Die Bühne ist groß, die Zuschauer sind ruhig und die Scheinwerfer sind nur auf eine Person gerichtet – eine Frau mit einer Gitarre. Sie ist blond, hat eine klare Stimme und sie strahlt eine enorme Ruhe aus. Ganz viel Ehrlichkeit und Gefühl liegen in ihren Worten. Die Rede ist von Tina Dico, einer Rockmusikerin, die sich immer den längeren und härteren Weg aussucht, um an ihr Ziel zu kommen. Andreas Babiak hat die dänische Singer/Songwriterin mal genauer unter die Lupe genommen.
Schon als Kind ist Tina Dico von Musik besessen und macht im Keller ihres Vaters die ersten Aufnahmen. Während ihrer Schulzeit steht sie als Sängerin der Coverband "Fester Kester" auf der Bühne, bis sie es 1997 in eine TV-Show schafft. Die zahlreichen Angebote, die sie danach bekommt, lehnt sie jedoch ab und beginnt stattdessen im selben Jahr ein Theologie-Studium. Doch nur ein Jahr später bricht sie das Studium ab, um sich ganz der Musik zu widmen. Sie gewinnt mit ihrer Band "Tina Dickow and Sheriff" zwei Talentwettbewerbe und veröffentlicht ihre erste Single "Your Waste of Time".
Nach den ersten Erfolgen erhält sie viele Angebote für Plattenverträge, doch die 1977 geborene Rockerin will weiterhin ihr Ding machen und gründet ihr eigenes Label "Finest Gramophone". 2001 veröffentlicht sie ihr erstes Album "Fuel". Die Kritiken sind eher zurückhaltend, jedoch wird ihr großes Potential bescheinigt. Das will sie besser nutzen und zieht deshalb nach London, um der "zu behaglichen Atmosphäre" in Dänemark zu entfliehen. In England schließt sie sich der Band "Zero 7" an und schreibt an ihrem Album "Notes" (2003), das sehr positiv besprochen wird. Auf dem Album dreht es sich vor allem um Einsamkeit und ihre Angst vor dem Alleinsein. Diesen Ängsten kann sie sich bei der ausgiebigen Tour durch Europa, Asien und Amerika noch einmal stellen.
Ihr erstes internationales Album "In the Red" erscheint 2004. Auch hier sind die Kritiken wieder eher gespalten, was aber nichts am kommerziellen Erfolg ändert – die Platte erklimmt sogar Platz 1 der Albumcharts in ihrem Heimatland. Auch die erste Single "Warm Sand" überzeugt die Fans, nicht zuletzt durch eine geniale Hookline. Und auch mit ihrer nächsten Platte (2007) entert sie wieder die Topposition. "Count to Ten" erntet neben viel Aufmerksamkeit in Dänemark auch einige Preise. Parallel zu "Count to Ten" arbeitet Tina Dico an der EP "A Beginning", der 2008 eine zweite EP "A Detour" folgt. Die dritte EP "An Open Ending" wird 2009 auf Festivals aufgenommen. Diese Trilogie steigt direkt auf Platz 2 der Charts ein und wird bereits nach drei Wochen mit der goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Auf der anschließenden ausgiebigen Dänemark-Tour lernt sie den Isländer Helgi Jonsson kennen, der sie seitdem bei ihren Auftritten musikalisch unterstützt.
Royaler Segen für ihr Schaffen ereilt Tina Dico 2008. Da wird sie nämlich mit dem Kulturpreis des dänischen Kronprinzenpaares geehrt. Der Prinz begründet die Auszeichnung mit den Worten: "Tina Dico setzt sich mit den widersprüchlichen und schweren Abschnitten des Lebens auseinander und schafft es auf eine besonders lebensbejahende Weise, mit der sich viele identifizieren können, diese zu teilen."
Ihr nächstes Album "The Road to Gävle" nimmt Tina Dico im alten Studio von Jimi Hendrix in New York auf. Die meisten Lieder entstehen 2009 während eines Aufenthaltes in Los Angeles und New York. Nach dem Erscheinen steigt es zusammen mit vier früheren Alben von ihr in die Top 100 der Dänischen Charts ein, was bisher kein anderer schaffte.
Seit 2010 ist ihr neues Album "Welcome Back Color" auf dem Markt, eine Sammlung aus bereits bekannten und neuen Liedern. Wer Tina Dico kennenlernen will, sollte eines ihrer Konzerte besuchen. Momentan ist sie auf einer Welttournee, die sie im Frühjahr 2011 auch nach Deutschland führt. Die genauen Termine stehen natürlich im Rockkalender. (ab)