Pure Drumming und Bass Like The Greats sei Dank, steht heute eine Band im Fokus, die ganz ohne Gitarre auskommt: Drückend und schwer lastet das Riff. Mäandert vor sich hin. Erweitert sich, nur um sich dann zu wiederholen. Dazu ein klare Stimme, die in einen Singsang verfällt. Über Mystisches und Spirituelles singt. Die Band Om ist eine ganz eigene Kategorie Musik. Lediglich Schlagzeug und Bass spielen zusammen. Aber im Mittelpunkt steht der Riff. Daniel Kirschey hat reingehört.
Om ist nicht die erste Band, die ohne eine Gitarre auskommt. Eine der bekannteren ist wohl Death from Above 1979, die viele Fans gewinnen konnte. Daneben sind noch die Noise Band Lightning Bolt und die Stoner/Sludge-Combo Big Business zu nennen. Wie man sieht, ist für eine Rock Band eine Gitarre keine Pflicht. Doch heute soll es lediglich um Om gehen. Die besitzen nämlich mittlerweile so etwas wie einen Kultstatus in der Szene. Doch woran liegt das eigentlich?
Unter anderem daran, dass Om aus einer anderen kultigen Band hervorgegangen ist. Al Cisneros und Chris Hakius spielten zuvor in der Band Sleep. Und wahrscheinlich wäre Om für längere Zeit ein Geheimtipp geblieben, wenn sie nicht aus Sleep hervorgegangen wären.
Denn Sleep gehören neben Kyuss zu wichtigsten Vertretern des Stoner Rocks. Während Kyuss 1992 den Versuch starten, die Hitze und den Wüstensand in ihre Musik zu bannen, stellen zur gleichen Zeit Sleep das Riff in den Mittelpunkt. Höhepunkt erlangt dieses Vorhaben mit ihrem Werk "Dopesmoker", das lediglich aus einem einzigen 63-minütigen Lied besteht. In diesem loten Sleep die Möglichkeiten aus, wie weit sich ein Riff schlängeln und winden lässt.
Da die Plattenfirma sich weigert, das Album zu veröffentlichen, löst man sich kurzerhand auf, Cisneros und Hakiu gründen 2003 Om. Ihr erstes Album namens "Variations on a Theme" (2005) setzt genau da an, wo "Dopesmoker" aufgehört hat. Noch minimalistischer und konzentrierter. Wie der Titel verrät spielen die beiden Musiker bestimmte Themen – also Riffs – und variieren sie, jedoch nur marginal. Dadurch entsteht eine regelrecht meditative Stimmung.
Auch die Texte schließen daran an. Al Cisneros trägt sie in einem Mantra-artigen Singsang vor. Sinn ergeben sie keinen. In einem Interview von 2006 mit dem Arthur Magazine erklärt Cisneros: "The lyrics are just verse fragments — poem-prayers that spew forth from the mist. They’re definitely not constructed in the sense of grammatical soundness. It’s more cathartic in that sense."
Auch die nächsten Platten "Conference of the Birds" (2006) und "Pilgrimage" (2007) gehen diesen Weg weiter. Im Grunde stellen sie eine Evolution der Variationen eines einzigen Themas dar. Beide Alben setzten sich in soweit von Oms Erstlingswerk ab, dass ruhigere Momente öfters vertreten sind. Der Sound klingt diffiziler.
Im Jahr 2008 steigt Chris Hakius aus Om aus. Am Schlagzeug sitzt seitdem Emil Amos. Zusätzlich steuert Robert Aiki Aubrey Lowe verschiedene Percussion-Instrumente hinzu. So öffnet sich der Sound und orientiert sich mehr an orientalischen und indischen Traditionen. Der bislang so minimalistische und auf den Punkt gespielte Schlagzeugrhythmus von Chris Hakius weicht einem flamboyanteren Stil von Emil Amos. Das erste Album in der neuen Besetzung heißt "God is Good" (2009). Zu Bass und Schlagzeug hört man immer wieder mal eine Tanpura, eine Flöte oder gar ein Cello den Sound erweitern. Zudem finden sich nun auch kürzere Stücke auf der Platte, die andere Variationen und Möglichkeiten suchen, als die sonst so langen Songs. Auf "Advaitic Songs" (2012) gehen Cisneros, Amos und Lowe den beschrittenen Weg noch weiter. Das Album beginnt nicht mit einem repetitiven Bass, sondern mit Frauengesang in einer fremden Sprache, Bass, Percussion und Cello.
Obwohl die neue Platte eine vollkommen unterschiedliche Instrumentierung aufweist, klingt es eindeutig nach Om. So bleibt momentan nur übrig, auf ein neues Album zu warten und zu schauen, wohin die Reise führen wird. (dk)