"Wenn man die Augen schließt, denkt man tatsächlich, dass eine komplette Band auf der Bühne steht", verspricht Solo-Musiker Lutz Drenkwitz seinen Fans. Der gebürtige Braunschweiger tourt seit fast zehn Jahren mit seinem außergewöhnlichen Programm durch Deutschland und überrascht Musikfans auf großen und kleinen Bühnen mit seiner speziellen Bandbesetzung: bei seiner One-Man-Show spielt Lutz Drenkwitz nämlich alles selbst – und vor allem gleichzeitig. Janina Schlicht hat sich mit ihm getroffen.
Bis das Equipment so funktionierte, wie er es haben wollte, hat er jahrelang getüftelt "und eigentlich ist es nie ganz fertig, denn ich finde immer wieder neue Ideen, die ich dann umsetze", erklärt der Musiker. Bei seiner gerade beendeten Tour konnte man ihn mit der Gitarre auf dem Schoß und der Kazoo vor den Lippen sehen. Ein umgebautes Drumset bediente er mit dem rechten Fuß, einen E-Bass mit dem linken. "Die meisten Zuschauer sind erst einmal überrascht, wenn sie von meinem Konzept hören, aber gleichzeitig auch neugierig. Ein ausgefallenes Drumsolo erwartet natürlich keiner. Doch um den Gesang und die Gitarre zu begleiten genügen meist schon Base-Drum und Hi-Hat. Auf dem Bass zupfe ich mit den Zehen dazu Wechselbasstöne", erklärt Lutz Drenkwitz seine Vorgehensweise.
"Nicht die einzelnen Instrumente, sondern die Songs und die Texte sollen im Vordergrund der Show stehen", setzt er einen klaren Fokus. Dabei erzählen seine Songs vor allem aus einer Zeit, die der Musiker in Berlin verbracht hat. Nach dem Ausstieg aus einer von ihm mitbegründeten Indie-Rockband, die besonders in der Region Braunschweig und Hannover in den 1990er Jahren erfolgreich war, versuchte Lutz Drenkwitz nämlich mit einem Singer-Songwriterprojekt an die alten Erfolge anzuknüpfen. "Ich habe damals die deutsche Sprache für Songtexte als neues Ausdrucksmittel für mich entdeckt", erklärt er. Um nicht mehr auf andere Bandmitglieder angewiesen zu sein und Auftritte flexibler planen zu können, beschloss er Anfang der 2000er Jahre alleine auf die Bühne zu gehen.
"Berlin war ein hartes Pflaster. Auf der einen Seite gab die Stadt mir viel Inspiration, auf der anderen Seite war es aber auch hart sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen um von der Musik leben zu können, vor allem, wenn man von außerhalb kam", erinnert sich der Musiker. Doch statt aufzugeben, habe er aus der Not eine Tugend gemacht: "Genau davon erzählen jetzt meine Texte. Die Leute hören gerne die Geschichten vom kleinen Musiker, der sich durchgekämpft hat."
Heute spielt Lutz Drenkwitz sechs bis sieben Konzerte im Monat. Seine Gigs organisiert er selbst. In seinem Tonstudio produziert er auch seine CDs im Alleingang. Sein Anspruch ist nämlich, auch auf Platte ganz nach Lutz Drenkwitz zu klingen. "Wenn ich aufnehme ist das eigentlich nur eine Livesession mit Mikrofon", scherzt er. Denn um seine Alben möglichst authentisch klingen zu lassen, versuche er auch im Studio möglichst alle Instrumente mit einem einzigen Take einzuspielen – und dabei wie eine komplette Band zu klingen. (jas)