Beastwars – so ein Name will irgendwie nicht zu einem Land passen, in dem sich Schafe und Hobbits gute Nacht sagen. Aber genau daher kommen Matt Hyde (Gesang), Clayton Anderson (Gitarre), James Woods (Bass) und Nathan Hickey (Schlagzeug) – aus Neuseeland. Genauer gesagt aus dessen Hauptstadt Wellington. Jan Schütz, selbst Down Under-Fan und Tolkien-Leser wollte wissen, was hinter diesem Gegensatz steckt:
Stoner-Sludge und Doom-Metal. Mit dieser Spielart, die sich in Neuseeland übrigens großer Beliebtheit erfreut, hat sich Beastwars seit 2006 einen festen Platz in der lokalen Szene erkämpft. Bei dem Namen kein Wunder! Der entstand vor sechs Jahren ganz klassisch über ein paar Bier zu viel zwischen Hickey und Anderson. Man holte sich einen Bassisten (Woods) und legte los. Wäre an jenem Kneipenabend auch schon der spätere Sänger Matt Hyde zugegen gewesen, man hätte die seltsame Namenswahl sofort verstanden. Aber der stand zunächst einmal im Publikum ihrer ersten Konzerte und gab mit seinem markerschütternden Organ selbst erdachte Texte zum Besten. Nachdem er dann unangemeldet bei einer der nächsten Proben auftauchte, "war er irgendwie dabei", so Hickey letztes Jahr in einem Interview.
Und das ist auch gut so. Hyde ist eine Erscheinung: Mit grauem Fusselbart, Schlaflidern und leichtem Buckel ähnelt er auf der Bühne einem tätowierten Waldschrat. Einem Waldschrat aus der Hölle, denn verglichen mit dieser Stimme klingt Joe Cocker wie nach einer Tüte Wick Blau! Dafür trifft er genau den Ton, den es für den düster-trägen und extrem rifflastigen Sound seiner Komplizen braucht. In dieser Kombination könnte Beastwars damit glatt als Hausband bei Sauron persönlich anheuern. Ihre Kurzbewerbung für diesen Posten hat das Quartett bereits vor einem Jahr mit ihrem Debüt "Beastwars" abgeliefert. Innerhalb von fünf Tagen zusammengebastelt, stampfen darauf neun Songs wie eine Horde Orks durch den für Sludge (Deutsch: Schlamm, Matsch)-Metal so typischen Soundmorast.
Beim Opener des Albums, zu hören auf ihrer Bandcamp-Seite, ist man eigentlich noch recht frisch im Gleichschritt der Drums unterwegs. Wollte man Namedropping betreiben, erinnern die Instrumente auf "Damn the Sky" ein Stück weit an Manson. Ein rohes Gitarrensolo als Einstieg, gefolgt von einem konsequent rhythmischen Beat, der Hydes extrem heiseres Organ fünf Minuten nach vorne drischt. "Lake of Fire" dagegen, baut sich zunächst langsam auf und wird anfangs von leicht gequält klingenden Vocals dominiert, bis es schließlich aus den vier Kiwis hervorbricht. Hyde growlt, schreit und krächzt was das Zeug hält ,und der Rest schrammelt und knüppelt sich die Finger wund. Dieses dröhnende, dicht gewebte Soundgewitter begleitet von rauem Gebrüll hängt (fast) über dem gesamten Album. Das grenzt selbst für gut trainierte Rockohren manchmal schon an Lärmbelästigung. Ein wenig Abwechslung vom Einheitsbrei bieten vor allem das erstaunlich flotte "Red God" und das überraschend melodische "Iron Wolf", dessen Vocals ungefähr bis zur Hälfte sogar glatt als Gesang durchgehen könnten. Letztendlich kann aber auch hier Hyde wieder nicht aus seiner Haut und lässt das brüllende Urviech heraus.
Auf ihrer Webseite beschreiben Beastwars ihre Art, Musik zu machen, auch als "Blitz und Donner". Für alle, die mit den Begriffen Sludge-, Doom- oder Stoner-Metal nicht so viel anfangen können, trifft dieser Vergleich den Sound der Band ziemlich genau. Hier scheinen Urkräfte am Werk. Ihr Erstling "Beastwars" gleicht einem grollenden Lärmstrudel, der den Hörer mit einem gewaltigen Druck in die Tiefe zerrt, durch die Gegend gewirbelt und letzendlich nach 40 Minuten japsend wieder freigibt. Diese Band ist so anders wie die Abflussrichtung des Wassers in ihrer Heimat. Ihr Slogan: "Gehorche dem Riff!" Man wird sehen, ob die Hörerschaft diesen Befehl in Zukunft auch außerhalb Neuseelands befolgen wird. (js)