Der Name entstand in einer kalten Winternacht, in der zwei der drei Bandmitglieder einen Parka trugen. Wahnsinnig originell ist es ja zugegebenermaßen nicht, dass sich Bands nach einem Kleidungsstück nennen, und wir sollten froh sein, dass sie jetzt nicht Gummistiefel oder Pudelmütze heißen. Doch selten passt der Name auch musikalisch so gut wie bei Parka: zeitlos und doch irgendwie modisch und rockig. Sie haben vor kurzem ihr Debütalbum "Raus" veröffentlicht und touren im Oktober durch Deutschland. Andreas Babiak hat mal in "Raus" reingehört und mit den Jungs über ihre Musik gesprochen.
Ihr habt über 150 Liveauftritte hinter euch. Welchen Einfluss hatten die Konzerte auf die neue Platte?
Von kleinen Clubs mit zehn Zuschauern bis zu Supportslots oder Festivals mit 5.000 Zuschauern haben wir schon extrem viel erlebt. Unser Debütalbum haben wir im Gegensatz zu unseren ersten beiden EPs komplett allein aufgenommen und produziert. Von daher waren wir automatisch viel näher an dem dran, was wir auch live bzw. im Probenraum machen. Außerdem haben wir versucht, den "Schmutz", der live von einer Rockband erwartet wird, eins zu eins auf die Platte zu übernehmen.
Raus – wo stecken wir denn drin? Was bedeutet der Albumtitel und wohin geht es?
Der titelgebende Song "Raus" selber ist schon politisch gemeint. Aber da geht es gleichzeitig um ein Gefühl, das sich immer mehr breit macht: Unser System kommt an seine Grenzen, wir können nicht unbegrenzt so weiter machen. Wir müssen "raus" aus den alten Strukturen und Haltungen. Sonst reichen zum einen die Ressourcen nicht, und zum anderen werden dabei viel zu viele vom Weg nach oben ausgeschlossen. Zu dem Albumtitel haben wir uns auch entschlossen, weil wir im Laufe seiner Entstehung irgendwann feststellten, dass ganz viele andere Songs dieses Grundgefühl "ich muss raus hier" in sich tragen – auch in ganz privaten, kleineren Kontexten und Geschichten.
Die Musik ist meist laut, ausbrechend. In Kombination mit kämpferischen Texten wirkt das wütend.
Das Album hat viele Facetten, und da wo auf der einen Seite der Medaille "Wut" steht, ist auf der anderen jede Menge Energie und Kraft und Hoffnung. Aber richtig, in dem Album steckt auch einiges an Wut. Wut auf Gleichgültigkeit, Wut aufs Stillhalten, Wut aufs Warten, bis es besser wird. Auch Wut auf die Ohnmacht der Relativität und die Standpunktlosigkeit und aufs "Was soll ich schon machen?". Und natürlich auch Wut auf sich selbst, wenn man diese Tendenzen bei sich selbst entdeckt.
Mal sind die Texte bildreich, mal sind sie sehr konkret. Was inspiriert dich beim Schreiben?
Die Texte brauchen manchmal ein halbes Jahr von den ersten Textfetzen bis zur Vervollständigung und manchmal nur ein paar Stunden. Man kann wohl über nichts wirklich schreiben, was man nicht auf die eine oder andere Art schon erlebt oder miterlebt hat. Aber es ist selten so, dass ich etwas erlebe oder fühle, mir dann direkt denke "darüber schreib ich jetzt was" und dann ist zack der Text fertig. All die Gefühle eines ganzen Lebens sammelt man in sich und kann sich jederzeit daran erinnern, besonders an die intensiven Momente. Diese Gefühle lagern irgendwo in einem und werden dann in Texte gegossen, wenn sie durch irgendetwas auf geistiger Ebene "angetriggert" werden. Meistens fang ich dann an, über etwas zu schreiben, wenn mir eine Zeile, ein Wort oder ein sprachliches Bild einfällt, dass ich so besonders finde, dass es mich anmacht und ein Gefühl zum Schwingen bringt.
Wodurch unterscheidet sich eure Musik zu anderen Bands?
Wir machen manchmal Poser-Rock, also gleichermaßen laut und groß und dreckig. Normalerweise gibt es in Deutschland dieses Ding: Entweder du machst Understatement-Indie-Sound und besondere Texte, oder du machst Mainstream-Rock-Pop und Postkarten-Lyrik. Mit der richtigen Haltung kann man aber auch starke und nicht oberflächliche Texte mit großem, emotionalem Rocksound verbinden und trotzdem glaubhaft sein.
Raus, das Debütalbum von Parka ist absolut hörenswert. Die Stimme von Sänger Fly wirkt intensiv und intim und fesselt das Ohr. Deutschrock mit verschiedenen Einflüssen und Texten die man versteht und mitsingen kann. E-Gitarren, Schlagzeug, Bass – die Musik ist nichts neues, sie ist aber auch nicht einfach nur das, was alle machen. Sie haben ihren Weg gefunden und sie haben mir verraten, dass sie schon an einem zweiten Album arbeiten, das sie am liebsten im nächsten Jahr herausbringen wollen. Solange können wir uns noch an Raus satthören. Ihre aktuelle Single "Immer Ein Für Immer" findet ihr auch auf dem Album, von dem wir zwei Exemplare verlosen. Mail genügt! (ab)