Immer wieder stellt sich die Frage, ob am Stammtisch oder in der Fachliteratur: Wer ist es? Wer ist der Beste? Für den Rolling Stone steht fest: Es ist Jimi Hendrix. Klar! Der musste es ja sein. Wer kennt ihn nicht? Wer ist nicht begeistert von seinem zeitlos schönen Spiel? Und doch – Warum eigentlich Jimi Hendrix? Was zeichnet ihn vor allen anderen Giganten des Saitenzupfens aus? Welche Kriterien gelten überhaupt bei so einer Wahl? Gehen wir das Ganze doch einmal sachlich an! Wir bestimmen klare Kriterien und halten fest, welcher Könner unter den unzähligen Virtuosen sie am besten erfüllt.
Der Meister des Riffs: Keith Richards, sagen viele. Aber der hat einfach zu viel geklaut! James Hetfield (Metallica) – Okay, man sagt, er könne Riffs scheißen. Eben, so hören sie sich auch an. Zumindest erwähnen muss ich an dieser Stelle natürlich Malcolm Young (AC/DC). Oder Tony Iommi (Black Sabbath). Jimmy Page? Nein, der unbestrittene und uneinholbare König des Riffs ist und bleibt wegen des einen, einzigen, nie erreichbaren Ta Ta Taaaa, Ta Ta TaTaaaa: Ritchie Blackmore! Er selbst kann es zwar nicht mehr hören und will es auch nicht mehr spielen, aber Smoke on the water ist einfach das Riff an sich.
Der Schnellste: Santana? Ha! Kann es jemand anders sein als Paul Gilbert? Immerhin nimmt er eine Bohrmaschine zu Hilfe um die Saiten in rasender Geschwindigkeit zu beschrammeln. Jemand sollte ihm aber mal sagen, dass es einfach unvorteilhaft aussieht, mit monströsen Kopfhörern auf der Bühne zu stehen. Das hat er doch früher auch nicht gemacht! Aber unbedingt genannt werden muss auch Nuno Bettencourt (Extreme).
Der Schönste: Entfällt, weil Paul Stanley sich hinter seiner Maske versteckt.
Der beste Gitarristendarsteller: Hier kommt man einfach nicht an Keith Richards vorbei, einfach deshalb, weil er es mittlerweile am längsten tut. Angus Young ist aber ebenfalls nicht schlecht. Zur Not geht auch Ace Frehley, bei all dem Aufwand in der Maske.
Der Coolste: Viele halten sich dafür. Nur einer ist es. Die Grundbedingung für Coolness ist einfach, dass man sein Instrument beherrscht. Deshalb keine Chance für Slash. Da nützt auch das pubertäre Hantieren mit einer glimmenden Zigarette nichts. Megacool ist der Texas-Boogie-Man Billy Gibbons (ZZ Top), weil er es einfach drauf hat. Er sei aber gewarnt! Zum Jahreswechsel war auf 3Sat zu sehen, dass ihm vor lauter Coolness allmählich die Noten seiner Soli verlustig gehen. Das war schon mal dynamischer. Dennoch, solange er nicht zu benebelt ist, ist er allemal cooler als Keith Richards.
Der Bescheidenste: Sollte man nicht auch die loben, die einfach nur ihren Job machen und sich nicht aufplustern? Allerdings ist es beinahe unmöglich, Gitarrist zu sein und dabei ein vornehmes Understatement zu pflegen. Dennoch gäbe es Kandidaten. Clapton? Har, har! David Gilmour spielt eigentlich ohne viel Posing bis auf die Tatsache, dass er jahrelang auf einer meterhohen Mauer stand und sich während seiner Bombastsoli von einem Spot anstrahlen ließ. Er ist draußen. The Edge macht nicht viel Getue und hat den Minimalismus sogar zu seinem Markenzeichen gemacht. Außerdem muss er immer im Schatten von jemandem namens Bono stehen. Nein, U2 ist einfach insgesamt zu protzig. Halt mal! Ein Könner, der im Schatten eines Egomanen seinen Job machen muss: Da gibt es doch noch Brian May! Leider macht ihn seine Kraushaarperücke nur zum zweiten Sieger. Er passt damit eher in das Versailles des XVII. Jahrhunderts. Der Sieger ist natürlich der gute, hart arbeitende Malcolm Young, der brav seine Akkorde runterspielt, während sein nerviger Bruder herumzappelt oder sich durch die Gegend tragen lässt. Malcolm steht immer im Hintergrund neben dem Schlagzeug und kommt allenfalls nach vorne, um schüchtern den Refrain mitzusingen. Das nenne ich Bescheidenheit! Denn was wären all die erdigen Bierhaus-Nummern ohne seine unerschütterliche Präzision?
In der nächsten Ausgabe nimmt Mano sich noch den Melodischsten, den Innovativsten, den Fingerfertigsten, den mit dem schönsten Namen, den größten Poser und den Bluesigsten vor. Freut Euch drauf!
Zum Autor: Mano Cornuta ist im bürgerlichen Leben Lehrer in Köln und hat einen Namen über den er an dieser Stelle lieber schweigt....