Wie hoch ist der Anteil der Techniker am Gelingen eines Konzerts wirklich? Diese und viele andere Fragen hat sich unsere Reporterin Heide Nickel überlegt und sie Alexander De Ney gestellt. Der ist Meister für Veranstaltungstechnik im Fachbereich Beleuchtung und seit 15 Jahren erfolgreich in seinem Job unterwegs.
Als Quereinsteiger weiß er, dass nicht nur ausgebildete Veranstaltungstechniker hier Fuß fassen können. Eine durchschnittliche Produktionsplanung für eine Tournee hat sechs bis acht Monate Vorlauf. Stehen dann Design, Equipment und Umfang fest, stellt sich die Frage der Finanzierung, die sich zusammensetzt aus Budget und Sponsoring. "Mit Erfahrungen in Marketing und kaufmännischem Denken kann man hier viel gewinnen", erklärt De Ney. Je weiter die Produktion fortschreitet, desto mehr Arbeitsbereiche berührt sie: Logistik, Design, Informatik, Maschinenwesen und Elektrotechnik sind alles Berufsfelder, die mit der Veranstaltungstechnik interagieren. "Man könnte sagen, die soziale Komponente dieses Arbeitsfeldes ist, dass es auch Platz für Menschen bietet, bei denen berufliche Raster nicht immer fassen." Denn neben den fachlichen Anforderungen ist die Sozialkompetenz nicht zu unterschätzen: "Die fachliche Kompetenz macht 30 Prozent aus, der Rest sind Soft Skills."
Fehlendes Verantwortungsgefühl und Selbstüberschätzung sind Probleme, die De Ney häufig bei jungen Berufsanfängern wahrnimmt. "Mangelnde Erfahrung ist an sich kein Problem, wenn dabei das eigene Ego nicht größer ist als der Leistungswille. Und auch Fehlererkennung ist ein Erfahrungswert. Man muss nur den Willen haben, auch Grundlagen immer wieder neu zu lernen." Der Arbeitsalltag selbst stellt noch ganz andere Anforderungen: Ist man beispielsweise auf einer Tournee unterwegs, ist jeder Arbeitstag klar gestaffelt, sowohl im Ablauf als auch in den Tätigkeitsfeldern. "Teamwork ist hier essentiell. Es geht dabei um das Nutzen der eigenen Stärken und Erkennen der Schwächen. Man arbeitet zwar in seiner eigenen Rolle, aber nicht für sich allein. Es baut alles aufeinander auf." Auch die Anforderungen an die eigene Belastbarkeit uns Ausdauer sind hoch. "Als Faustregel gilt: zwölf Stunden vor Showbeginn in die Halle, vier Stunden nach der Show zum Abbauen." Davon auszugehen, dass man nach acht Stunden den Hammer fallen lassen kann, wäre bei diesem Job jedenfalls fatal. Um bei dem Beispiel der Tournee zu bleiben: Unter Umständen ist man monatelang auf Tour unterwegs, häufig im Ausland, und verbringt jeden Tag mit denselben Menschen. Dringend nötig sind also auch kulturelles Verständnis, Integration sowie der Wille zur Kommunikation. De Ney fasst es kurz zusammen: "Wir sind keine Fachidioten und wollen auch keine. Am Ende geht es um den Menschen."
Bringt man all dies mit und es gelingt, in der Veranstaltungstechnik Fuß zu fassen, wie sieht dann also das Leben aus? "Es gibt im Arbeitsalltag kaum Stillstand oder Monotonie, Routine als Umstand existiert nicht." Was also Flexibilität erfordert, stellt auch immer wieder eine Herausforderung dar. Natürlich hat das auch seine Schattenseiten: Ist man viel unterwegs, bleibt kaum Raum für ein Familien- und Privatleben. "Eine starke persönliche Basis ist extrem wichtig, möchte man in dieser Branche lange Bestand haben." Das ist ein schwieriger Balanceakt. Aber: "Man lässt dich, wie du bist, solange du deinen Job machst!" (hn)