Der Norden rockt! Das weiß auch Jan Schütz – Bremer aus Leidenschaft – und hat sich zuhause mal umgeschaut. Entdeckt hat er Malte, Stefan, Björn und Karpi aus Weyhe. Sie nennen sich Scumpies und machen ordentlich Rabatz!
Rotzig wie die frühen Slime, dabei so melodisch wie WIZO und treibend wie Pennywise – so könnte man ihren Sound zusammenfassen. Aber warum immer vergleichen? Das Quartett serviert einen ganz eigenen, leckeren Cocktail, mit dem es sich nicht am deutschen Punk-Buffet verstecken muss. Dabei vertrauen die Jungs bis auf wenige Ausnahmen wie "Riot" oder "Friendly Fire" voll auf die Ausdruckskraft ihrer Muttersprache. Aber wer jetzt nur an stumpfe Mitgröl-Parolen denkt ist auf dem Holzweg. Klar, es handelt sich um eine Deutsch-Punk-Combo und somit gehört natürlich der Stinkefinger gegen Rechts ("Stolzer Deutscher") und die obligatorische Bush-Schelte ("U.S.A.") ebenso zum Pflichtprogramm wie ein ordentlicher Schuss Gesellschaftskritik ("Zahn der Zeit", "Heile Welt"). Doch das geht in Ordnung, zumal die Band sich auch mit lokalen Neonazi-Problemen auseinandersetzt ("Sonntagslied") und auf entsprechenden Festivals wie dem "Aufmucken" auftritt.
Aber sie schwingen eben nicht nur die moralische Keule. Vielmehr beschäftigen sich die Vier so ziemlich mit allem was ihnen, und wohl den meisten von uns, so richtig schön die Laune verhageln kann: Der alltägliche Stress mit dem peniblen Vermieter ("Fresse Halten"), nervige Kinder, die allen anderen mit ihrem Geplärre einen entspannten Strandtag versauen ("Ein Tag am Meer") oder die verlogene Ex-Freundin ("Lüge"). Und wenn auch viele ernste Themen und eine gehörige Portion Wut dabei sind, merkt man beim Durchhören immer wieder, dass der Spaß nicht zu kurz kommen soll. Ihre bisherigen Veröffentlichungen "Punkrockfabrik" (2004) und "Zahn der Zeit" (2006) stehen übrigens beide auf der myspace-Seite der Band zum kostenlosen Download bereit.
Apropos Veröffentlichungen: Es sollte noch erwähnt werden, dass die Scumpies beide Scheiben sowie das aktuelle Demotape "The Great Escape" (2008) in alter D.I.Y-Manier komplett selbst eingespielt und zusammengeschustert haben. Dafür musste der elterliche Keller erst als Proberaum und später als Aufnahmestudio herhalten. Egal ob der Punk-Tradition verpflichtet oder einfach wegen leerer Taschen, die Ergebnisse sind jedenfalls alles andere als von schlechten Eltern und machen Lust auf mehr. Und dieses "Mehr" soll laut Ankündigung der Band wohl sogar noch rechtzeitig für den Wunschzettel 2009 fertig werden. Scumpies, das ist leidenschaftliche Vorstadtrebellion garniert mit schnellem, melodischem Punkrock, der sowohl in der örtlichen Mini-Ramp als auch auf der nächsten "Antifa"-Party prächtig funktioniert. Hafenstraße meets Orange County, könnte man sagen.