Für Schule-der-Rockgitarre war Andreas Babiak auf der 17. Musiknacht im Oberschwäbischen Biberach. Er und 2100 weitere Zuhörer nutzten die Möglichkeit, mit einem Eintrittsbändchen 18 Bands in 18 Lokalen spielen zu sehen:
Es ist warm. Gerade will es dunkel werden, die letzten Läden schließen. Biberach will ins Bettchen – doch halt, heute wird die Nacht zum Tag! Immer mehr Menschen strömen in die Stadt, drängen sich in Bars, Cafés und Läden, um Bands bei der Biberacher Musiknacht zu lauschen. Falls mich meine Füße soweit tragen, will ich überall vorbeischauen. Die Bands werden gut fünf Stunden spielen, Zeit genug um ordentlich mitzurocken.
Los geht die Reise für mich und meine Freunde in der Stadthalle. Spanische Musik ist zu hören. Doch als wir die Kellerbar betreten, sind wir ziemlich erstaunt: Keine Sau da! Meine Freunde und ich kommen uns komisch vor, so einsam vor der sechsköpfigen Truppe "Grupo Doma". Sie hingegen spielen fröhlich und unbeeindruckt vor sich hin.
Weiter geht’s. Nicht weil die Musik nicht gut war, sondern weil wir ja noch ein strammes Programm vor uns haben. In der "Brotbar" – einer Bäckerei – ist die Band "Copyshop" zu Gange. Hier ist schon viel mehr los. Und dass es der allererste Auftritt der Band überhaupt ist, merkt keiner. Sie spielen Rock und Pop, und das erstaunlich gut und unaufgeregt.
Die nächste Überraschung wartet im Hotel Dreikönig: Die Bude ist rappelvoll! Die Oldies sitzen, die Jungen stehen, und auf der Bühne spielen "Zydeco Annie & Swamp Cats" – und wie! Es ist eine Mischung aus Country und volkstümlicher Musik. Eigentlich nicht so meins, aber die Band schafft es, die Musik fetzig und frisch zu performen. Es klingt ein wenig wie Texas Lightning. Das würde auch Mutti gefallen... Weiter geht’s!
ZweiRaumWohnung? Nein, doch nicht, klingt aber genauso! Ich erinnere mich an die Platte "Melancholisch Schön" der Berliner Band. "Ipanema Beach Hotel" hören sich nämlich genau so an. Chill-out-Musik vom Feinsten. Zeit für ein Päuschen.
Ausgeruht in den Jazzkeller: "Sydney Ellis & Her Yes Mama Band" machen hier Station. Sie ist beeindruckend stimmgewaltig, diese Sydney Ellis. Und mit ihrer Truppe spielt sie in einer ganz anderen Liga als die vielen Partyschlager-Bands des Abends. Das Publikum sitzt schweigend da, jeden hier berührt der ehrliche Jazz. Ich und meine Kumpels wollen jetzt aber lieber tanzen.
Ich suche den Rocker im Programmheft. Jason Falloon mit Band. Der Sänger, Komponist und Songwriter stand schon mit etlichen großen Musikern auf der Bühne. Es ist voll in der Bar. Wir kämpfen uns vor bis an die Bühne: Knackige Rockmusik! Gitarre, Bass, Schlagzeug. Kein Schnickschnack. Klasse! Wir flüchten irgendwann nur, weil es immer enger wird.
Gleich nebenan spielt Anna Bienek. Als ich sie sehe fällt mir spontan Emiliana Torrini ein. Eine Frau mit Gitarre, einer ungewöhnlichen Stimme und ähnlich bedächtigen Klängen. Sie hat lange auf den Straßen in Irland gespielt. Leider ist es in dem Minilokal noch viel enger. Also weiter.
Bläser, Gitarristen, ein Drummer und der Frontmann rocken die Bühne, und auch das Publikum lässt sich nicht lange bitten. Ein wenig erinnert mich der Sänger an Jan Delay, nicht vom Gesang her, aber von seiner Art. Er spielt mit dem Publikum, lässt es mitmachen. Ein geiler Auftritt von "Schein". Endlich etwas zum Tanzen. Die Band aus Freising macht seit 1999 Funk-Rock. Das Publikum liebt es, und die ganze Halle ist voll – davon können manch andere auf dieser Musiknacht nur träumen.
Alles habe ich nicht geschafft, also nochmal zurück auf Null. Angelockt von "Guantanamera" wage ich mich nochmal in die Kellerbar an der Stadthalle. Die gut gelaunten Spanier sind noch da – und haben inzwischen reichlich Publikum. Die beiden spanischen Sänger- und Tänzerinnen geben alles, der Rest der Truppe lächelt um die Wette. Ich bleibe doch noch ein wenig.