Seit fünf Jahren ist Jozsi Lak selbstständiger Zupfinstrumentenmacher mit dem Schwerpunkt auf E-Gitarren und Akustik-Bässen. Mit Finesse und guter alter Handarbeit entwirft, baut und repariert er die Saiteninstrumente – egal ob akustischer oder elektrischer Natur. Leo Betz hat ihn in seiner Werkstatt besucht.
An den Beruf ist er eher zufällig geraten. In der 9. Klasse machte er ein Praktikum in einem größeren Musikhaus und arbeitete anschließend immer dort, wenn Zeit war. Da er in Deutschland aufgrund seiner serbischen Herkunft nur begrenzte Ausbildungsmöglichkeiten hatte, versuchte er es zunächst als Erzieher. Während der Lehre musste er jedoch feststellen, dass er das körperliche Arbeiten zunehmend vermisste. Kurzerhand brach er ab und absolvierte stattdessen eine Ausbildung zum Schreiner. Irgendwann hörte er von einem Gitarrenbauer namens Markus Krempel in der Nähe, und da sein Urgroßvater auch Instrumentenbauer war, der so ziemlich alles anfertigte, womit man ungarische Volksmusik machen konnte, begann er bei ihm auch noch eine Lehre als Gitarrenbauer.
Nachdem er auch diese Ausbildung beendet hatte, sprang Jozsi Lak einfach ins kalte Wasser und machte sich selbstständig. Als passionierter Gitarren- und Bassspieler ist er in Deutschland mit seiner Band Devil's Gun viel herumgekommen und lernte etliche Leute kennen. Menschen, die heute seinen Kundenkreis mitbestimmen und seinen Einstieg in den Beruf möglich machten. Im Jahr baut er ungefähr 30 Gitarren, in die er reichlich Schweiß und Herzblut hineinsteckt. Auf gute Handarbeit legt er sehr viel Wert. Er könnte sich auch Maschinen anschaffen und die Stückzahl erhöhen, sagt er, doch das sei nicht in seinem Interesse. Schließlich mache er den Job als Gitarrenbauer nicht, "um einen Porsche in der Einfahrt stehen zu haben". Jozsi Lak sagt: "Als Musiker baue ich hochwertige Instrumente für Musiker, die eine gute handgemachte Gitarre zu schätzen wissen. Bei mir bekommt man eben das, was man von der Stange nicht bekommt!"
Dies spiegelt sich auch in seiner Kundschaft wider. Er hat einen eigenen kleinen Laden und verkauft über kleinere Boutique-Läden. Doch 80 Prozent seiner Kunden sind Privatleute, die spezielle Wünsche haben. So fertigt er auch schon mal eine Gitarre in Form eines Habichts an oder entwirft eine Discogitarre, an der blinkende LEDs befestigt sind. Er ist für alle Wünsche offen, solange seine Instrumente auch gespielt werden. Selbst für Reparaturen ist er sich nicht zu schade. Er erläutert: "Einen Reparaturauftrag habe ich noch nie abgelehnt. Ich finde es einfach immer wieder erstaunlich, wie dankbar die Menschen sind, wenn ihr vertrautes Instrument wieder funktioniert. Das ist für mich unbezahlbar!" Sogar alte Sammlerstücke bringt er wieder auf Vordermann. Ist der Kunde zufrieden, ist er es auch.
Trotz allem fing er ziemlich früh an, eigene Modelle zu entwickeln, die in Musikerkreisen sehr geschätzt werden. Sei es die Foxywave, der Rocker, die Isabella oder viele andere. Seit drei Jahren stellt er diese nun auf der Frankfurter Musikmesse aus, die für ihn so etwas wie die Bundesliga des Instrumentenbaus ist. Gelegentlich arbeitet er auch mal mit Designern zusammen, für die er dann Entwürfe umsetzt. Zum Beispiel hat er zusammen mit Martin Off die E-Gitarre Soulsista verwirklicht, mit der sie es sogar in die Juli-Ausgabe der Zeitschrift "PremierGuitar" geschafft haben. Einmal hat er auch eines seiner Modelle von der irischen Künstlerin Cornelia Boros verzieren lassen. Jozsi erinnert sich: "Wenn ich ehrlich bin, war ich zuallererst geschockt, als das gute Stück bei mir zu Hause ankam. Doch ich muss zugeben, dass ich mich nach und nach in den Bass verliebt habe. Immer wenn ich drauf schaue, entdecke ich neue Details, die mich faszinieren und mich das Instrument mit anderen Augen betrachten lassen."
Auf die Frage, wie denn so ein typischer Arbeitstag als Gitarrenbauer aussieht, kommt er ins Schmunzeln. "Einen typischen Arbeitstag gibt es eigentlich nicht. Vielleicht ist es sogar genau das, was diesen Beruf für mich ausmacht. Man lernt viele außergewöhnlich Leute kennen. An manchen Tagen kommen viele Leute vorbei, an manchen keiner. Manchmal designe ich neue Modelle oder ich mache Feinarbeiten an einem Stück. Es gibt immer was anderes zu tun, und das ist es, was den Beruf niemals langweilig werden lässt." (lb)