Schon seit 2008 wird Musikern mit Bandcamp eine einfach zu bedienende Plattform angeboten, um ihre Erzeugnisse online stellen und verkaufen zu können. Sebastian Schott hat sich auf der Seite mal umgesehen und erklärt das Konzept dahinter:
Der Clou an der Seite ist zweifellos, dass Kosten erst dann entstehen, wenn auch Einnahmen generiert werden: Fünfzehn Prozent (bzw. zehn Prozent bei Downloads) ist der Anteil, den Bandcamp von Verkäufen einnimmt. Damit finanziert sich die Seite primär durch die Menge an Künstlern, die die Plattform für kommerzielle Zwecke nutzt. Das heißt wiederum, dass die Macher in der Pflicht stehen den Service und das Angebot so attraktiv wie möglich zu halten. Der Einfluss von Bandcamp auf die musikalische Aktivität eines Künstlers ist dabei quasi null. Will heißen, man darf dort keinen Label-Support in Form von Gig-Organisation oder weitläufiger Promotion erwarten und muss sich auch um den Vertrieb selber kümmern. Dafür bleibt die Musik aber auch hundertprozentig in den Händen des Künstlers. Als Sprungbrett eignet sich Bandcamp jedoch allemal, auch durch die Möglichkeit in einem Feature auf der Hauptseite zu landen; selbst absolute Spartenmusik kann durch die Bereiche "Discover" oder "Fan Spotlight" auch ohne eigenes Zutun mal eine erhöhte Besucherzahl verzeichnen.
So wurde beispielsweise das Drone-Projekt House of Dagoth zwar nur eine Zeitlang bei den empfohlenen Künstlern für dieses Genre aufgeführt, und doch berichtet S.H, die Person hinter der Musik, von einer merklich angestiegenen Hörerzahl in diesem Zeitraum und einem kleinen Anstieg der Verkaufszahlen im Folgemonat. Überhaupt sind seine Erfahrungen mit der Seite bislang durchweg positiv: Ob nun beim Gestalten eines individuellen Layouts für die Künstlerseite, beim Verkaufen von Vinyl/Kassetten mit einem früheren Projekt oder sogar bei der Erstellung eines eigenen Routenplans für Gigs durch das Kontaktieren von ähnlichen Bands, die er über das Tag-System der Seite gefunden hat. Von den Möglichkeiten, Bonus-Items wie zum Beispiel Musikvideos zur digitalen Albumversion hinzuzufügen, sowie den Preis für jeden Song einzeln festlegen zu können ganz zu schweigen. Die einzige Neuerung, die sich S.H für die Zukunft noch wünscht, ist ein Bandcamp-Radio, durch das labellose Künstler noch mehr Aufmerksamkeit erhalten könnten. Da die Hauptseite mit den Worten "Discover amazing new music..." beginnt, sollte dieser Wunsch auch gar nicht so weit hergeholt sein.
Im Paradies angelangt ist man als Hörer schon jetzt, wenn es um das Entdecken neuer Musik geht: Sei es nun über die angesprochenen Features oder über die Tag-Suche, hier findet man wirklich Alles was das Ohr begehrt – und wird weder durch fehlende Abspielsoftware noch durch lizenzrechtliche Einschränkungen im Hörgenuss gestört. Durch das Bezahlsystem ist es zudem für jeden Musikliebhaber reizvoll, sich seine Platten direkt beim Künstler zu bestellen: Via Paypal lässt sich der Kauf blitzschnell abwickeln und viele Künstler geben dem Käufer die Möglichkeit, sich das bestellte Werk sofort herunter zu laden, und das oftmals in höchster Formatqualität. Und wer besonders zufrieden ist, darf auch gerne mehr zahlen. (sch)