Fußball! Was gibt es Schöneres an einem Samstag als Fußball? Gut, vielleicht ein geiler Gig am Abend, aber der Nachmittag gehört der Lieblingsmannschaft. Doch was hat der Verein musikalisch drauf? Welcher Erstligist rockt wirklich? Andreas Babiak hat die Club-Hymnen auf ihre Rock-Tauglichkeit überprüft – mit überraschendem Ergebnis:
Es wird immer spannender in der Liga. Der Kampf um die Meisterschaft ist im vollen Gange und in der unteren Tabellenhälfte spukt das Abstiegsgespenst herum, das gilt fürs Geschehen auf dem Platz genauso wie für das Hitpotenzial der Songs. Doch zunächst muss ich natürlich erklären, wie die Bundesliga-Rocktabelle zustande kam: Die entscheidenden Kriterien für mich waren Eingängigkeit (also der Mitsing- und Grölfaktor), die Instrumentierung (hören wir Herzschmerzgeigen oder laute E-Gitarren?), der Gesang und schließlich die Stimmung, die rüberkommt.
Demnach sieht die aktuelle Bundesliga-Tabelle folgendermaßen aus:
1. VFB Stuttgart: Ein Leben lang
2. 1. FSV Mainz 05: Rot und Weiß
3. TSG 1899 Hoffenheim: Wir sind Hoffe
4. FC Augsburg: Rot Grün Weiß
5. Borussia Dortmund: Unser Stolz Borussia
6. Bayer 04 Leverkusen: Wir stehen zu dir
7. 1. FC Kaiserslautern: FCK Fanhymne
8. FC Bayern München: Stern des Südens
9. 1. FC Nürnberg: Die Legende lebt
10. SC Freiburg: SC Freiburg vor
11. Borussia Mönchengladbach: Die Elf vom Niederrhein
12. Hamburger SV: Hamburg meine Perle
13. Hertha BSC Berlin: Nur nach Hause
14. SV Werder Bremen: Lebenslang Grün-Weiß
15. 1. FC Köln: FC Kölle
16. VFL Wolfsburg: Grün-Weiß
17. Hannover 96: Alte Liebe
18. FC Schalke 04: Blau und Weiß
Gleich vorneweg: Ich bin kein Stuttgart-Fan. Aber Überraschung, rein musikalisch überzeugt "Ein Leben lang" am meisten. Ein kraftvoller Song, den man schnell im Kopf hat. Der Refrain ist eingängig und rockig arrangiert. Es folgen Mainz, Hoffenheim und Augsburg – Tabellenregionen von denen diese Clubs derzeit nur träumen können. Mainz und der von gegnerischen Fans als traditionslos verschrieene Verein Hoffenheim wirken musikalisch frischer und fetziger. Speziell der FSV Mainz 05 besticht durch seine rockige Note und den Ohrwurmcharakter. Auch der FC Augsburg beweist, dass es gar nicht viel braucht, um gute und glaubwürdige Musik zu machen.
Die Traditionsvereine halten sich dagegen überwiegend im Mittelfeld auf. Der BVB hat nicht nur das größte Stadion, sondern auch das mächtigste Lied. Es hört sich so an, als ob die ganze Südtribühne bei "Unser Stolz Borussia" mitsingt! Stadionfeeling für zu Hause, doch rocktechnisch nicht ganz Champions League. Das gilt noch mehr für den FC Bayern München. Sein "Stern des Südens" ist bekannt und auch ganz nett, reicht aber definitiv nicht für einen vorderen Tabellenplatz.
Bremen überzeugt mit einem melodisch schönen Refrain, doch leider rockt der Song nur bedingt. Weder Stimmung noch Stimme überzeugen so wirklich, schade eigentlich! Bei den Kölnern sieht es ähnlich aus: Die Kultband De Höhner treffen sicherlich den Geschmack der eigenen Fans, doch die wollen ohnehin lieber gerührt schluchzen als deftig abgehen. Bei der Hertha aus Berlin sieht es ganz ähnlich aus. "Nur nach Hause, gehn wir nicht" heißt es da. Altbekannte Melodie, aber leider kein Stück rockig. Immerhin kann man mitsingen, deshalb schaffen sie es noch vor die Kölner.
Nicht nur die Kölner versuchen es mit Dialekt: Bei "FC Freiburg vorn" versteht nur der Badener, worum es eigentlich geht. Es dauert ein bisschen, bis man das Ganze überhaupt ernst nehmen kann. Doch nach dem Refrain ist ein gewisses Potenzial erkennbar. Im Gegensatz dazu ist die Gladbach-Hymne musikalisch besser ausgearbeitet. Ein Stück, das perfekt zur Fahrt ins Stadion passt, denn es macht Stimmung und man kann, nachdem man es öfter gehört hat, auch gut mitsingen. "Hamburg meine Perle" überzeugt zwar mit einem gewissen Kultfaktor, allerdings ist es zu ruhig, um auf den Europacupplätzen zu stehen. Hannover 96 fängt vielversprechend an, jedoch verliert die Hymne sich und hält nicht das Rockniveau, das der Beginn vermuten ließ.
Gerade Wolfsburg und Schalke enttäuschen den Rocker. Zwar können sich beide Vereine mit starken Sponsoren im Rücken nicht über Geldnot beklagen, aber anscheinend gibt es keinen Spielraum im Budget für die Aufnahme eines super knackigen Songs. Da wünscht man den Vereinen doch am liebsten die Verpflichtung eines Spielers wie Roque Santa Cruz, der rockt zumindest! (ab)