Die walisische Band The Blackout schaute im Herbst für einige Headline Shows in Deutschland vorbei. Da sie hier zu Lande normalerweise eher als Support für Bands wie Lostprophets oder Funeral for a Friend auftreten, nutzte unsere Reporterin Corinna Würzberger die rare Gelegenheit und fuhr für das Konzert am 18.11.2011 nach Köln:
Das winzige Luxor war bereits proppenvoll, als ich ankam – und ich muss gestehen: ich fühlte mich ziemlich alt. Geschätztes Durchschnittsalter? 19? Die meisten der Jungspunde schienen auch eher wegen der Vorband We are the Ocean gekommen zu sein. Dementsprechend ging es direkt ordentlich ab. Und Hut ab – dieses Tempo wurde das komplette Konzert über ohne Rücksicht auf Verluste durchgehalten.
Dann war es soweit: mit "This is Our Time" startete The Blackout in den Abend. Und wie gesagt, das Publikum machte direkt dort weiter, wo es bei der Vorband aufgehört hatte. Normalerweise tritt ja nach den ersten drei bis vier Songs eine gewisse Beruhigung ein, aber in diesem Fall: no chance! Dem rasenden Mob vor der Bühne schien es auch völlig egal zu sein, ob die Band gerade einen schnellen oder eher langsamen Song performte, das Pogen behielt ein konstantes Tempo bei. Es schien fast so, als ob es den Leuten egal wäre, wer da gerade was spielt. Hauptsache, irgendein Hintergrund fürs kollektive Abfeiern.
Anfangs ließ ich die Band und die Stimmung des Publikums einfach auf mich wirken, doch spätestens bei "Children of the Night" fing ich an, mich zu wundern. Irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas fehlte. Band und Setlist waren wie immer gut, aber die Bandmitglieder und besonders Sean, der normalerweise als schreiender Flummi über die Bühne fegt, wirkten abwesend. Ich kenne The Blackout schon von anderen Konzerten, unter anderem als Vorband von Lostprophets. Damals schafften sie es, dass fast der gesamte Schlachthof in Wiesbaden auf Anweisung der beiden Frontmänner in die Hocke ging, um auf ihr Kommando in die Luft zu springen und ausgelassen abzugehen. Bei einem früheren Konzert in Köln, ebenfalls als Vorband, regten die Waliser einen riesigen Circle Pit um das Mischpult an. Gut, Seans Ekelmarotte, in die Luft zu spucken und den Auswurf wieder mit dem Mund aufzufangen, habe ich nicht wirklich vermisst – das war bei einem Konzert in der walisischen Hauptstadt echt widerlich. Aber seine typische, manchmal erschreckende Masche, das Mikro wild herumzuschleudern, gehört einfach zur Bühnenshow der Band dazu. Doch so wirkte es einfach, als ob die Band nur stupide ihr Programm durchzog.
Zwar quatschten die beiden Frontmänner Sean und Gavin mit dem Kölner Publikum, doch auch diese Kommentare wirkten eher lahm und angestrengt. Als es schließlich nicht einmal eine Zugabe gab, war ich wirklich enttäuscht. Da halfen auch die kurz angestimmten "We are the Dynamite"-Rufe der zahlenden Gäste nichts, die an das dritte Album der Band erinnerten. Dass die anderen Konzertbesucher aber über den fehlenden Nachschlag nicht sonderlich verärgert wirkten, bestätigte meinen Verdacht, dass es ihnen mehr um den Spaß auf dem Konzert und im Pit an sich ging, als um die Band im Speziellen.
Natürlich ist mir klar, dass auch Musiker nur Menschen sind. Dass sie irgendwann einmal einen schlechten Tag haben oder von einer langen Tour ausgelaugt sind. Gerade The Blackout waren ja schon im Frühjahr in Deutschland und Europa als Support für Funeral for a Friend unterwegs, den Sommer über spielten sie auf verschiedenen Festivals und nun touren sie als Headliner schon wieder seit Ende Oktober durchgängig durch Europa. Eine gewisse Ermüdungserscheinung wäre also nur normal. Auch ein Platzproblem könnte der Grund dafür gewesen sein, dass die Band nicht wie gewohnt herum albern und springen konnte, da die Bühne im Luxor wirklich winzig ist. Aber reicht das als Entschuldigung dafür, dass sie einfach nicht so spritzig und frisch wie gewohnt, ja fast schon gelangweilt wirkten? Immerhin sind Konzerte nicht gerade günstig, und man geht dort doch hauptsächlich wegen der Show und dem Drumherum hin. Die Songs in guter Qualität kann man schließlich auch zu Hause hören.
Vom rein musikalischen Blickwinkel aus betrachtet, kann man ihnen eigentlich keinen Vorwurf machen. Die Songs an sich und vor allem Klassiker wie "I’m a Roit? You’re a Fucking Roit" haben sie gut, mit vollen Einsatz, aggressiv und mitreißend performt. Es reichte aber diesmal einfach nicht aus, damit der Funke in Köln übersprang. (cw)