Unser Autor hat ausgerechnet in der Landeshauptstadt des kleinen Saarlands eine überraschende musikalische Entdeckung gemacht: Die Flares heben sich von der Masse an Rockbands ab, denn die Saarbrücker spielen instrumentalen Postrock. Andreas Babiak hat mit ihnen gesprochen und sich das neue Album "Solar Empire" angehört:
Solar Empire beginnt sphärisch und steigert sich zu einem Sturm. Die Flares erzeugen Klangwelten und halten die Stimmung in den Liedern bis zu einem Ausbruch aufrecht. Und das ausschließlich instrumental. Die Musikrichtung lässt sich als Postrock bezeichnen, sie selbst beschreiben ihre Stücke als "düster, elegisch, ausufernd, verspielt, monumental und manchmal etwas vertrackt".
Seit 2007 machen die fünf Jungs zusammen Musik. "Das war mehr oder weniger Zufall", erzählen sie mir. "Mitte 2007 haben sich sämtliche Bands, in denen wir bisher gespielt hatten, aufgelöst. Wir als Versprengte haben uns im Proberaum getroffen und ein wenig gejammt, dann wurde einem anwesenden Freund ein Bass in die Hand gedrückt, und von da an nahm alles seinen Lauf." Zur Band gehören der Schlagzeuger Christian Schönlaub, Christian Detzler spielt Gitarre, Mike Balzer ist für die Synthesizer und das Proframming zuständig, Dmitro Fedoruk spielt den Bass und Tobias Weber kümmert sich um Lights und Percussion.
Wenn sie an ihren Songs arbeiten, haben sie vor allem eine feste Regel: Sie wollen die Musik nicht in ein vorher feststehendes Schema pressen. "Wir ordnen die Parts so an, wie sie sich für uns richtig anfühlen. Ansonsten ist der Entstehungsprozess meist sehr demokratisch, wenn sich auch die einzelnen Mitglieder mal mehr oder weniger bei einem Song einbringen." Die Energie, die in ihren Liedern steckt, die gewaltige Stimmung, die sie damit erzeugen, all das kann man auch auf der Platte hören.
Live hingegen ist das Ganze natürlich nochmal eine Stufe beeindruckender, vor allem weil die Jungs auch ohne Gesang auskommen. "Live zu spielen ist uns jedes Mal eine große Freude, auch mit dem ganzen Drumherum und dem Road-Trip-Feeling, das immer wieder zum Vorschein kommt. Ganz besonders schön daran ist, dass unser Lichttechniker Tobias unserer Musik dann auch eine visuelle Komponente verleihen kann."
Die Platte läuft durch, alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Während "Rainbow in B/W", der erste Track auf dem Album, etwas ruhiger gestaltet ist, ist zum Beispiel der Song "Wanderer" ein wenig grooviger und zersetzt sich bis hin zur rockigen Ekstase. Mal donnert die E-Gitarre, mal treibt der Rhythmus des Schlagzeugs. "Wer Musik der Liebe zum Detail wegen hört, nicht zwingend Gesang für eine Rockband voraussetzt und mit Synthesizern durchsetzten, progressiv angehauchten Instrumentalrock mag, ist bei uns goldrichtig", sagen die Jungs. Die Melodien laden ein die Gedanken schweifen zu lassen, manchmal auch sich bewegen zu wollen. Das Album lässt Platz für die Geschichten, die der Gesang sonst vorschreibt.
Sie hätten es anfangs nie für möglich gehalten, dass sie ihre aktuelle LP Solar Empire auch auf Vinyl herausbringen würden. Die haben sie auch bereits in die USA, nach China, Japan und Brasilien verschicken dürfen. Eines ihrer persönlichen Highlights war die Show in der Kulturfabrik in Esch-Sur-Alzette (Luxemburg), in der das Catering von einem angeschlossenen Oberklasse-Restaurant übernommen wurde. "Ein exquisites 3-Gänge-Menü mit bestem Rotwein, zusammen mit der Band CASPIAN aus den USA, für die wir an diesem Abend Opener waren, das wird einfach nie zur Randnotiz verkommen." (ab)