Kurz, aber heftig! So ist das, wenn man sich in einen Todeskandidaten verliebt. Jan Schütz hat die Musik von Muff Potter erst vor gut zwei Monaten für sich entdeckt und muss jetzt schon wieder Abschied nehmen. Am 12.09.2009 besuchte er ihr letztes Konzert in Bremen – und war begeistert:
Obwohl die offizielle Abschlusstour mit dem Titel "Alles war schön, nichts tat weh" erst im Dezember startet, hing auch an diesem Abend einiges von Abschied in der biergeschwängerten Luft der Kesselhalle. Nicht nur, dass sich die vier Münsteraner eine langsamere Version des eigentlich doch ziemlich punkigen "Alles war schön ..." als Opener ausgesucht hatten, auch sonst gab's zwischen den Stücken immer mal wieder eine gute Portion Pathos.
Sänger Nagel schwelgte in Erinnerungen an frühere Auftritte und insbesondere an das allererste Konzert im Jahr 1995, das damals nur eine Etage tiefer im Magazinkeller des Schlachthofs stattfand. Selbst den ersten eigenen Konzertbesuch bei der Punkband EA80 und seine persönliche Top-5 von Bremer Bands wollte er dem altersgemischten Publikum nicht vorenthalten. Neben diesen Reminiszenzen samt charmanter Ansagen der Band kam aber auch die angemessene Partystimmung nicht zu kurz. Wohl auch für einen Typen hinter mir, der ständig lautstark den Song "Meduzin" forderte. Begriffen habe ich das aber erst nach dem Konzert. Vor Ort hörte sich der Schlachtruf für mich eher wie "Genozid" an. Vielleicht auch für Band, was erklären würde, warum sie seinem Wunsch nicht nachgekommen sind ... Stattdessen bestand die Setlist aus einem Querschnitt durch die Muff Potter-Musikgeschichte. Neben Stücken vom 2009er Album "Gute Aussicht" waren auch alte Songs wie "Bis zum Mond", "Wir sitzen hier vorm Molotow" und "Unkaputtbar" vertreten, die mittlerweile schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben. Als Neuling kann ich sagen, dass es einfach eine gelungene Mischung war. Neben schnellen, punkigen Stücken, die in einer so publikumsfreundlichen Location (kein Sicherheitsgraben, niedrige Bühne) auch gerne zum Crowdsurfen, Stagediven und Pogen genutzt wurden, gab es auch langsamere, leisere Töne.
Tja, in 16 Jahren sammelt sich eben einiges an Material an. 16 Jahre – so lange sind Muff Potter nun schon zwischen Flensburg und Oberammergau unterwegs. Das ist eine lange Zeit. Selbst Helmut Kohl sind wir schneller los geworden. Aber will man die Jungs überhaupt loswerden? Ginge es nach den Bremer Fans, würden die ihr Kreuzchen wohl sicherlich noch viele Jahre für den westfälischen "Angry Pop" machen, sonst hätten sie die Jungs nicht erst nach zwei Zugaben und schweren Herzens abtreten lassen. Und ich? Ich werde mich zukünftig mit den neun Alben und diversen Maxis trösten müssen.