichts zu suchen. Aber so ist es nun einmal mit der ersten Liebe: Sie hat häufig mit dem weiteren Leben nicht mehr viel gemein. Und auch mein Musikgeschmack hat sich in all den Jahren radikal verändert. Doch ABBA höre ich immer noch gerne – ihre Lieder sind inzwischen unsterbliche Klassiker. Um es mit zwei meiner nicht ganz so bekannten Lieblingssongs zu sagen: "When all is said and done: I let the music speak!" Und ob die nun lauter Rock, romantische Klassik oder eben gutgemachte Popmusik ist, sollte doch eigentlich egal sein. Hauptsache, die Musik berührt! (cm)