Sie muss gar nichts. Sagt sie von sich selbst. Sie hatte schon viele Jobs: Stühle abbeizen oder Crepés verkaufen. Doch tief in ihr steckte schon immer eine Rockmusikerin. Es muss nicht immer laut sein, es muss vor allem lebendig sein und voller Lebensgefühl. Ihre Texte sind bildreich und direkt, deutsch und ehrlich. Auf der Bühne tanzt sie sich die Seele aus dem Leib. Sie teilt ihre Gefühle auf gleicher Augenhöhe mit ihrem Publikum. Bodenständig und schamlos. Ihre erste Platte "Ich muss gar nichts" hat Cäthe erst vor kurzem herausgebracht. Doch der Weg dahin und bis zum Gewinn des Deutschen Musikautorenpreises war ein langer. Andreas Babiak hat mit Catharina Sieland über ihre ersten Erfolge und über ihre abwechslungsreiche Musik gesprochen.
Cäthe, was sind Deine Maßstäbe und Deine Inspiration beim Texten?
Sehr oft beginne ich zu schreiben ohne genau zu wissen, worum es geht und wohin es führen wird. Ich sammle Eindrücke, die mich beschäftigen und denke, dass sie etwas miteinander verbindet. Das versuche ich zu ordnen und hoffe, die Schnittstelle zu erkennen. Es gibt auch Sätze, die mich über Jahre nicht loslassen, nur kann ich ihre Botschaft noch nicht deuten. So bleiben sie liegen, bis es soweit ist. Mir ist es wichtig, dass mich etwas mit einem Text verbindet, ein gelebter Augenblick oder auch eine ganze Geschichte. So wird mir mein Text nicht fremd. Ich könnte ihn sonst nicht mehr singen und würde mir dabei selbst fremd werden. Das will ich nicht.
Du gibst richtig Gas auf der Bühne – wie wichtig ist Dir die Tanzbarkeit bei Musik?
Körperlichkeit in eine Aussage zu legen scheint bei mir dazuzugehören. Dieser Teil jedoch ist beim Schreiben weniger präsent. Er kommt erst auf der Bühne zum Vorschein. Eine Überraschung für mich. Ich lebe meine Lieder mit Haut und Haaren und versuche das Innere dem Äußerlichen zugänglich zu machen. Das gelingt mir viel besser, wenn sich mein Körper dazu bewegt.
Du schreibst Pop-, Rock- und Hardrock-Nummern – wie entsteht die Musik?
Die Musik entsteht zum größten Teil bei mir zuhause am Rechner. Ob daraus eine Ballade oder eine Hardrock-Nummer wird, entscheidet in erster Linie meine Sicht auf die Geschichte des Liedes. Löst sie in mir Wut aus, wird auch die Musik etwas lauter. Es kommt auch vor, dass ich nicht weiß, wohin meine Emotionen wollen, ob sie ausbrechen oder ankommen wollen. Dann erinnere ich mich, was z.B. die erste emotionale Regung zum Lied war. Meistens ist das die Lösung.
Mit dem Kopf durch die Wand! Was bist Du für ein Mensch? Forsch oder zurückhaltend? Auf was kommt es Dir im Leben an?
Mit dem Kopf durch die Wand? Nein. Zurückhaltend? Nein. Weder das eine noch das andere. Wahrscheinlich habe ich die große Sorge, etwas nicht völlig und ehrlich zu leben, zu lieben, zu meistern. Ich möchte nicht einfach nur existieren, sondern meine Existenz gestalten. Das fordert und treibt mich an. Die Angst zu versagen ist ständiger Begleiter. Ich würde deshalb aber nicht sagen, ich wäre ein ängstlicher Mensch. Ich verlange viel von mir und meinen Mitmenschen, das ist nicht immer leicht. Mir kommt es im Leben darauf an, Erfüllung zu finden und Lebendigkeit zu versprühen; sich seinen Fragen zu stellen und die Kraft aufzuwenden, eine Antwort zu erhalten.
Wie hat sich Dein Leben verändert, seitdem Du als Künstlerin wahrgenommen wirst?
Es gibt mir eine gewisse Art von Bestätigung, die ich die Jahre davor nicht bekam, was zermürbend war. Anderseits ist mir klar, dass ich auch künstlerisch immer neue Pfade gehen möchte und es unabhängig von Lob und Aufmerksamkeit tun sollte. Manchmal höre ich die Stimmen, die mir sagen, wie ich es tun muss, um die Anerkennung nicht zu verspielen. Aber es wäre ziemlich langweilig, darauf zu hören. (ab)